Vielseitige Schau:Im Auge des Zebras

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Teilnehmer des Kurses "Malen an der Staffelei" zeigen ihre Bilder in einer Ausstellung im Poinger VHS-Haus. Unter der Leitung von Christiane Meier ist Konkretes, aber auch Verfremdetes entstanden

Von Alexandra Leuthner, Poing

Der Cinquecento ist ein freundliches Auto. Man schließt ihn unwillkürlich ins Herz, putzig wie er aussieht. Ob Christa Hirschmann dem kleinsten Modell der Marke Fiat, deren Namen übel meinende Zeitgenossen mit "Fehler in allen Teilen" buchstabieren, auch ein Denkmal gesetzt hätte, würde sie täglich persönlichen Umgang mit ihm pflegen, mag dahin gestellt sein und tut hier auch nichts zur Sache. Jedenfalls aber hat sie dem sympathischen Äußeren des italienischen Klassikers auf einer ihrer Leinwände ein Denkmal in Beige gesetzt, und das hängt jetzt ganz ohne Fehl und Tadel hoch über den Tischen in Kursraum G8161 an der Wand.

Ohne Vorgaben: So ist sehr Unterschiedliches entstanden auf den Staffeleien in der VHS in Poing. Hannelore Günther hat dieses Bild gemalt, das in seiner Abstraktion entfernt an eine Landschaft der Toskana erinnert. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Bild ist Teil einer Ausstellung, welche die Teilnehmer des VHS-Kurses "Malen an der Staffelei", geleitet von Christiane Meier, gestaltet haben. Die Bilder sind im Gang und in den Seminarräumen der Poinger VHS-Außenstelle zu sehen. Ohne Themenvorgabe konnten sich die Kursteilnehmer völlig zwanglos auf das im Vergleich zum Malen oder Zeichnen am Tisch weitaus dynamischere Arbeiten an der Staffelei einlassen. "Es ist schon ein großer Unterschied", erklärt Kursleiterin Meier, "da kann man immer mal wieder zurück treten, kann größere Formate machen." Was letztlich auch einige der Teilnehmer genutzt haben, die abgesehen von den Vorgaben Staffelei und Acryl frei in Motivwahl und Umsetzung waren. Natürlich gibt die Kursleiterin Tipps zur Bearbeitung des Untergrunds - "dreimal Grundieren ist wichtig, ist doch nicht schön, wenn sonst bei weiß bleibenden Stellen die pure Leinwandstruktur durchschimmert" -, zur Wahl geeigneter Farben und schließlich auch zum Übertrag von Bildvorlagen auf den Hintergrund. Um etwa ein Motiv wie die Birkenstämme vor einem See, wie Gerd Kriso sie gemalt und mit blutrotem Laub versehen hat, in der korrekten Perspektive wieder zu geben, gibt es verschiedene Möglichkeiten. "Aber eines mache ich nie", erklärt Meier, die den Kurs bereits seit sechs Jahren betreut, "ich male nie den Teilnehmern in ihre Bilder hinein."

Der (Mailänder?) Modewelt huldigt vielleicht die Frau in Lila von Georgine Waldmann. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Und so sind ganz unterschiedliche Malereien entstanden, Abstrahiertes wie etwa die vierfache Silhouette einer schlanken Dame mit Hut, die in mehreren Farben an verschiedenen Stellen eines Bildes von Georgine Waldmann auftaucht, auf Strukturflächen posierend wie Statuen auf dem Podest. Im Hintergrund kündet die Andeutung einer Stadt vielleicht von dem Traum, den die modische Dame träumt. Daneben hängt Verfremdetes; reduzierte Bäume und Menschen in gelber Fläche, auch hier im Hintergrund die angedeuteten Türme einer Stadt von Hannelore Günther.

Mit Sicherheit italienischen Ursprungs ist der Cinquecento von Christa Hirschmann. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mehrere Porträts finden sich in einem der Seminarräume. Fast ein Gegensatzpaar hat Wiltrud Astner gemalt, zum einen das bleiche, fast maskenhafte Gesicht einer Frau, flächig, mit grauen Augen und grellrot scharf gezirkeltem Mund, gekleidet in türkises Kleid und asymmetrische Kopfbedeckung. Ihre Liebe zur detailreichen Gestaltung, die sie dem Kleidungsstück hat angedeihen lassen, findet sich im Bild gleich daneben wieder. Das Hauptmotiv ist hier das Profil einer dunkelhäutigen Frau, das seinerseits in die Mitte einer vom Zahn der Zeit gezeichneten Garagenzeile gemalt ist. Blickfang ist die leuchtend bunte Kopfbedeckung, die den reizvollen Gegensatz zum fahlen Winterhimmel und den filigranen reifbedeckten Zweigen eines hohen Baumes im Hintergrund bildet.

Gleich beim Treppenaufgang guckt dem Besucher aus einem schelmischen Auge ein halbes Zebra entgegen, dessen hohes, schlankes Format vermuten lässt, dass das Bild noch eine zweite Hälfte haben muss. Doch Christa Hirschmann hat bewusst darauf verzichtet, das Porträt zu komplettieren, und so wirkt es wie die Reminiszenz an jenes ganze Zebra, das den Flyer und das Plakat der Ausstellung ziert, aber mittlerweile wohl davon galoppiert ist und jetzt bei Kunstfreunden in Rumänien hängt.

Die Ausstellung im Poinger VHS-Haus, Friedensstraße 5, wird am Freitag, 5. Oktober, 19 Uhr, eröffnet. Die Bilder von Wiltrud Astner, Hannelore Günther, Christa Hirschmann, Gerd Kriso, Hannelore Nar, Luise Nellen, Renate Sabatier und Georgine Waldmann sind zu sehen bis Freitag, 7. Dezember, während der Öffnungszeiten, Montag und Donnerstag, 9 bis 12 Uhr, sowie Dienstag, 17 bis 19 Uhr.

© SZ vom 05.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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