Umstrittenes Projekt:Der Plan steht

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Auf dem Feld hinter dem Holzstadel soll das neue Taglachinger Gewerbegegiet entstehen, es wäre nicht das erste in der Gegend. Am linken Bildrand ist ein Teil des Betonwerks, im Hintergrund sind die Gebäude des Gewerbegebietes Schammach der Stadt Grafing zu sehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach vier Jahren Vorbereitung beschließt der Brucker Gemeinderat den Bebauungsplan für das Gewerbegebiet in Taglaching. Doch der Streit um das Projekt bleibt, die Gegner bereiten sich auf eine Klage vor Gericht vor

Von Wieland Bögel, Bruck

Die Planung für das umstrittene Gewerbegebiet in Taglaching hat eine wichtige Hürde genommen. Am Dienstag beschloss der Brucker Gemeinderat einstimmig den Bebauungsplan für das knapp drei Hektar große Areal an der Grafinger Straße. Zwar muss dem Plan noch das Landratsamt zustimmen, dies gilt aber als Formalie, größere Einwände hatte die Aufsichtsbehörde nicht vorgebracht. Ganz im Gegensatz zu Anwohnern und Naturschützern. Diese haben bereits angekündigt, vor das Verwaltungsgericht zu ziehen.

Dafür, dass es sich um ein eher überschaubares Vorhaben handelt - zum Vergleich: etwa 400 Meter entfernt liegt das gut vier Mal so große Gewerbegebiet der Grafinger Nachbarn - war der Protest erheblich. Als im Frühjahr 2014 entsprechende Pläne bekannt wurden, starteten Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz eine Postkartenaktion. Darin wurde vor Verschandelung der Landschaft gewarnt. Außerdem, so die Naturschützer, seien schädliche Folgen für das unterhalb liegende Biotop zu erwarten, etwa durch von der versiegelten Fläche abfließendes Regenwasser. Nicht zuletzt sei in den umliegenden Ortschaften mit stark zunehmendem Lastwagenverkehr zu rechnen.

Seitens der Gemeinde verwies man zum einen darauf, dass das Gewerbegebiet als Einnahmequelle wichtig sei. Außerdem wurde Bürgermeister Josef Schwäbl (CSU) nicht müde, dem Vorwurf der maßlosen Versiegelung zu widersprechen. Die Gemeinde habe seit Jahren nichts ausgewiesen, zudem sei die Fläche in Taglaching eine der wenigen in Bruck, die kein Landschaftsschutzgebiet seien. Unterstützung kam vom Landratsamt, die Brucker Pläne seien maßvoll, so die Behörde.

Andere schienen den Kritikern Recht zu geben. Bereits 2014 äußerte die Regierung von Oberbayern als Landesplanungsbehörde Zweifel, ob das Taglachinger Gewerbegebiet mit dem bayerischen Landesentwicklungsprogramm vereinbar sei. Damals galt noch das sogenannte Anbindegebot. Demnach durften neue Gewerbegebiete nur im Anschluss an bestehende Siedlungen entstehen. Eine solche sah die Gemeinde im nördlich der Straße gelegenen Betonwerk, die Regierung hatte aufgrund der Größenverhältnisse - die Gewerbeflächen im Norden sind lediglich knapp halb so groß wie die neu geplanten - ihre Zweifel. Diese kamen auch aus dem Innenministerium und vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München.

Die Mehrheit der Brucker hatte indes kein Problem mit dem Gewerbegebiet. Die von Gegnern des Projektes gegründete Schutzgemeinschaft Taglachinger Tal hatte im Herbst 2014 ein Bürgerbegehren initiiert. Der Gemeinderat reagierte darauf, indem das Gremium parallel dazu ein Ratsbegehren mit gegenteiliger Fragestellung auf den Weg brachte. Am Wahltag, es war der 25. Januar 2015, hatten die Brucker daher drei Fragen zu beantworten, die beiden Bürgerentscheide plus eine Stichfrage für den Fall der Stimmengleichheit.

Eine solche schien möglich, die Gegner des Gewerbegebietes hatten kräftig die Werbetrommel gerührt. Außer mit Postkarten und Plakaten machten sie mit einer Onlinepetition auf ihr Anliegen aufmerksam. Höhepunkt war ein Benefizkonzert im Taglachinger Wirtshaus, bei dem unter anderem Michael Fitz auftrat. Letztlich reichte dies allerdings nicht aus. Etwa drei Viertel der Wahlberechtigten hatten sich beteiligt, zwei Drittel von ihnen sprachen sich für die Fortsetzung der Gewerbepläne aus.

Doch dazu kam es erst mit einiger Verzögerung. Denn im Herbst 2015 stellte der Gemeinderat das Bauleitverfahren zunächst ein - um in der gleichen Sitzung ein neues zu beginnen. Hintergrund waren zum einen die Bedenken etwa der Regierung von Oberbayern und des Planungsverbandes. Zum anderen aber hatte sich eine große Firma, die sich zunächst in Taglaching ansiedeln wollte, zurückgezogen. Dies machte eine Umplanung nötig, dabei wurde das Gebiet von knapp vier auf nun drei Hektar verkleinert und näher an die bestehenden Gewerbeflächen verlegt.

Auch optisch ansprechender sollte es werden, so wurden die Gebäudegrößen von zuvor 80 Meter Länge auf 50 Meter verringert, außerdem soll es eine Eingrünung zur Straße hin Richtung Norden geben. Was die Kritik an dem Projekt indes nicht verstummen ließ. Unterstützung gab es 2017 vom umweltpolitischen Sprecher der Grünen im Landtag, Christian Magerl. Er hatte in einer Anfrage an die Staatsregierung wissen wollen, ob das Gewerbegebiet trotz der befürchteten Auswirkungen auf Landschaft und Umwelt genehmigungsfähig sei. Die Antwort fiel wenig überraschend aus: die Staatsregierung gab dem Projekt grünes Licht - nicht zuletzt deshalb, weil sie das Anbindegebot kurz zuvor quasi aufgehoben hatte.

Für die Schutzgemeinschaft Taglachinger Tal kein Grund aufzugeben, wie deren Vorsitzender Johann Auberger sagt. Zwar sei nun zu erwarten, dass der Bebauungsplan bald rechtskräftig wird, weil das Landratsamt ebenfalls zustimmt, "aber wir werden das nicht einfach hinnehmen". Auberger geht davon aus, dass das Projekt letztendlich vor dem Verwaltungsgericht landen wird.

Ob es sich dadurch verhindern lässt, wird sich zeigen, eine Verzögerung würde es auf jeden Fall bedeuten. Damit scheint man auch bei der Gemeinde zu rechnen, Bürgermeister Schwäbl erklärt, es gebe "keinen Druck", das Gewerbegebiet jetzt schnell zu eröffnen. Ohnehin müsse, die Zustimmung des Landratsamtes vorausgesetzt, erst mit den Interessenten für Gewerbeflächen verhandelt werden. Wann in Taglaching tatsächlich gebaut werden kann, ist laut Schwäbl darum nicht sicher.

© SZ vom 05.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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