Wissenswertes über Erdwärme:Ein teurer Schuhkarton

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Beim Infotag Geothermie in Poing erklärt Andreas Reichart (rechts) das Heizwerk. (Foto: Christian Endt)

Beim Informationstag zur Geothermieanlage in Poing bleibt es ruhig

Von Annalena Ehrlicher, Poing

Es ist ruhig geworden um die Geothermieanlage in Poing: Nach dem Erdbeben im September 2017 gab es viele Fragen. Nun, etwas mehr als ein Jahr später, hat das Unternehmen Bayernwerk Natur zu einem Informationstag beim Heizwerk und am Bohrplatz der Geothermieanlage eingeladen. "Es gab keinen bestimmten Anlass", betont Pressesprecher Christian Martens und fügt hinzu: "Uns war es wichtig, den Menschen die Möglichkeit zu geben, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und sich über die technischen Hintergründe zu informieren."

Halb drei nachmittags: Seit zweieinhalb Stunden stehen die Mitarbeiter von Bayernwerk Natur bereit. Infotafeln hängen aus, die immensen Heizkessel sind mit kleinen Schildern versehen, die grundlegende Informationen für Interessierte liefern. Ob es schon einen Ansturm gab? Martens zuckt mit den Schultern: "Sie sehen ja, dass es im Moment ganz ruhig ist - wir haben uns aber auf beide Szenarien vorbereitet." Vor der Anlage stehen zwei große Plexiglaskisten voller Schutzhelme, die sich die Besucher vor dem Betreten der Hallen aufsetzen müssen. "Sicherheitsvorkehrungen", erklärt Andreas Reichart zu Beginn der Führung, die er gleich leitet.

Während draußen die Sonne strahlt, ist im Heizwerk das konstante Summen der Maschinen so laut, dass Reichart die Stimme bei seinen Erläuterungen heben muss: "Hier sehen Sie das Herzstück der Anlage: den Geothermiewärmeaustauscher", wendet er sich an ein älteres Ehepaar, das neugierig die meterhohe Anlage beäugt. Wie kommt die Wärme aus 3000 Meter in den einzelnen Haushalten an? Wohin wird das Wasser im Anschluss abgeführt? Fragen wie diese erläutern der Bayernwerk Natur-Mitarbeiter und seine Kollegen geduldig den Besucherinnen und Besuchern. "Welche Restwärme darf das Wasser maximal haben, wenn es zurück in die Erde gelassen wird?", fragt ein Herr beispielsweise. Um das Erdbeben im vergangenen Jahr geht es zu keinem Zeitpunkt.

Ein paar hundert Meter weiter, am Bohrplatz, wartet Michael Schumann, der das Fernwärmeprojekt seinerzeit geleitet hat. Gemeinsam mit Teamleiter Deniz Demircan steht er bereit, um beispielsweise über die Funktion und Arbeitsweise der Messstationen rund um Poing zu referieren. Vier fest im Boden installierte - die nördlichste davon in Finsing - sowie eine mobile Station im Obergeschoss der Seerosenschule gibt es. "Damit Sie ein Bild im Kopf haben: Die mobile Messstation ist in etwa so groß wie ein Schuhkarton - kostet aber in etwa 15 000 Euro", erläutert Schumann.

Die Geräte müssen jedoch auch einiges leisten: Kleinste Schwingungen - Erdbeben im Vogtland oder auf den Fidschis - fangen die Geräte noch ein. "Deshalb ist es auch schwierig die Daten zur ständigen Einsicht zu veröffentlichen: Das sieht erst einmal wild aus, wenn man mit der Funktionsweise nicht vertraut ist", wirft Martens ein. Auch Schumann gibt zu, dass er zunächst morgens bei den Kontrollen kurz zusammengeschreckt sei, weil er Ausschläge gesehen hat, die sich dann als weitentfernte Beben herausgestellt haben: "Aber sollte wirklich einmal etwas für die Region Relevantes passieren, gibt es eine Meldekette und sowohl Mobil- als auch Mailbenachrichtigungen", erklärt er.

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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