Umweltprojekt in Ebersberg:#Fastensammeln

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Die Katholische Jugendstelle ruft junge Leute dazu auf, herumliegenden Müll aufzuheben und Fotos davon in sozialen Netzwerken zu teilen. Referentin Ruth Mühlberger spricht vorab über die Ziele der Aktion

Interview von Christian Bauer

Fasten bedeutet nicht nur, auf Süßes oder auf Fleisch zu verzichten. Für Jugendreferentin Ruth Mühlberger von der Katholischen Jugendstelle im Landkreis Ebersberg ist es auch eine Zeit des Sich-Bewusstwerdens über den Umgang mit der Natur. Im Interview verrät sie, was es mit ihrer Aktion "#Fastensammeln" auf sich hat.

SZ: Frau Mühlberger, das ist ja eine interessante Idee, die Sie da haben. Wie sind Sie denn darauf gekommen?

Ruth Mühlberger: Wir, die Katholische Jugendstelle, überlegen gerne mal, was man so für die Umwelt tun könnte. Plastik sparen funktioniert mittlerweile schon recht gut. Viele Leute nehmen beispielsweise eigene Behälter mit zum Einkaufen statt alles in Plastiktüten zu packen. Aber das Verzichten allein reicht nicht, man muss auch aktiv etwas tun. Deshalb wollten wir mal um die Ecke denken. Als christliche Organisation sehen wir es schließlich als unsere Pflicht, die Schöpfung zu schützen. Wenn man bewusst die Umwelt wahrnimmt, fällt einem schnell auf, wie viel Müll herumliegt. Daher laden wir alle dazu ein, diesen gemeinsam aufzusammeln. Wenn man dabei zwei Zigarettenstummel aufhebt, zählt das genauso wie wenn man einen großen blauen Müllsack füllt - was leider nicht allzu schwer ist. Ich war erst neulich in Ebersberg auf dem Weg von der Klosterkirche zur Umgehungsstraße spazieren, da wird man schon gut fündig.

Warum haben Sie dafür ausgerechnet die Fastenzeit ausgewählt? Umweltschutz und Fasten haben ja erst einmal keine direkte Verbindung.

In gewisser Weise schon. Fastenzeit bedeutet ja nicht nur: "Jesus ging in die Wüste, also gehen wir jetzt alle in die Wüste." Es ist eine Zeit des bewussten Umgangs - sei es mit dem eigenen Körper durch Verzicht auf Süßigkeiten - oder eben mit der Natur.

Wie haben Sie denn vor, auf die Aktion aufmerksam zu machen? Die wenigsten Jugendlichen besuchen ja regelmäßig die Internetseite der Jugendstelle.

Hauptsächlich über die sozialen Medien, aber auch über die Zeitung. Häufig sind es auch gar nicht die direkten Zielpersonen, die auf unsere Aktionen aufmerksam werden, sondern die Eltern oder Großeltern, die es dann an die Kinder weitergeben.

Die Zielgruppe sind also Jugendliche. Dürfen Erwachsene auch mitmachen?

Wenn Erwachsene sich melden, sehr gerne. Es wird niemand ausgeschlossen, ob groß oder klein, dick oder dünn. Wichtig ist auch, dass man weder katholisch sein noch irgendetwas mit der Jugendstelle zu tun haben muss. Wenn die muslimische Gemeinde sagt, dass sie da auch gerne mitmachen möchte, freut mich das genauso. Jeder ist zu der Aktion eingeladen, solange er aus dem Landkreis oder der Umgebung kommt. Besonders jetzt, da der Schnee schmilzt, kommen ja viele alte Zeitungsfetzen, Hundehaufentüten und so weiter zum Vorschein. Mitzuhelfen, diese zu entfernen, tut einem selbst und der Natur gut.

Müssen sich die Teilnehmer bei Ihnen anmelden oder reicht es, spontan Müll aufzuheben, wenn man gerade unterwegs ist und welchen liegen sieht?

Genau, das reicht vollkommen. Man sollte das Ganze nur am besten auf einem Foto festhalten. Erst durch die Dokumentierung wird man sich so richtig bewusst, wie viel Müll herumliegt. Diese Bilder kann man dann auf Instagram, Facebook oder wo auch immer teilen und zu uns verlinken. Oder man schickt sie uns zu. Am Ende würden wir alle Fotos gerne veröffentlichen, vielleicht in Form einer Collage.

Sie schicken also niemanden mit Greifzange und Müllsack auf Abfallsuche?

Nein. Wie gesagt, ob man drei Zigarettenstummel am Busbahnhof aufhebt oder bewaffnet mit Greifzange und Müllsack in den Wald zieht, bleibt jedem selbst überlassen. Unsere Philosophie ist: Würde jeder drei Dinge pro Tag vom Boden aufheben, würde das der Umwelt enorm helfen.

Die Aktion nennt sich "#Fastensammeln". Das Hashtag und die geplante Veröffentlichung der Bilder auf sozialen Netzwerken wie Instagram wirken ja sehr modern. Versuchen Sie, auf diese Weise die Jugendlichen zu erreichen?

Jugendliche sind sicher die Hauptzielgruppe, und die erreicht man nun mal leichter über Hashtags, Instagram oder Facebook - wobei, letzteres haben ja schon gar keine jungen Leute mehr (lacht).

Sie versprechen, unter allen Teilnehmern "nachhaltige Fastensammelpreise" zu verlosen. Was darf man sich darunter vorstellen?

Es gibt viele kleine Dinge, die im Alltag eine Menge Plastikmüll verursachen, obwohl es gar nicht nötig ist. Unsere Preise sind Alternativprodukte. Konkretes habe ich mir dazu noch nicht überlegt, und ich möchte auch noch gar keine Beispiele nennen, sonst ist es ja langweilig.

Gibt es bereits konkretere Pläne, das Projekt über die Faschingszeit hinaus zu erweitern oder nächstes Jahr zu wiederholen?

Die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) plant, die Ortsgruppen wieder zum Ramadama zu motivieren, also zu einem Tag, an dem man ganz gezielt gemeinsam Müll aufsammelt. Den Ramadama an sich gibt es ja schon ewig, aber die Idee, ihn wieder zu veranstalten, steckt noch in den Kinderschuhen. Ich habe schon den Eindruck, dass vor allem die jungen Menschenwillens sind, etwas für die Umwelt zu unternehmen, auch erkennbar an der Fridays- for-Future-Bewegung. Dies Thema zieht sich beim Jugendverband durch das ganze Jahr. Wir wollen möglichst viele Leute dazu motivieren, nachzudenken, was man selbst verbessern kann.

© SZ vom 06.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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