Unfälle am Bahnübergang häufen sich:Ursachensuche am Andreaskreuz

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Polizei, Bahn, Behördenvertreter und Politiker wollen an diesem Freitag gemeinsam ergründen, warum es am Bahnübergang Wiesham so oft kracht

Barbara Mooser

Rudolf Heiler ist ein höflicher Mensch, deshalb drückt er es so aus: "Die Antwort war nicht zufriedenstellend." Der Grafinger Bürgermeister (FW) spricht von der Reaktion der Bahn auf einen dringenden Appell der Stadt Grafing, den unbeschrankten Bahnübergang Wiesham endlich sicherer zu machen. Denn innerhalb von fünf Jahren hat es hier vier Unfälle gegeben, die letzten zwei haben sich im Abstand von gut einem Monat ereignet. Nach wie vor sieht die Bahn hier allerdings keinen Anlass zum Handeln. Immerhin aber machen sich Verantwortliche der Bahn am heutigen Freitag erneut ein Bild von der Lage, gemeinsam mit Vertretern der Stadt, des Landratsamts, der Polizei und der Feuerwehr. In die Wege geleitet hat den Termin der Grafinger Kreis-, Stadt- und Bezirksrat Thomas Huber (CSU).

Die Stelle, wo kurz hinter dem Örtchen Wiesham die Kreisstraße EBE 8 die Bahnstrecke kreuzt, kennt Huber gut - und er kann sich durchaus vorstellen, dass Ortsunkundige bei tief stehender Sonne das Blinklicht vor dem Bahnübergang nicht schnell genug erkennen. "Wenn in kürzester Zeit an der selben Stelle mehrere Unfälle passieren, dann ist das doch ein sicheres Zeichen: Hier ist etwas nicht in Ordnung", sagt Huber. Das sieht Kreisbrandrat Gerhard Bullinger ähnlich. Er hat sich sogar schon einmal selbst an einem sonnigen Morgen ein Bild von der Lage gemacht: "Wenn man ganz früh Richtung Wiesham fährt, sieht man wirklich das Blinklicht nicht. Sogar wenn man stehen bleibt und die Scheibe herunterfährt, ist es schwer zu erkennen." Bei der Bahn glaubt man indes nicht, dass das der Grund für die Unfallhäufung an dieser Stelle ist. Die Blinklichter seien eigens mit verlängerten Abschirmblenden - so genannten Sonnenschuten - ausgestattet. "Bei der letzten Verkehrsschau am Bahnübergang in Wiesham Ende April wurden keine Beeinträchtigungen hinsichtlich der Erkennbarkeit der Blinklichter festgestellt", so ein Bahn-Sprecher. Im Übrigen seien rund 94 Prozent der Unfälle an Bahnübergängen auf ein "Fehlverhalten des Straßenverkehrsteilnehmers zurückzuführen".

Auch bei der Polizei ist man vorsichtig, was die Bewertung der Unfälle angeht. In den jüngsten Fällen waren nach Einschätzung von Hendrik Polte, Leiter der Polizeiinspektion Ebersberg, tatsächlich individuelle Fahrfehler für die Unfälle verantwortlich. Oft ließen es die Autofahrer an der nötigen Vorausschau mangeln, so Polte: "Man muss eben an solche Bahnübergänge grundsätzlich vorsichtiger heranfahren. Wenn die Lage unklar ist, muss man langsam fahren - das ist ja auch bei Straßenkreuzungen nicht anders."

Dennoch begrüßen alle Beteiligten, dass es jetzt noch einmal einen Ortstermin in Wiesham gibt. Zuletzt hatten sie sich zwar tatsächlich erst am 25. April dort getroffen - seitdem hat es aber zwei Unfälle gegeben, bei denen die Beteiligten nur mit viel Glück vor schlimmeren Folgen verschont blieben. "Ich hoffe, dass wir rausfinden, woran es liegt, dass es hier immer wieder zu Unfällen kommt", sagt Thomas Huber. Und auch über mögliche Lösungen soll diskutiert werden. Er wolle nichts vorweg nehmen, so Huber: "Aber es gibt auch an anderen Stellen Schranken, wo noch nicht so viel passiert ist." Auch für den Kreisbrandrat wäre der sicherste Weg, hier Halbschranken zu installieren. Grafings Bürgermeister Rudolf Heiler hofft ebenfalls auf Vorschläge. Eines will er aber auf keinen Fall akzeptieren: dass der Bahnübergang aus Sicherheitsgründen ganz geschlossen wird.

© SZ vom 13.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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