Ein Job hinter den Kulissen:Der Kümmerer

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Thomas Mittermeier hält die Arena in Schuss. (Foto: Lukas Barth)

Zwischen Hubschrauber und Handtuchspender: Thomas Mittermeier sorgt als Facility Manager dafür, dass in der Arena auch an hektischen Spieltagen alles geregelt abläuft

Von Ruth Eisenreich, München

In neun Jahren in der Allianz-Arena bekommt man einiges zu sehen. Viel Erbrochenes natürlich, eingetretene Türen, kaputte Handtuchspender, ein paar zertrümmerte Klos. Falsch parkende Autos, die so tiefgelegt sind, dass die Verschiebemaschine nichts ausrichten kann. Einen Besucher, der sein Auto auf einem leeren Parkdeck um eine Säule wickelt, und einen, der ausrastet, weil sein direkt vor der Tür geparkter Wagen mit einer Parkkralle abgesperrt wurde.

Wie gut, dass Thomas Mittermeier kein Typ ist, der sich schnell aus der Ruhe bringen lässt. Er möge es, wenn es drunter und drüber gehe, sagt der 49-Jährige mit Glatze, eckiger Brille, kariertem Hemd und Stromberg-Bart in seinem lauten, schnellen Bairisch. Gelernt hat er seine Gelassenheit wohl auch in seinem früheren Job als Rettungsassistent. 18 Jahre lang fuhr er Einsätze, dann wollte er etwas Neues machen, raus aus der Schichtarbeit, die mit den Jahren immer anstrengender wurde. Seit Mai 2006 ist er "Facility Manager" in der Allianz Arena. Den Großteil seiner Arbeitszeit, sagt Mittermeier, verbringe er in seinem Büro oder in dem Besprechungsraum im fünften Stock des Stadions, in dem er jetzt sitzt. Leder-Drehstühle, ein wandfüllendes Trompe-l'oeuil-Gemälde, als Dekorationsobjekt ein Feuerlöscher mit einem aufgemalten Fußballer, es riecht nach belegten Brötchen, durch die geöffnete Glastür zur Tribüne dringen die Stimmen der Besuchergruppen herein.

Mittermeiers Job beinhaltet weniger Putzlappen, dafür viele E-Mails, Telefonate und Besprechungen. Mit vier Kollegen kümmert er sich darum, dass immer genug Stühle, Schilder und Fensterscheiben da sind, er bespricht mit der Polizei, auf welchen Wegen verfeindete Fans ins Stadion gebracht und wo Zäune zwischen ihnen aufgestellt werden, im Winter koordiniert er die Hubschrauber, die mit ihren Rotoren den Schnee vom Dach blasen. "Es ist ein Kümmerer-Job", sagt er. "Wenn es irgendwo ein Problem gibt, läutet mein Telefon."

Mittermeier, der extra seinen Urlaub unterbrochen hat, führt nun durch das Stadion, in die Business Lounge mit der goldenen Decke, über Rolltreppen hinab in den Besucherbereich und zum Müllplatz mit dem drei Meter hohen Container, der nur für Becher da ist und nach jedem zweiten Spiel geleert werden muss. Mittermeier kennt jeden Zentimeter des Stadions, weiß, welche Tür wann ein- und welche Treppe weshalb umgebaut wurde. An Spieltagen verlässt er das Haus selten vor ein Uhr morgens, besonders stressig wird es, wenn Bayern und 1860 an aufeinanderfolgenden Tagen spielen: "Dann muss das ganze Stadion über Nacht gereinigt und auf den anderen Verein gebrandet werden."

An seinem Job mag Mittermeier vor allem die Vielfältigkeit und die netten Kollegen, mit denen er auch mal am Wochenende Motorrad fährt. Dass er sich seinen Arbeitsplatz mit Starfußballern teilt, beeindruckt ihn hingegen wenig. Einmal habe er bei einem Fotoshooting im Haus Mark van Bommel und Miroslav Klose getroffen, "aber ich muss das nicht haben, das sind Menschen wie du und ich, ich bin kein Typ für Autogramme". Zum Fußballfan sei er überhaupt erst hier geworden, sagt Mittermeier, mehr als 400 Spiele habe er inzwischen gesehen. Er werde oft gefragt, was sein Lieblingsverein sei, sagt Mittermeier. Und? Der Kümmerer bleibt diplomatisch: "Die Roten sind spannend, bei denen ist mehr los als bei den Löwen. Aber ich bin neutral."

Der zehnte Geburtstag wird in der Arena am Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr gefeiert. Neben einer Sonderausstellung in der Erlebniswelt gibt es Spiele und Aktionen für Kinder und Erwachsene.

© SZ vom 30.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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