Waldmuseum:In der Baumschule

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Welche Krankheiten hatte dieser umgestürzte Baum? Eine Frage, die die Baumkontrolleure nach ihrem Seminar locker beantworten können. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Morsch, verpilzt oder wackelig: Wann Eiche, Esche und Co. am Ende sind, vermittelt eine Fortbildung im Waldmuseum

Von Nina Kugler, Ebersberg

"Das gute Wetter habe ich extra bestellt. Das war das aufwendigste bei der ganzen Planung" erzählt Harald Käsbauer und lacht. Käsbauer ist der Organisator der Fortbildung für Baumkontrolleure aus dem Landkreis Ebersberg und selbst auch Baumkontrolleur. Wer sich nun fragt, was ein Baumkontrolleur überhaupt ist: dieser ist zuständig für die Pflege und Sicherung von Bäumen in besiedelten Gebieten, also beispielsweise in Parks oder Grünanlagen der Gemeinden.

Seit 2008 organisiert Käsbauer alle zwei Jahre eine Weiterbildung für seine Kollegen. "Es ist mir ein persönliches Anliegen, dass wir regelmäßig zusammenkommen und uns austauschen" erklärt der Gartenbauingenieur. Zwei Tage lang haben neben den Baumkontrolleuren auch Sachbearbeiter und Baumpfleger an den theoretischen und praktischen Workshops mitgearbeitet. Als Tagungsstätte diente das Waldmuseum, das idyllisch am Rand des Forsts liegt und somit eine optimale Lage für den praktischen Teil der Fortbildung bietet. Der diesjährige Schwerpunkt der Fortbildung wurde auf das Thema "Baumartenspezifische Symptome und Krankheiten" gelegt. Besonders das Eschentriebsterben bereitet den Baumkontrolleuren im Landkreis seit Jahren große Sorgen.

Doch auch der Orkan Niklas ließ die Gäste diskutieren und beratschlagen. Schließlich war die Region Oberbayern besonders stark betroffen. Käsbauer erklärt, dass bei den meisten, durch den heftigen Sturm beschädigten Bäumen, keine Rettung möglich gewesen sei. Es seien schließlich nicht nur kranke Bäume umgerissen worden. "Der Wind kam über mehrere Tage sehr stark aus verschiedenen Richtungen. Der Baum ist also hin- und hergeschwankt und das hat die Wurzeln mit der Zeit zerrissen. Dazu kam noch, dass der Boden sehr feucht war und der Baum so noch schlechteren Halt hatte. Das zusammen hat dazu geführt, dass sehr viele Bäume umgestürzt sind." Nur der vorbildlichen und zuverlässigen Arbeit der Baumkontrolleure sei es zu verdanken, dass es in den Ortschaften nicht zu größeren Sturmschäden gekommen sei. Denn bereits im Februar und März wurden die meisten Bäume in den Gemeinden beschnitten und "verkehrssicher" gemacht, so Käsbauer.

Das kann auch Zornedings Bürgermeister, Piet Mayr (CSU), bestätigen. In seiner Gemeinde wurden bereits im Februar mehrere hundert Bäume von Baumkontrolleuren begutachtet. Zwischen 60 und 70 dieser Bäume mussten schließlich bearbeitet werden - ein Aufreger damals. "Leider mussten wir tatsächlich einige Bäume fällen, andere wurden sehr stark beschnitten. Aber im Nachhinein war es eine gute Maßnahme, denn auf öffentlichen Grund ist in der Gemeinde nicht viel passiert" so Mayr.

Bevor die 41 Teilnehmer aber selbst an die Bäume durften, mussten sie zuerst eineinhalb Tage theoretischen Unterricht durchstehen. Dabei standen Krankheiten verschiedener Baumarten auf dem Unterrichtsplan, genauso wie Baumschnitt sowie die aktuelle Rechtsprechung bei Schadensfällen. "Der Erfahrungsaustausch ist das Wichtigste. Wir berichten uns gegenseitig, was wir erleben und was es für Probleme gibt. Die Mischung aus Kontrolleuren, Sachbearbeitern und Pflegern ist toll", sagt Käsbauer. Unterstützung erhielt er aus Dresden: die beiden Forstingenieure Henrik Weiß und Matthias Goede haben einige der Seminare geleitet. Goede ging besonders auf die Schnitttechnik bei Jungbäumen ein und erklärte außerdem, wann Kronensicherung notwendig ist. "Wenn ein Ast in der Baumkrone während eines Sturms beschädigt wurde und abzubrechen droht, kann man ihn mit einem Textil- oder Stahlseil absichern". Dies sei vor allem bei alten Bäumen sinnvoll, die man nicht fällen wolle. Am zweiten Nachmittag durften die Baumkenner dann endlich in die Natur. An einem umgestürzten Baum auf dem Gelände des Waldmuseums konnten sie sogleich ihr neu erlerntes Wissen anwenden. "Man sieht deutlich, dass dieser Baum schon krank war", sagt Käsbauer und deutet auf den Stamm. "Der Sturm Niklas hat ihm dann sozusagen den Rest gegeben und ihn umgeworfen. Dagegen hätten wir gar nichts tun können".

© SZ vom 20.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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