Wenn der Verstand an der Staffelei Pause macht:Träumerische Räume

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Richard Salobir aus Glonn und Elisabeth Schmähling aus Samerberg zeigen in der Klosterschule gemalte "Innere und äußere Landschaften"

Von Anja Blum

Zum Wesen einer Landschaft gehört vornehmlich, dass man in ihr spazieren gehen kann. Insofern haben Richard Salobir und Elisabeth Schmähling einen treffenden Titel für ihre Ausstellung in der Glonner Klosterschule gewählt, denn beide erschaffen mit ihrer Malerei träumerische Räume, in denen der Geist ungehindert umherwandern kann: "Innere und äußere Landschaften" haben sie ihre erste Doppelschau überschrieben. Eröffnet wird sie am Freitag, 15. März, um 19 Uhr.

Richard Salobir findet seine Inspiration in der freien Natur. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Richard Salobir aus Glonn ist dabei für die äußeren Landschaften zuständig: Der gebürtige Kärntner findet als begeisterter Radler, Tourengeher und Skifahrer seine Inspiration in der freien Natur, bezeichnet diese als sein Vorbild. Allerdings geht es dem 57-Jährigen nicht um realistische Abbildhaftigkeit, sondern um "verinnerlichte Landschaftserfahrungen, die eine malerische Ausdrucksform suchen". Die Kunst ist ihm ein von Gefühlen geleiteter Prozess, von Skizzen hin zu Gemälden, in dessen Verlauf er das Motiv mal mehr, mal weniger verfremdet. "Ich male mir meine eigene Welt", nennt das der Glonner augenzwinkernd. Manchmal drehe er ein Bild auch immer wieder, bis es für ihn passe, oder er hole ein altes erneut hervor, um wieder daran weiterzuarbeiten. Ein völlig intuitives Vorgehen, das nur schwer in Worte zu fassen ist.

Die Abstraktion geht bei Richard Salobir allerdings nie so weit, dass die Abbildung dem Betrachter rätselhaft bliebe: Man erkennt durchaus Wasserflächen, Schilf, Wege, Bäume, Berge sowie ab und an menschliche Figuren. Auch die zumeist gedeckten Farben, die er gekonnt verwendet, verströmen eine harmonische Natürlichkeit.

Zur Malerei gekommen ist Salobir vor etwa acht Jahren, eine "kleine Krise" habe ihn wieder mit der eigenen Kreativität, die seit Jugendtagen geruht hatte, in Verbindung gebracht, erzählt er. Los ging es dabei mit Aquarell, heute ist der 57-Jährige vor allem von Ölfarben fasziniert, experimentiert aber auch gerne mit Kohle, Tische, Moorlauge oder verschiedenen Grundierungen.

Beim Glonner Kulturverein hat Salobir als Mitglied schon öfter ausgestellt, dass er sich die Galerie der Klosterschule mit nur einem anderen Künstler teilt, ist ein Novum. Kennengelernt haben sich Salobir und Elisabeth Schmähling, die aus Samerberg stammt, bei einem Malkurs in Kolbermoor. Zwei Jahre lang haben sie dort intensiv miteinander gearbeitet, und auch im Nachhinein trifft sich die Gruppe regelmäßig zum kreativen Austausch, den beide sehr schätzen.

Elisabeth Schmähling freut sich auf die gemeinsame Ausstellung in der Glonner Klosterschule. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Elisabeth Schmähling ist als psychotherapeutisch tätige Ärztin in diesem kreativen Duett eher für die inneren Landschaften zuständig. Sie arbeitet um einiges abstrakter als Salobir: Bei ihr verweben sich diverse Andeutungen zu Bildern, die viel Raum lassen für eigene Assoziationen. "Natürlich habe ich meine persönliche Interpretation, aber die möchte ich nicht laut kund tun", sagt Schmähling. "Jeder soll dem folgen, was er selbst sieht." Deutlich ist ihr Pinselstrich zu erkennen, der mal wolkige Flächen, mal rasch hingeworfene Striche kreiert und die Augen einlädt, ihm zu folgen, von einer geheimnisvollen Form oder Gestalt zur nächsten. Wie stimmungsvolle Traumlandschaften wirken diese Gemälde, sie sprechen Sphären an, die sich dem Verstand längst entzogen haben.

Auch Elisabeth Schmähling hat in der Kunst schon vieles ausprobiert, von Acrylmalerei bis hin zum Druck, und ist mittlerweile bei den Ölfarben gelandet. "Die sind einfach so intensiv!", schwärmt die 75-Jährige. Allerdings gestaltet sie manche Bilder auch sehr dezent, fast monochrom.

Und auch in der Herangehensweise habe sie zuletzt eine große Entwicklung durchgemacht, erzählt Schmähling: "Heute habe ich keine Angst mehr vor der weißen Leinwand, sondern arbeite einfach drauflos, bis sich irgendetwas herauskristallisiert." Sie habe nun gelernt, sich einzulassen auf das gerade Entstehende, auf das Verwerfen und wieder neu Anfangen.

"Malen ohne Plan", wie sie es nennt, ist neben der Räumlichkeit also ein weiteres Merkmal, das die Kunst von Schmähling und Salobir verbindet. Der Verstand - er darf an der Staffelei einmal Pause machen. Und wem es als Betrachter gelingt, dieser Malerei auf ähnliche Weise zu begegnen, der wird in der Ausstellung viel Schönes entdecken können.

"Innere und äußere Landschaften", Ausstellung von Elisabeth Schmähling und Richard Salobir in der Glonner Klosterschule, Vernissage am Freitag, 15. März, um 19 Uhr, zu sehen am Samstag, 16. März, von 14 bis 19 Uhr und am Sonntag, 17. März, von 10 bis 18 Uhr.

© SZ vom 14.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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