Ein Wintertag....:... mit Kindern

Lesezeit: 4 min

Kultur, Natur und Konsum pur: eine kinderfreundliche Tour vom Münchner Westen in die Innenstadt.

Nicola Holzapfel

Starten wir unseren Tag mit einer Annahme, die für viele Eltern eine Ausnahme ist: Wir haben Zeit. Und außerdem sind die Kinder groß genug, um alleine zu laufen. Los geht's:

Das Nymphenburger Schloss (Foto: Foto: dpa)

Unsere erste Station ist das Museum Mensch und Natur im Nymphenburger Schloss (das vom Hauptbahnhof aus am besten mit der Tram 17 zu erreichen ist). Hier haben viele Kinder (und manche Eltern) so viel Spaß, dass sie gar nicht mehr hinaus wollen. Das liegt an den Exponaten, die zum spielerischen Mitmachen einladen. Und so sitzen Kinder und Erwachsene einträchtig nebeneinander vor den Vitrinen und raten Vogelstimmen, bestimmen Seepflanzen oder suchen nach Nachttieren.

Das Schöne an diesem Museum ist auch sein Ort. Wer es schließlich wieder heraus schafft, steht direkt vor dem Eingang zum Nymphenburger Park, der ideal für Familienspaziergänge ist. Hier kann man Kinder im Schlitten hinter sich herziehen und frei herumspringen lassen, ohne Angst haben zu müssen, dass sie jeden Moment von einem Radfahrer umgefahren oder einem freilaufenden Hund angefallen werden. Radfahren ist im Park nämlich verboten (Wer dagegen verstößt, wird recht schnell nicht nur von den Schlosswächtern, sondern auch von einigen Stamm-Besuchern des Parks verwiesen) und Hunde müssen an die Leine. Das liegt daran, dass es Wild im Park gibt. Wer öfters kommt und auch die kleineren Wege geht, hat gute Chancen einmal einem Reh gegenüberzustehen.

Im Winter steuern viele den See vor der Badenburg an. In den vergangenen Jahren waren dort auch immer Eisläufer zu sehen. Erlaubt ist das dort offiziell aber nicht, heißt es bei der Schlossinformation (Tel.179 08-0), sondern nur auf dem Kanal vor dem Schloss darf Schlittschuh gefahren werden (der allerdings zurzeit gereinigt wird). Gegen ein winterliches Picknick gibt es aber sicher nichts zu sagen. Eine schöne und geschützte Stelle dafür ist zum Beispiel der Apollo-Tempel auf der anderen Seite des Sees.

Wer nichts zu essen und trinken dabei hat oder langsam anfängt zu frieren, geht wieder zum Schloss zurück und weiter durch Nymphenburg und Neuhausen zum Cafe Ruffini in der Orffstraße. Das Ruffini ist ein besonderes Cafe, es hat keinen Chef, dafür 25 Gesellschafter. Neben dem Lokal gibt es auch einen Laden, der bis nachts geöffnet hat. Im Ruffini kann man noch einmal frühstücken, Mittag oder Kuchen essen. (Montags ist Ruhetag.)

Im Anschluss kommt man von hier aus gut in die Innenstadt, und das auch noch mit der Straßenbahn. Am Rotkreuz Platz setzt man sich in die Tram 12, die zum Romanplatz fährt und dort zur Linie 16 wird: Wer dabei einfach sitzen bleibt, landet schließlich am Sendlinger Tor. Dort gibt es vor Weihnachten ein paar Buden, aber nicht so viel Trubel und Gedrängel wie am Christkindl-Markt auf dem Marienplatz. Auch die Sendlinger Straße ist mit Kindern ganz gut zu gehen - sie ist nicht gar so voll wie die Fußgängerzone. Noch vorm anderen Ende kommt man an einem Maroni-Stand vorbei und dann an der SZ. Wer vorsorgen mag, kann hier schnell ein Exemplar der SZ-Kinderbibliothek mitnehmen (wir haben schließlich noch etwas vor, ein Lokal-Tipp kommt noch ...). Und dann geht's einfach gerade aus weiter über den Marienplatz in die Theatinerstraße. Für das Rathaus-Glockenspiel ist es inzwischen sicher zu spät. Im Winter läuft es nur um 11 und 12 Uhr.

Dafür gibt es vieles Andere zu sehen, was auch Kinder interessieren kann. Damit meinen wir jetzt nicht unbedingt die Fünf Höfe, die direkt auf dem Weg liegen, aber zum Beispiel die Theatinerkirche, die Residenz und den Hofgarten, wo im Pavillon oft Musiker spielen und die Kinder wieder frei rennen können. Von hier kann man dann über die Residenzstraße zurück Richtung Marienplatz gehen. So kommt man automatisch am Dallmayr vorbei, den viele Touristen ansteuern um Mitbringsel zu besorgen. Nach dem Kaufhaus Beck, das auch auf dem Weg liegt, ist nur noch zu überlegen, ob's direkt links in das Spielzeug-Museum im alten Rathausturm, ein paar Schritte weiter das Tal entlang ins Valentin-Musäum oder geradeaus zum Alten Peter geht. Oben auf dem Turm hat man eine schöne Aussicht auf München. Wenn der Turm stark besucht ist, kommt man aber besser ein anderes Mal wieder. Der Aufgang ist sehr steil und eng und daher sicher nichts für quengelige Kinder.

Am Viktualienmarkt führen die drei Routen wieder zusammen. Hier ist es zwar bei jedem Wetter schön, aber mit Schnee hat der Markt einen besonderen Charme. Mitten drin steht die Suppenküche, wo man schnell was Warmes in den Magen kriegt. Am Ende des Markts stößt man auf die neue Schrannenhalle, die erst im September aufgemacht hat. Sie steht an der selben Stelle wie die alte Schranne von 1851, die 1926 abgebaut wurde. Nicht alle Münchner mögen die neue Markthalle, aber gesehen haben muss man sie. Außer schauen, kann man hier auch kaufen und einkehren.

Schräg gegenüber ist der Sebastiansplatz, über den man mit ein paar Schritten zum Stadtcafé kommt. Jetzt geht's entweder erst ins Stadtmuseum, wo es verschiedene Ausstellungen gibt. Die Instrumentensammlung ist zum Beispiel auch für Kinder interessant. Oder es wird gleich ins Stadtcafé eingekehrt (Gut für Kinder: Hier läuft keine Musik, schlecht: Es darf geraucht werden). Dann darf der Nachwuchs sein Buch auspacken und die Eltern eine Latte Macchiato oder einen Wein bestellen und vielleicht zu einer der vielen Zeitungen greifen. Sollte es jemand über den Viktualienmarkt und durch die Schrannenhalle geschafft haben ohne etwas zu essen, ist jetzt eine gute Gelegenheit dazu. Im Stadtcafe schmeckt's.

Und danach? Geht's heim. Wir waren doch jetzt wirklich lang genug unterwegs.

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