Vaterstetten:Schlussakkord für Rathauskonzerte

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Die erfolgreiche Musikreihe darf wegen Brandschutzmängeln nicht mehr im Lichthof stattfinden

Lars Brunckhorst

Weltstars sind hier aufgetreten: Jörg Widmann, der große Klarinettist etwa, und die weißrussische Pianistin Anna Gourari waren voriges Jahr in Vaterstetten, in diesem Jahr das Wiener Klaviertrio, Star-Cellist Daniel Müller-Schott und der Jazz-Pianist Claus Raible. Manche Konzerte hat sogar der Bayerische Rundfunk aufgezeichnet. Doch Ende des Jahres ist damit Schluss: Weil die Vorschriften des Brandschutzes nicht eingehalten werden, fällt für die Vaterstettener Rathauskonzerte der Vorhang - und zwar ganz.

Einschränkungen wegen der verschärften Vorschriften hatte es bereits seit vorigem Jahr gegeben. So war die Zahl der Zuhörer im Lichthof reduziert worden, um die Fluchtwege zu verbreitern: von über auf unter 300. Für die Besucher hatte das höhere Kartenpreise zur Folge. Nun gehen im Lichthof ganz die Lichter aus. Für 2012 nimmt die Gemeinde gar keine Reservierungen mehr an.

Auslöser ist, dass der Bauausschuss des Gemeinderats im Juli beschlossen hatte, vorerst kein Geld für eine Verbesserung des Brandschutzes in die Hand zu nehmen. Berechnungen hatten ergeben, dass diese mehr als 800 000 Euro kosten würde, damit der Lichthof als Veranstaltungssaal zulässig ist. Momentan gibt es nicht einmal eine Sprinkleranlage. Die Entscheidung des Ausschusses erfolgte vor allem vor dem Hintergrund, dass derzeit über einen etwaigen Abriss des Rathauses und einen Ersatzbau zusammen mit einem Bürgersaal diskutiert wird. Jede Investition wäre daher nach den Worten von Bürgermeister Robert Niedergesäß (CSU) "möglicherweise rausgeschmissenes Geld".

Für Kurt Schneeweis, den Organisator der seit 1978 erfolgreichen und hochgeschätzten Konzertreihe, bedeutet dies: Er muss schnellstens andere Veranstaltungsorte suchen. Denn Ende Oktober erscheint bereits das neue Jahresprogramm. Die meisten Konzerte werden wohl im Saal des GSD-Seniorenwohnparks stattfinden, einige auch im Bürgerhaus Neukeferloh. Dorthin sind schon seit vorigem Jahr Konzerte verlegt worden.

Vaterstettens Bürgermeister rechtfertigt die Entscheidung: "Wenn wir derzeit seriöser Weise nicht in den Brandschutz investieren dürfen, so müssen wir konsequenterweise auch die Veranstaltungen auf ein Minimum reduzieren - so leid uns dass für alle Veranstalter tut." Betroffen sein dürften damit auch andere Veranstaltungen wie der Neujahrsempfang und der Kinderfasching oder Baby- und Wirtschaftsempfänge.

Konzert-Organisator Schneeweis ist von der Entwicklung schwer enttäuscht - und sieht einmal mehr die Notwendigkeit eines Bürgersaals bestätigt. Denn der GSD-Saal bietet zwar bis zu vierhundert Zuhören Platz, für große Orchester reicht die Bühne aber nicht aus. Und andere Räume wie der neue Pfarrsaal seien zu klein, sagt der Leiter der Vaterstettener Musikschule. Doch Hoffnung auf eine baldige Realisierung des seit Jahren geplanten Bürgersaals besteht nicht: Mindestens anderthalb Jahre wird es laut Vaterstettens Bürgermeister noch dauern, bis eine Entscheidung über das neue Ortszentrum mit Bürgerhaus fällt - und dann muss erst noch der Bau erfolgen.

Wie auch immer: Die beiden Konzerte am 23. Oktober und 20. November werden wohl die letzten wirklichen Rathauskonzerte für immer sein - nach 33 Jahren und genau 351 Aufführungen.

© SZ vom 01.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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