Zauberwettbewerb:Magie nur für Magier

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In Ebersberg finden die Vorentscheide für die Deutsche Meisterschaft der Zauberkunst statt. In acht Disziplinen treten die Teilnehmer gegeneinander an, doch nur beim Kinderzaubern und der Galashow darf ein Publikum anwesend sein

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Mit aufgeregt wackelnden Füßen und vor Spannung nach vorne gebeugten Rücken sitzen sie in den ersten Reihen im Alten Kino; die neugierigen Blicke auf die Bühne gerichtet. Aufgeregt und begeistert sind die Erst- bis Drittklässler. Es herrscht eine Stimmung, wie sie Joanne K. Rowling, die Autorin der Harry Potter-Romane, nicht besser hätte erfinden können. Kein Wunder: Die Grundschüler durften bei einer Veranstaltung dabei sein, die sonst nur für Fachpublikum zugänglich ist. Denn am Wochenende fanden die Vorentscheide für die Deutsche Meisterschaft der Zauberkunst in Ebersberg statt.

Die Sparte Kinderzauberei ist dabei die einzige im ganzen Wettbewerb mit einem nicht fachlichen Publikum. "Beim Kinderzaubern spielen die technischen Fähigkeiten der Zauberkünstler keine ausschlaggebende Rolle. Das wichtigste sind einfach die Reaktionen der Kleinen", erklärt der Juryleiter Jan Vorwerg. Ohne Kinder als Stimmungsbarometer wäre das alles eher sinnlos.

Die Wettbewerbe in den übrigen Kategorien Allgemeine Magie, Mentalmagie, Comedy, Manipulation, Close up, Kartenkunst und Parlor Magic hingegen waren geschlossene Veranstaltungen. Nur die Jury sowie angemeldete Zauberkünstler hatten Zugang. Weshalb, das kann auch der Presseverantwortliche Svend Stein-Angel nicht genau erklären.

Die Zauberei soll die Zuschauer begeistern: Das ist den Zauberern im Alten Kino bei der Galashow am Samstag auf jeden Fall gelungen. (Foto: Christian Endt)

Unter dem Pseudonym Jalin Alfar ist Stein-Angel selbst einer der Teilnehmer in der Sparte Kinderzaubern. Eigentlich "zaubert" er aber im Bereich Close up- und Bühnenmagie für Erwachsene. Das mit der Kinderzauberei ergab sich eher per Zufall. "Dieses Zauber-Onkel-Dasein, das man vielen Kinderzauberern nachsagt und das viele auch leben, das gefällt mir persönlich nicht sehr", sagte Stein-Angel.

Deshalb ist ihm bei seiner Show sehr wichtig, einen Zauberer mit eigenem Stil und "mit Ecken und Kanten" zu mimen. So ist er einer der wenigen Künstler, die nicht mit verstellter Stimme und übertriebener Gestik zu den Kindern sprechen. Für die Grundschüler hingegen scheint es keinen Unterschied zu machen, auf welche Weise die Magier sich ausdrücken. Ihr Spaßlevel ist eher abhängig von einer hohen Anzahl an Zaubertricks und von möglichst vielen Chancen, auf der Bühne selbst mitzuzaubern. Das wichtigste ist eine vielfältige Präsentationstechnik.

Das deckt sich mit den Kriterien, die für Juryleiter Vorwerg Priorität haben: "In allen Sparten zählt die Originalität: Kann der Zauberkünstler alte Kunststücke in ein neues Gewand kleiden?" Und Vorwerg muss es schließlich wissen. Seit 2002 ist der Zauberkünstler bereits Mitglied in der Jury; seit 2011 sogar Juryleiter.

Der hauptberufliche Rechtsanwalt erklärt, dass sich die Leistungen so fair wie möglich in der Jurybewertung widerspiegeln sollen. Deshalb gibt es bei den Vorentscheiden für die ersten drei Ränge auch jeweils eine Mindestpunktanzahl, die die Zauberkünstler erreichen müssen. So könne es sein, dass es in einer Sparte keinen ersten Platz, dafür aber zwei zweite Plätze gibt, erklärt er.

Für die Künstler selbst gibt es am Wochenende auch noch etwas zu entdecken: neue Techniken und Ausstattung auf der Fachmesse. (Foto: Christian Endt)

Dadurch soll verhindert werden, dass Gewinnchancen der Zauberkünstler steigen, je weniger Teilnehmer es in ihrer Kategorie gibt. "Alle, die ihren Punkten nach auf den ersten drei Plätzen sind, haben sich für die deutsche Meisterschaft qualifiziert. Wenn es nur drei Teilnehmer gibt, hätten die es ja automatisch geschafft." Für die Meisterschaften gilt dann dasselbe Prinzip, nur dass die Jury auf sieben Mitglieder anwächst.

Die einzige Veranstaltung, die ein öffentliches Publikum erlaubt, ist die Galashow am Samstagabend. Mit Zauberkünstlern wie dem amtierenden deutschen Meister und gebürtigen Forstinninger Luke Dimon gibt es bei der Vorführung erstklassige Zauberkünstler zu sehen. Dennoch ist es ein Versäumnis des Magischen Zirkels von Deutschland, die Wettbewerbe und Shows unter das Konzept eines Kongresses zu fassen. Denn damit schließen sie Zauberkunstinteressierte und jene, die es noch werden könnten, aus.

Man stelle sich nur einmal vor, die Qualifikationsspiele der anstehenden Fußballeuropameisterschaft wären ohne jubelnde Fans im Stadion ausgetragen worden: Ein gut gemischtes Publikum aus Experten, begeisterten Anhängern und Neugierigen ist es doch schließlich, das allen Wettbewerben ihren einzigartigen Charakter verleiht.

Besonders gut haben sich diese Magier geschlagen und die besten Plätze in ihrer Disziplin gemacht: Zauberkunst für Kinder: Smilla und Tilda (1. Platz); Allgemeine Magie: F. C. Bimslechner (1. Platz); Mentalmagie: Juliet Mind (3. Platz); Comedy: Mistero (2. Platz); Manipulation: Samuel Goldmann (1. Platz); Close up: Clemens Illgner (1. Platz); Kartenkunst: Bill Cheung (1. Platz); Parlor Magic: Axel Hecklau (1. Platz).

© SZ vom 06.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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