Vernissage am Freitag:Tränen, Humor und Rätsel

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Die Jahresausstellung des Glonner Kulturvereins in der Klosterschule zeigt, welch unterschiedliche Kunst in und um die Marktgemeinde entsteht

Von Anja Blum

Der Glonner Kulturverein ist eine Gruppe ganz unterschiedlich Engagierter und Interessierter: Hier treffen sich Menschen, denen die Heimatkunde am Herzen liegt, mit solchen, die gerne gemeinsam in die Oper oder ins Theater gehen, die mit Freude Ausstellungen organisieren oder die sich um ein schönes Ortsbild kümmern. Darunter finden sich aber auch einige, die selbst kreativ sind - und was läge aus Sicht der Verantwortlichen näher, als ihnen eine Plattform zu bieten? Schließlich verfügt das "Vereinsheim", die Glonner Klosterschule, über eine wunderschöne Galerie von historischem Charme. Also veranstaltet der Kulturverein seit Jahren Ausstellungen für seine Mitglieder, die zeigen, welch unterschiedliche Kunst in und um Glonn entsteht.

So bietet die Jahresausstellung auch heuer wieder ein Feuerwerk der Kreativität. Wer es bestaunen möchte, kann bereits an diesem Freitag, um 19 Uhr zur Eröffnung gehen. Organisiert haben die Schau dieses Mal Ursula Grieshaber, Anne Mainz und Johanna Schneider. Gezeigt werden Werke von 18 Mitgliedern - nicht nur aus Glonn, sondern auch aus Grafing, Bruckmühl oder Kolbermoor - und jedes von ihnen hat seine eigene Ecke in der Galerie. Ein übergeordnetes Thema gibt es nicht, umso größer ist freilich die Vielfalt. Allen Ausstellerinnen und Ausstellern gemein ist aber, dass sie sich mit einer kleinen, selbst gestalteten Vita samt Foto präsentieren. Eine wunderbare Idee, denn so signalisieren sie ihre Bereitschaft für persönliche Begegnungen mit den Besuchern.

Gleich im ersten Raum werden diese empfangen von den tönernen Karikaturen Rüdiger Thorwarths. Mit schelmischem Grinsen zeigt er "Großkopferte in handlichem Format", spießt also Trump, Schäuble, Ackermann und Co. in humoristischen Kompositionen bildlich auf. Doch auch ländliche Szenen gestaltet Thorwarth, eine ordentliche Wirtshausschlägerei zum Beispiel, oder einen Bauern mit Melkbesteck, dem die Kühe auf und davonrennen. "Es ist wieder der mit den kalten Händen", steht darunter. Ganz und gar andere Werke hängen gleich daneben an der Wand: Großformatige Naturimpressionen von Waltraud Fichter, Blüten, Bäume und Wasserflächen mit dynamischem Duktus auf Leinwand gebannt. Aber auch ein paar augenzwinkernde Schutzenglein samt Sternchen hat die Malerin beigesteuert, mit schnellem Strich hingeworfen.

Wo man bei Fichter das Motiv noch erahnen kann, fängt bei Ursula Grieshaber bereits das Rätselraten an. Sie hat sich ganz der abstrakten Kunst verschrieben, "wenn es anders kommt, dann unabsichtlich", sagt sie und lächelt. Ihre leuchtenden Acrylgemälde nämlich entstehen "ohne Plan", die Malerin lässt sich treiben von der Farbe, von Formen. So entstehen vielgestaltige Kompositionen, in denen jeder seine eigenen Geschichten entdecken kann. Auch Johanna Schneider, ursprünglich Grafikdesignerin, malt erst einmal "wild drauflos", gestaltet bunte, dynamische, abstrakte Hintergründe. Erst dann setzt das bewusste Gestalten ein, die Suche nach einem passenden figurativen Motiv. Auf zwei ihrer Bilder sind zum Beispiel junge Frauen zu sehen, Porträts in Schwarz-Weiß, die durch die hinterlegten Farbläufe deutlich an Ausdruck gewinnen: Tränen gleich rinnen sie über die Wangen.

Bei Anne Mainz wiederum steht das Material im Vordergrund: Sie hat eine uralte Technik angewandt, die die Ägypter bereits im Zusammenhang mit der Mumifizierung eingesetzt haben, wie sie erzählt. Mainz hat Bienenwachs mit Dammarharz und Farbpigmenten gemischt, eingeschmolzen und damit eine Leinwand gestaltet, klassisch per Pinsel. Allerdings kommt dabei auch ein Heißluftföhn zum Einsatz, der laut Mainz manchmal nicht nur wie gewünscht die oberste, sondern auch die unteren Schichten anlöst. Das mache diese Technik so kompliziert. Dem Werk aber ist das nicht anzusehen, es ist ein Triptychon von großer Ästhetik. Eine geschlossene Blüte hat Mainz hier geschaffen, in zarten Farben marmoriert und von reliefartiger, samtiger Oberfläche.

Die Bilder von Jules Samlan entsprechen seiner afrikanischen Herkunft, er arbeitet bevorzugt mit Acryl auf Leinen. Auf einen 3D-Effekt durch lasierenden Farbauftrag setzt Bernadette Möllmann bei ihren Abstraktionen aus Acryl und diversen Zusatzmaterialien, die Leidenschaft von Inge Zuck gilt der intuitiven Malerei. Auf überraschende Ergebnisse und informelle Malerei legt auch Johanna Bell-Hartl ihren Schwerpunkt. Für Teresa Schade hat die Aquarellmalerei etwas Meditatives: "Es ist eine Lehre, loszulassen, um den Elementen Raum zur Entfaltung zu geben", sagt sie. Helene Wedekind wiederum gestaltet mit Aquarell gerne Landschaften, Blumen und Porträts. Helmut Kirchlechner zeigt Skizzen, für ihn steht hier nicht Perfektion, sondern kreative Vielfalt im Vordergrund. Achim Ehaus hat Skulpturen aus Stein geformt, Aline Ottinger, Klaus Pudwell, Christine Triffo, Richard Salobir und Anni Widmann werden die vielfältige Schau mit ihren Bildern bereichern.

Mitgliederausstellung des Kulturvereins Glonn in der Klosterschule. Die Vernissage ist an diesem Freitag, 30. November, um 19 Uhr, geöffnet. Samstags und sonntags, 1./2. Dezember und 8./9. Dezember, von 10 bis 18 Uhr.

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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