Ehrung:Richtig in Szene gesetzt

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Das Team der Schülerfirma "Blende 21" an der Mittelschule Blumenau erhielt den ersten Preis vom Münchner Schulamt. (Foto: Lisa Böttinger)

Das Fotostudio "Blende 21" hat den Schülerfirmenpreis der Münchner Mittelschulen gewonnen

Von Lisa Böttinger

Ein kühler Kellerraum, weiße Kabel schlängeln sich am hellgrauen Betonboden entlang, in den Metallregalen sammeln sich lose Notizzettel. Das Fotostudio der Schülerfirma "Blende 21" an der Mittelschule Blumenau erinnert an ein Start-up, und tatsächlich ist hier aus dem Nichts etwas entstanden, was man ein kleines, erfolgreiches Unternehmen nennen kann.

In dem kargen Raum haben sieben Schülerinnen und Schüler der achten Klassen ein Schuljahr lang professionell fotografiert: Porträts, biometrische Passfotos, Gruppen- und Freundschaftsbilder von Mitschülern oder Kindern aus den umliegenden Kitas. "Fotografieren heißt nicht einfach nur, auf einen Knopf zu drücken", sagt Aisel Hadzic, die mit 13 Jahren die Jüngste im Team der bis 15-jährigen Mittelschüler ist. "Mit der Blende stellt man den Bereich im Bild ein, der scharf sein soll", erklärt ihr Mitschüler Luis Martini.

Wolfgang Rudolph strahlt, wenn er das hört. Der Klassenleiter der 8b, in die die meisten der sieben Schüler gehen, hat der Firma die nötige Ausrüstung vorgestreckt: Eine gebrauchte Canon-Kamera aus dem Internet, dazu ein neues Objektiv, zwei Studioleuchten und einen Faltreflektor. Vor allem aber war er es, der in den Jugendlichen die Leidenschaft für das Fotografieren geweckt hat - und ihnen das nötige Know-how vermittelte. "Nach einem Monat Ausbildungsphase konnten alle ein gutes Bild machen - von da an stieg die Motivation konstant", sagt der 28-jährige Hobbyfotograf. Ab Januar habe das Team dann "tierisch Aufträge an Land gezogen". Und gegen Ende des Schuljahres: den ersten Platz beim Wettbewerb "firm - Münchner Mittelschulen gründen Schülerfirmen".

Mit dem Projekt kürt das Münchner Schulamt bereits seit 2004 die besten Schülerfirmen der achten Klassen von Mittelschulen. Schüler entwickeln dabei gemeinsam mit zwei Lehrkräften eine eigene Geschäftsidee, geben sich eine Unternehmensstruktur, wählen Mitarbeiter aus und verschaffen sich Startkapital durch den Verkauf von Anteilscheinen. Mert Kadak bewahrt die blauen Aktien von "Blende 21" in einer kupferfarbenen Blechdose auf, meistens trägt er sie ganz nah bei sich. 360 Euro hat die Firma mit ihren Aktien eingenommen, für fünf Euro pro Stück haben vor allem Mitschüler sie abgekauft. "Jetzt bekommt jeder sechs Euro zurück, also ein Plus von 20 Prozent", sagt Phillip Madzarevic stolz. Er wurde vom Team einstimmig zum Geschäftsführer gewählt. Die übrigen 1200 Euro vom Firmenkonto wollen sie dann unter sich aufteilen - fair natürlich, jeder bekommt nachträglich seine Stunden bezahlt.

"Der beste Moment im ganzen Jahr war aber, als wir bei der Preisverleihung unseren Namen gehört haben", erinnert sich Aisel Hadzic und schüttelt, noch immer ein wenig ungläubig, ihren rotblonden Haarschopf. Außer Geld nehmen die sieben aber etwas ganz anderes mit aus ihrem Firmenprojekt. "Wenn man sich etwas ganz fest vornimmt und alles dafür gibt, kann man es auch schaffen - nicht unbedingt alleine, aber im Team", erklärt Phillip Madzarevic.

Und Wolfgang Rudolph, der Lehrer, der die Firmengründung zusammen mit einem Kollegen angestoßen hat? "Ich konnte mich oft komplett rausnehmen und war eigentlich mehr Mitarbeiter als Lehrer," sagt Rudolph. Auch die zweit- und drittplatzierten Schülerfirmen (das Recycling-Unternehmen "Unique" der Mittelschule Zielstattstraße und gemeinsam auf dem dritten Platz die Upcycling-Firma "Do it" der Mittelschule Cincinnatistraße und "Betonbau Peslmüller" der Mittelschule Peslmüllerstraße) hätten sich der Jury aus Schülern, Elternbeiratsvorsitzenden und Lehrern, dem Schulamt und einem Wirtschaftsvertreter gut präsentiert. "Dieses Team hier hat den Sieg aber wirklich verdient", sagt Wolfgang Rudolph und grinst in die Runde.

Ob sein Team auch im kommenden, seinem letzten Schuljahr an der Mittelschule noch weiter fotografieren will, das wissen noch nicht alle. Nach den Sommerferien, sagen sie, müssen sie sich erst mal "richtig reinhängen". Dass sich das lohnt, wissen sie jetzt.

© SZ vom 25.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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