Zwischen Ebersberg und Grafing:Höchste Eisenbahn

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Bis März 2020 könnte feststehen, ob ein Ausweichgleis bei Wiesham grundsätzlich möglich ist

Von Wieland Bögel, Ebersberg/Grafing

Bei Fahrplänen wird im Allgemeinen in Stunden und Minuten gerechnet - manchmal sind es aber auch Jahre. Etwa im Fall eines Projektes, das vielen S-Bahn-Pendlern zwischen Ebersberg und Grafing die Fahrtwege erleichtern könnte: Der, zumindest teilweise, zweigleisige Ausbau zwischen den letzten drei S-Bahnstationen. Möglicherweise, so sagte es nun Landrat Robert Niedergesäß (CSU) im Rahmen eines Pressegespräches, könnte bis Ende kommenden Jahrzehnts ein Ausweichgleis zwischen Kreis- und Bärenstadt entstehen.

Dass ein solches überhaupt gebaut wird, ist indes noch alles andere als sicher. Derzeit befindet sich das Vorhaben in einer Art Vorprüfungsphase. Vergangene Woche hat es ein erstes Treffen des "Projektbegleitenden Beirates" gegeben. Das Gremium, dem auch der Ebersberger Landrat als Sprecher der MVV-Landkreise angehört, untersucht 39 Ausbauvorhaben an Bahnstrecken im Großraum München, eines ist die Strecke zwischen den beiden Städten des Landkreises Ebersberg. Bereits vor knapp einem Monat hatte der Landrat erklärt, er wolle darauf drängen, dass ein möglicher Ausbau am Ende der Strecke der S4 frühzeitig geprüft werden solle. Offenbar mit Erfolg, denn laut Niedergesäß ist das Projekt Zweigleisigkeit - wie immer es am Ende aussehen soll - ganz oben auf der Agenda gelandet. Bis März sollen verschiedene Varianten betrachtet werden, die dann im Beirat vorgestellt werden.

Was vermutlich nicht möglich sein dürfte, sei ein komplett zweigleisiger Ausbau zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg, sagte Niedergesäß. Eine Einschätzung, die nicht ganz überraschend ist: Bereits vor einigen Jahren, als die beiden Städte und der Landkreis eine eigene Machbarkeitsstudie für eine Verbesserung des S-Bahnverkehrs auf den Weg bringen wollten, war diese Option quasi ausgeschlossen worden. Denn im Stadtgebiet von Grafing und Ebersberg wäre an einigen Stellen kein Platz für ein zusätzliches Gleis - jedenfalls nicht, ohne in größerem Stil Privatgrundstücke aufkaufen zu müssen.

Genau dies habe er den Planern der Bahn auch mitgeteilt, so Niedergesäß weiter, vorrangig untersucht werden solle daher das "Ausweichgleis auf der grünen Wiese", also vermutlich auf Höhe der Ortschaft Wiesham. Ebenfalls untersucht werden muss, welche Auswirkungen das neue Gleis haben könnte - positive, wie negative. Zu ersteren zählt natürlich ein zuverlässigeres Bahnangebot. Denn, so Niedergesäß "der Fahrplan ist instabil" durch die häufigen Verspätungen aufgrund des belegten Einzelgleises. Negative Folgen könnten hingegen für die Grafinger entstehen, die nicht mit der Bahn unterwegs sind: Da das Ausweichgleis langfristig einen engeren Takt ermöglicht, wären die Bahnübergänge in Grafing - vier Stück, inklusive jenem bei Wiesham - öfter geschlossen. In der Stadt hatte es in der Vergangenheit bereits Forderungen nach Über- oder Unterführungen gegeben.

Wie lange es, ein positives Ergebnis der Experten vorausgesetzt, nun aber dauern wird, bis sich die S-Bahnen zwischen Ebersberg und Grafing nicht mehr ins Gehege kommen, dazu könne man "keine seriöse Prognose wagen", sagte Niedergesäß. Einen Wunsch zum Zeitplan hat der Landrat dagegen durchaus: "Zehn Jahre, das sollte das Ziel sein."

© SZ vom 10.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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