Vaterstetten:Überlegungen für neues Schulzentrum

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Nach Poing will auch Vaterstetten eine Kooperationsschule - und dafür eventuell die Hauptschule abreißen.

Lars Brunckhorst

Nach Poing will nun auch Vaterstetten eine sogenannte Kooperationsschule. Der Gemeinderat nahm in seiner letzten Sitzung vor der politischen Sommerpause einstimmig einen Antrag von CSU und FDP an, der eine Zusammenarbeit von Realschule und Hauptschule zum Ziel hat, wie sie nach einem Modellversuch der bayerischen Staatsregierung neuerdings möglich ist.

Die Einstimmigkeit war ein wenig überraschend, nachdem sich SPD und Grüne zunächst von dem Antrag überrumpelt gefühlt hatten. Dieser beinhaltete neben der Aufnahme in den Modellversuch auch den Auftrag an die Gemeindeverwaltung, einen Abriss der Volksschule an der Gluckstraße und einen kompletten Neubau zu prüfen. CSU und FDP begründeten dies damit, dass die Grund- und Hauptschule stark sanierungsbedürftig sei und die Realschule in Baldham an die Grenzen ihre räumlichen Kapazitäten stoße.

Der Antrag sei "komisch zusammen geschustert", wandte etwa Christl Mitterer von der SPD ein. Ihre Fraktion könne nur zustimmen, wenn beide Vorhaben voneinander getrennt würden. Mitterer kritisierte darüber hinaus, dass CSU und FDP im Vorfeld nicht mit den betroffenen Schulen gesprochen hätten. Auch Axel Weingärtner (Grüne) nannte die Verquickung von Kooperationsschule und einem Neubau überflüssig. Über die Frage, ob die Schule an der Gluckstraße saniert oder besser abgerissen und neugebaut werden solle, berate zurzeit ohnehin eine interfraktionelle Arbeitsgruppe.

"Da stinkt es buchstäblich zum Himmel"

FDP-Gemeinderat Wolfgang Will räumte daraufhin zwar selbst ein, dass der Antrag "unglücklich gestellt" sei, er verteidigte aber die Absicht, "zwei Fliegen" mit einer Klappe zu schlagen und auf diese Weise Zuschüsse des Freistaats für ein neues Schulzentrum zu erhalten.

Auch Monika Föller (CSU) wollte von dem Antrag, den sie als "komplex" bezeichnete, nicht abrücken. Die Chance, ein Schulzentrum zu entwickeln, sei bei einer reinen Sanierung der Volksschule nicht zu verwirklichen.

Unterstützung erhielten sie von Bürgermeister Robert Niedergesäß (CSU). Der Antrag sei berechtigt, weil eine Sanierung der Schule an der Gluckstraße einschließlich notwendiger Erweiterung einem Gutachten zufolge 13 Millionen Euro koste. Für die gleiche Summe sei besser ein Neubau zu realisieren. Dass wegen des Zustands der Volksschule dringender Handlungsbedarf bestehe, machte Föller deutlich: "Da stinkt es buchstäblich zum Himmel", sagte die CSU-Gemeinderätin in Anspielung auf die maroden Toiletten. SPD-Gemeinderätin Christl Mitterer pflichtete ihr bei: "Der Zustand ist katastrophal."

Der letztlich doch einstimmig gefasste Beschluss sieht vor, dass die Gemeinde zusammen mit dem Landkreis und dem Zweckverband Realschule Vaterstetten prüft, inwiefern eine Kooperation beider Schulen möglich ist und welcher Raumbedarf dafür besteht. Dabei soll auch die Möglichkeit geprüft werden, ein neues Schulzentrum an der Gluckstraße zu bauen. Ein Beschluss, der einen Abriss der alten Schule beinhaltet, ist damit nicht verbunden.

Bei einer sogenannten Kooperationsschule bleiben Realschule und Hauptschule jeweils als eigene Schulform erhalten. "Es handelt sich um keine Gesamtschule", wie FDP-Mann Will im Gemeinderat betonte. Durch die Zusammenarbeit auf bestimmten Gebieten soll allerdings Hauptschülern ein mittlerer Bildungsabschluss ermöglicht werden. In Poing wird die zurzeit geplante neue Realschule mit der dortigen Hauptschule kooperieren.

In ganz Bayern gibt es derzeit 16 sogenannte Kooperationsschulen, wie sie von der CSU-FDP-Staatsregierung als Modell eingeführt wurden. Vaterstetten wäre bei einem Zuschlag bereits die zweite im Landkreis Ebersberg. Ein Erfolg des Vaterstettener Vorstoßes gilt daher als ungewiss.

© SZ vom 13.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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