Vaterstettener Bahnhofskiosk:Der Schandfleck bleibt

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Vaterstettener Gemeinderat stimmt gegen Kauf des Grundstückes mit dem maroden Bahnhofskiosk in Baldham. Pläne der SPD, dort eine neue Gemeindebücherei zu errichten, sind damit vorerst auf Eis gelegt

Von Wieland Bögel

Bahnhöfe werden gerne als Eingangstore zu den zugehörigen Ortschaften bezeichnet, denn schließlich sind sie das erste, was der Besucher zu sehen bekommt. In Baldham ist das Tor seit einigen Jahren allerdings in einem ziemlich schäbigen Zustand. Das erste, was man sieht, ist der leer stehende und immer weiter verfallende Bahnhofskiosk. Und an diesem Anblick wird sich wohl so schnell nichts ändern, der Gemeinderat verwarf einen Antrag der SPD, das Kiosk-Grundstück von der Bahn zu kaufen und zu entwickeln.

Besucher, die mit dem Zug nach Baldham reisen, bekommen als Erstes ein verfallene Bahnhofskiosk zu sehen. (Foto: EBE)

In der Beratung über den Finanzplan der Gemeinde für die kommenden Jahre hatten die Genossen vorgeschlagen, 400 000 Euro für den Kauf des Grundstücks am Bahnhof mit in den Plan aufzunehmen. Auch über eine zukünftige Nutzung des Areals hatte man sich bei der SPD bereits Gedanken gemacht. "Da sollte eine wichtige öffentliche Einrichtung hin", sagte SPD-Fraktionssprecher Günter Lenz. Er meinte damit die neue Gemeindebücherei.

Denn die alte Bibliothek auf dem Gelände der Grund- und Mittelschule soll mit dieser zusammen in den kommenden Jahren abgerissen werden, da man das Grundstück verkaufen will. Ursprünglich sollte die Bücherei ins neue Vaterstettener Ortszentrum verlegt werden, doch die Planungen dafür sind im Sommer ergebnislos gescheitert.

Die CSU sprach sich allerdings vehement gegen den Kauf des Grundstückes aus. Zwar könnte man sich den Erwerb gerade noch leisten, nicht aber den Bau der Bücherei. "Wir werden in den nächsten sechs Jahren nicht das Geld haben, da eine Einrichtung zu realisieren", sagte der Zweite Bürgermeister Martin Wagner (CSU). Sein Parteifreund Michael Niebler gab außerdem zu bedenken, dass es mit dem Bau der Bücherei nicht getan sei. Man müsse auch Ersatz für die Stellplätze schaffen, und dies gehe eigentlich nur mit einer teuren Tiefgarage. Wie Wagner äußerte er Skepsis, dass dies in absehbarer Zeit zu realisieren sei, nicht nur aus finanziellen Gründen. "Wir haben genug zu tun und keinen Bedarf an weiteren Großprojekten." Niebler verschwieg nicht, dass man das, gerade in seiner Partei, auch schon einmal anders gesehen hatte: "Ich teile inzwischen die Auffassung, dass die Gemeinde in den vergangenen Jahren zu viele Projekte angepackt hat."

Zumindest in nächster Zeit wird man in Vaterstetten diesen Fehler nicht wiederholen. Der Gemeinderat stimmte mit Ausnahme von SPD und FBU gegen den Vorschlag, das Bahngrundstück zu kaufen.

Weniger Diskussionsbedarf gab es zum Rest des Haushaltes und des Finanzplans. Insgesamt 51 Millionen Euro beträgt das Haushaltsvolumen für 2014, so viel wie nie zuvor. In den kommenden zwei Jahren wird die Gesamtsumme vermutlich jedes Mal höher ausfallen. Grund sind anstehende Investitionen, etwa die auf 30 bis 40 Millionen Euro geschätzte neue Grund- und Mittelschule oder das Schwimmbad, das mit mindestens 7,5 Millionen zu Buche schlagen wird. Als Gegenfinanzierung sind der Verkauf des alten Schulgrundstücks und Grundstückserlöse im Baugebiet Vaterstetten West eingeplant. Trotzdem geht man in der Kämmerei davon aus, dass die Schulden bis 2017 um vier auf dann zwölf Millionen Euro wachsen werden. Die Rücklagen werden im gleichen Zeitraum von jetzt 4,5 auf dann 1,2 Millionen Euro schrumpfen.

Alle Fraktionen zeigten sich mit dem Haushalt grundsätzlich zufrieden, allerdings erklärten die Grünen, ihm trotzdem nicht zustimmen zu können. Wie Grünen-Fraktionssprecher Axel Weingärtner sagte, liege das daran, dass dort auch Finanzmittel für die von seiner Partei abgelehnte Parsdorfer Umfahrung enthalten seien. Auch die FBU lehnte den Haushalt ab. Gegen den Finanzplan stimmte neben den Grünen und der FBU auch die SPD. Denn dieser enthalte keine Ausgaben für sozialen Wohnungsbau, sagte SPD-Fraktionssprecher Lenz. Außerdem seien im Finanzplan lediglich Mittel für den Bau der Schule an der Gluckstraße vorgesehen, während die SPD nach wie vor eine Zusammenlegung mit der Wendelsteinschule für sinnvoll erachte.

© SZ vom 25.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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