Polizei-Bilanz:Radlerunfälle im Landkreis Ebersberg nehmen deutlich zu

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Symbolfoto. (Foto: Stephan Rumpf)

Laut einer aktuellen Statistik sind immer mehr Fahrradfahrer verwickelt. Überraschenderweise steigt auch die Beteiligung einer anderen Gruppe.

Von Christian Bauer

Fußgänger und Radler leben im Landkreis offenbar gefährlicher als noch vor ein paar Jahren: Diesen Schluss könnte man jedenfalls aus der aktuellen Verkehrsunfallstatistik ziehen. Die Zahl der Radlerunfälle erhöhte sich im Jahr 2018 um 17,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, nämlich auf nun 146. Zu mehr als 60 Prozent waren die Radfahrer die Verursacher der Kollisionen, immer wurde der Radler dabei verletzt, einmal sogar getötet. Trauriger Spitzenreiter ist Poing: Hier registrierte man einen Rekordwert in den vergangenen fünf Jahren, nämlich 94 Unfälle mit Radlern.

Für Stephan Mittermaier, Sachbearbeiter Verkehr der Polizeiinspektion Ebersberg, gibt es vor allem einen Grund für die Zunahme solcher Kollisionen: dass "die letzten Jahre der Fahrradverkehr angestiegen, die Fahrradinfrastruktur aber noch nicht in dem Maße ausgebaut ist".

Drastisch stieg im Landkreis auch die Zahl der Unglücke mit Beteiligung von Fußgängern - nämlich um mehr als 25 Prozent auf 34 Unfälle insgesamt. Verletzt wurden 32 Fußgänger, 6,7 Prozent mehr als 2017.

Insgesamt fällt die Unfallbilanz für das Jahr 2018 gemischt aus. Eine der guten Nachrichten: Unfälle aufgrund von Alkohol, überhöhter Geschwindigkeit oder Unerfahrenheit der Fahrer gingen deutlich zurück. Dennoch passierten auch 2018 auf den Straßen des Landkreises wieder mehr Unfälle als im Vorjahr. Die lokale Steigerung um 2,1 Prozent liegt dabei klar über dem Durchschnitt von 1,4 Prozent im Bezirk Oberbayern Nord. Von den insgesamt 3197 Unfällen entstand bei 420 ein Personenschaden. 549 Beteiligte erlitten Verletzungen (minus 1,6 Prozent). 433 davon wurden leicht, 116 schwer verletzt. Die Zahl der Getöteten stieg von fünf auf acht.

Häufiger als im Vorjahr waren im Jahr 2018 Senioren an Unfällen beteiligt, diese Steigerung beträgt 13,5 Prozent. In 237 von 336 Fällen waren die Senioren schuld an diesen Unfällen, die Quote beträgt also bei den mehr als 65-Jährigen gut 70 Prozent. 94 Personen wurden bei diesen Unfällen verwundet (plus 23,7 Prozent), fünf Senioren starben. Motorradunfälle wiederum nahmen um 20,5 Prozent auf 66 ab, etwas mehr als die Hälfte davon wurden von den Motorradfahrern verschuldet. 59 von ihnen zogen sich Verletzungen zu (minus 14,5 Prozent). Getötet wurde hierbei glücklicherweise niemand.

Seltener als 2017 waren auch junge Fahranfänger unter 24 Jahren in Zusammenstöße verwickelt. 254 Fälle, von denen sie 146 verursachten, sind ein Rückgang um neun Prozent. Auffällig ist allerdings der überproportional hohe Anteil von 22,5 Prozent junger Fahrer bei den Geschwindigkeitsunfällen. Das Präsidium Oberbayern Nord schreibt dies vor allem der altersbedingten Risikobereitschaft zu. Die Zahl der Fälle, in denen Kinder auf dem Schulweg verletzt wurden, erhöhte sich leicht von sieben auf acht. Eine wesentliche Gefahr im Landkreis sind und bleiben Wildunfälle mit einer Zahl von 568 im Jahr 2018. Auch wenn dies einen sanften Rückgang um 2,2 Prozent bedeutet, sind das beinahe 18 Prozent aller Unfälle. Verletzt wurden dabei 2017 allerdings noch sieben Menschen, im vergangenen Jahr hingegen keiner.

Betrachtet man die Unfallorte, ergibt sich wenig Überraschendes: Auf geschlossene Ortschaften entfallen etwa doppelt so viele Unfälle wie auf den außerörtlichen Bereich. Die Todesrate jedoch ist außerhalb der Ortschaften merklich höher. Sechs Menschen starben außerorts, zwei bei Unfällen innerhalb von Ortschaften.

Die Top drei der Unfallursachen im Landkreis deckt sich mit der des ganzen Bezirks: Wenn auch knapp, dominieren mit 24,8 Prozent Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärts-, Ein- oder Anfahren. Dicht dahinter folgt die Nichtbeachtung des nötigen Sicherheitsabstands mit 22,4 Prozent. Auf Platz drei befindet sich die Missachtung von Vorfahrt oder Vorrang mit 6,4 Prozent. Im Gebiet der Poinger Polizei liegen Vorfahrtsfehler mit 29 Prozent ganz vorn.

Erfreulich ist, dass alkoholbedingte Unfälle im Landkreis deutlich seltener wurden. Mit 38 Fällen ist eine Abnahme um 26,9 Prozent zu verzeichnen, während in ganz Oberbayern Nord dagegen ein schwacher Anstieg zu erkennen ist. In Ebersberg wurden 17 Menschen durch Alkoholunfälle verletzt, 43,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Tote forderte der Alkohol im Straßenverkehr keine. In Poing erreicht man bei der Unglücksursache Alkohol mit einem Rückgang um 41,2 Prozent sogar den tiefsten Wert der vergangenen fünf Jahre. Sonstige Drogen spielen mit nur zwei Unfällen ohne Verletzte eine verschwindend geringe Rolle im Landkreis.

Sowohl in ganz Oberbayern Nord als auch in Ebersberg nahmen geschwindigkeitsbedingte Unfälle ebenfalls an Häufigkeit ab, und das um deutliche 14,3 beziehungsweise 11,5 Prozent. Verletzte gab es dabei im Landkreis 75 (minus 6,3 Prozent), Tote drei. Als Grund für den Rückgang nennt die Polizeiinspektion Poing strategisch an Problemstellen platzierte Blitzer und Geschwindigkeitsmessgeräte.

© SZ vom 27.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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