Ehrung:Profit ist nicht alles

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Gernot Weigl von München Marathon nimmt die Auszeichnung seines Betriebes von Bürgermeisterin Christine Strobl (li.) entgegen. (Foto: Stephan Rumpf)

Gehörlose Mitarbeiter, Ausflüge mit Demenzkranken oder Sportangebote für Flüchtlinge: Die Stadt zeichnet vier Unternehmen aus, die sich sozial engagieren

Von Linus Freymark

Am Anfang haben sie sich schon ein bisschen Gedanken gemacht. Ob das so funktionieren kann. Was die anderen Mitarbeiter sagen, wenn ein nicht geringer Teil der Belegschaft gehörlos ist. Aber Berührungsängste hatten Christian Betzl und Mike Riegler, Geschäftsführer beim Druckdienstleister CDS, nie. "Wir haben gesagt, wir probieren das jetzt einfach mal", erklärt Riegler. Mittlerweile ist jeder achte der 75 Beschäftigten des Unternehmens gehörlos, mit knapp 13 Prozent liegt die Quote der Beschäftigten mit Schwerbehinderung deutlich über dem vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Anteil von fünf Prozent. Die hörenden Mitarbeiter können in von der Firma organisierten Kursen Gebärdensprache lernen. Auch Riegler und Betzl haben daran teilgenommen - für ein paar Sätze reichen ihre Sprachkünste inzwischen. Leicht ist die Gebärdensprache nicht.

Für die Förderung der gehörlosen Mitarbeiter hat CDS am Montagabend den Preis "Münchens ausgezeichnete Unternehmen" des Sozialreferats in der Kategorie Mittlere Unternehmen bekommen. Die Stadt verleiht die Auszeichnung an Betriebe verschiedener Größe, die sich sozial engagieren.

So wie das aus fünf Beschäftigten bestehende "Kleinstunternehmen" München Marathon. Als 2015 viele Flüchtlinge nach München kamen, fragte sich das Team, wie man bei der Integration der Neuangekommenen helfen könnte. "Und was gibt es da Besseres als Sport?", haben sich Firmenchef Gernot Weigl und seine Kollegen gedacht. München Marathon lädt nun alljährlich Geflüchtete zum Lauf durch die Stadt oder zur Mithilfe an der Strecke ein. Das Angebot kam gut an, allerdings fragten viele Flüchtlinge auch nach einer Möglichkeit, Fußball zu spielen. Also organisierten Weigl und sein Team zusammen mit der Initiative Bunt kickt gut ein Fußballturnier im Olympiastadion - für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund.

In der Kategorie "Kleines Unternehmen" wurde der Reiseveranstalter Compass Tours Incoming geehrt, der zusammen mit dem Verein Carpe Diem Ausflüge und Tanzcafé-Nachmittage für Demenzkranke veranstaltet. Viele demente Menschen benötigen eine Eins-zu-eins Betreuung, Vereinen wie Carpe Diem fehlen oft die dafür nötigen Ressourcen. "Bei der Planung müssen so viele Details beachtet werden", sagt Ulrike Reder von Carpe Diem. Compass unterstützt das Projekt mit finanzieller und personeller Hilfe, den Ausflug dieses Jahr haben Azubis der Firma begleitet. "Die Begegnung mit älteren Menschen hat alle sehr bewegt", erzählt Geschäftsführerin Inga Kater.

Das größte Unternehmen unter den Preisträgern ist MAN. Das Münchner Unternehmen bietet Praktika für Geflüchtete an, von den anfangs 53 Praktikanten haben 17 mittlerweile einen Ausbildungsplatz im Montagebereich erhalten. Es sei wichtig, Geflüchtete "in Arbeit zu bringen", sagt Peter Attin aus der MAN-Geschäftsleitung - für deren Selbstwertgefühl und ihre gesellschaftliche Anerkennung. In einem weiteren Programm vermittelt das Unternehmen "Mentorships", wie es in der Firmensprache heißt. Mitarbeiter kümmern sich dabei um Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen und unterstützen sie bei der Suche nach geeigneten Praktikums- und Ausbildungsplätzen.

© SZ vom 05.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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