Vhs-Vaterstetten:Zeit für neue Strukturen

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Die Vhs ist ein Erfolgsprojekt. Wenn das so bleiben soll, ist es sicher gut, wenn sich so manches ändert

Von Wieland Bögel

Se vogliamo che tutto rimanga come è, bisogna che tutto cambi." Wer bei der VHS einen Italienischkurs besucht hat, kann den Satz sicher mühelos übersetzen. Für alle anderen hier die Bedeutung: "Wenn alles bleiben soll, wie es ist, muss sich alles ändern." Das Zitat stammt aus dem Buch "Il Gattopardo - Der Leopard" von Giuseppe Tomasi di Lampedusa und es ist, als hätte er ihn just zur aktuellen Situation der größten Bildungseinrichtung des Landkreises geschrieben. Denn wer will, dass die VHS-Vaterstetten ihre gute Arbeit wie gehabt fortsetzen kann, muss zulassen, dass sich einiges ändert.

Die Vaterstettener Volkshochschule und ihre Musikschule sind zweifellos ein Erfolg. Was 1971 als Projekt einiger engagierter Personen begann, hatte kaum fünf Jahre später mehr als 1000 Kursteilnehmer und Hörer und entwickelte sich schließlich zur viertgrößten VHS in Bayern. So erfreulich die Entwicklung ist, wirft sie die Frage auf, ob die Strukturen von 1971 noch ausreichen. Dass sie möglicherweise an ihre Grenzen stoßen, war bei der jüngsten Mitgliederversammlung angeklungen: Als einer der Gründe für deren mehrmalige Verschiebung wurde genannt, dass sich die Kassenprüfer des Vereins zunächst nicht in der Lage sahen, ihrer Aufgabe nachzukommen und eine Kontrolle der Finanzen durch ein externes Büro sowie den bayerischen kommunalen Prüfungsverband gewünscht hatten. Beanstandungen gab es dabei keine, hätten die Prüfer aber etwas gefunden, wären letztlich die Vereinsvorstände dafür persönlich haftbar gewesen - bei einem Jahresumsatz von über drei Millionen Euro kein geringes Risiko.

Da ein Drittel dieser Summe von den Mitgliedsgemeinden aufgebracht wird, kann man deren Wunsch nach mehr Mitsprache und Einfluss ebenfalls gut nachvollziehen. Worüber man durchaus geteilter Meinung sein kann, ist aber die Art und Weise, wie die nun wohl anstehenden Umstrukturierungen angestoßen wurden. In einer Hau-Ruck-Aktion hatte der Vaterstettener Gemeinderat vor einem Jahr beschlossen, den Zuschussvertrag nicht zu verlängern. Dass man dies nun doch tut, zumindest für drei Monate, zeigt, dass es damals vielleicht etwas zu schnell gegangen ist. Andererseits sind auch die Beharrungskräfte traditionsreicher Einrichtungen nicht zu unterschätzen; vielleicht hatte es diesen Ruck gebraucht, um notwendige Veränderungen anzustoßen.

Wie diese aussehen sollen, darauf blieben Bürgermeister und VHS-Vorstand allerdings bisher die Antwort schuldig. Sie betonten lediglich, dass man auf einem guten Weg sei und wohl schon bald eine neue Struktur für die VHS gefunden haben werde. Das ist dürftig und unbefriedigend: Nachdem das "Warum" einer Umstrukturierung ausgiebig besprochen wurde, hätten Mitarbeiter wie Mitglieder nach einem Jahr Unsicherheit endlich eine klare Antwort auf die Frage nach dem "Wie" verdient gehabt. Auch alle Gemeindebürger, die über ihre Steuern die VHS mitfinanzieren und die deren Bildungsangebot schätzen, wird es sicher interessieren, ob es sich noch lohnt, sich für den Aufbaukurs Italienisch im nächsten Semester einzuschreiben.

© SZ vom 01.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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