Überfall am Bahnhof:Vergewaltigung in Poing

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32-Jähriger ist wegen Überfalls auf Rentnerin angeklagt.

Wieland Bögel

Eine Rentnerin ist am Poinger Bahnhof vor einem Jahr Opfer eines brutalen Überfalls geworden. Ein Mann verschleppte die Flaschensammlerin in seine nahe gelegene Wohnung, wo er sie vergewaltigte. Seit Dienstag wird der Fall vor dem Landgericht München II verhandelt, angeklagt ist ein 32-jähriger Mann aus Poing.

Mitte Februar vergangenen Jahres sammelte und versteckte die damals 68-Jährige spätabends am S-Bahnhof in Poing leere Flaschen, die sie am folgenden Tag bei einem Supermarkt in der Nähe abgeben wollte. Anschließend setzte sie sich auf eine Bank nahe des Bahnhofes und trank ein mitgebrachtes Bier. Dort traf sie auf den jetzt Angeklagten. Dieser fragte die Rentnerin zunächst, ob er ihr ein Bier für einen Euro abkaufen könne. Doch als die Frau das Geld nehmen wollte, schlug er ihr plötzlich die Tasche aus der Hand, packte sie über seine Schuler und trug sie in seine wenige hundert Meter entfernte Wohnung. Dort, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, soll der 32-Jährige der Rentnerin die Kleider vom Leib gerissen und sie vergewaltigt haben. Als sie sich wehrte, soll er sie mehrfach ins Gesicht geschlagen haben. Die Geschädigte erlitt erhebliche Verletzungen am Kopf und im Genitalbereich.

Der mutmaßliche Täter wurde einige Monate nach dem Überfall festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Vor Gericht wirkte der Mann schüchtern und abwesend. Er sprach so leise, dass er vom Vorsitzenden Richter Oliver Ottmann mehrmals aufgefordert werden musste, sich zu wiederholen. Zu den ihm vorgeworfenen Taten machte der 32-Jährige keine Angaben, behauptete nur, sich an nichts erinnern zu können. Auf Nachfrage des Vorsitzenden wusste der Angeklagte lediglich noch, dass er im Februar vergangenen Jahres öfters am Poinger S-Bahnhof gesessen und dort getrunken habe. Dabei habe er auch mit der Geschädigten geredet, ob das aber am Tag der Tat oder zu einem anderen Zeitpunkt gewesen sei, konnte er nicht beantworten.

Das lückenhafte Gedächtnis liegt wohl nicht zuletzt an dem Lebensstil, den der Angeklagte in den vergangenen Jahren pflegte. "Ich saufe bis zum Umfallen, bis ich weg bin", so der 32-Jährige vor Gericht. Mit dem Trinken angefangen habe er schon mit 13 oder 15, so genau könne er das heute nicht mehr sagen. Anfang des vergangenen Jahres habe er täglich etwa 15 Bier, dazu Wein, Wodka und "alles, was da ist," getrunken, so der Angeklagte.

Wegen seines hemmungslosen Alkoholkonsums geriet der 32-Jährige Poinger in der Vergangenheit auch immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Zweimal wurde er bereits wegen Trunkenheit am Steuer verurteilt, auch wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Beleidigung ist er vorbestraft. Zuletzt wurde er im vergangenen Jahr, knapp sechs Wochen nach der Tat am Bahnhof zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er im Suff eine Flasche auf einen Passanten geworfen hatte.

Das Landgericht befragte gestern auch die Geschädigte. Da hierbei intime Details erörtert wurden, beschloss der Richter, die Öffentlichkeit auszuschließen. Ein Urteil soll voraussichtlich am Donnerstag fallen.

© SZ vom 07.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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