Trend zur Briefwahl:Küchentisch statt Wahllokal

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Briefwahl oder Wahllokal, die Wähler haben die Wahl. Bestimmte Regeln für die Stimmabgabe gelten aber überall. (Foto: Christiane Bosch/dpa)

Immer mehr Bürger bevorzugen es, daheim ihre Stimmzettel auszufüllen. Die Gemeinden haben sich darauf eingestellt

Von Anna Horst, Ebersberg

Die Wahlen stehen vor der Tür, und für die Mitarbeiter der Rathäuser im Landkreis bedeutet das nicht nur, dass Wahllokale eingerichtet und Helfer gefunden werden müssen. Auch die Briefwahl will organisiert werden, was für viele Wahlämter einen besonderen Aufwand bedeutet. Vor allem, weil die Anzahl der Briefwähler seit Jahren immer größer wird.

"In Ebersberg haben bereits jetzt, eine Woche vor der Wahl, 2100 von 8741 Wahlberechtigten Briefwahl beantragt", sagt Angestellter Peter Lechner. Beinahe ein Viertel der Ebersberger Wahlberechtigten wird also nicht den persönlichen Gang zur Urne antreten. Man sei darauf vorbereitet, dass auch in der letzten Woche vor der Wahl noch einmal etliche Briefwähler dazu kommen werden, sagt Lechner.

Ähnlich sieht es in Grafing aus: Dort gibt es insgesamt 10 051 Wahlberechtigte, von denen 3031 Briefwahl beantragt haben. "Nachdem jetzt bereits mehr Briefwahlunterlagen ausgegeben wurden, als 2013 insgesamt ausgezählt wurden, muss man weiter von einem Aufwärtstrend ausgehen", erklärt Markus Weißmüller vom Wahlamt in Grafing.

Der Trend zur Briefwahl ist nichts Neues. Seit 2008 muss bei einem Briefwahlantrag kein Grund mehr genannt werden, warum man am Wahltag nicht wählen gehen kann. Seitdem steigt die Anzahl der Briefwahlanträge Jahr für Jahr.

Dementsprechend sind die Gemeinden des Landkreises gut vorbereitet. In Glonn gab es bei der Landtagswahl 2013 1113 Briefwähler, bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr waren es schon 1324. Dort wurde deshalb ein zweites Briefwahllokal eingerichtet. Die Auszählung der Stimmen soll auf diese Weise schneller vonstatten gehen als früher. Auch die Beschaffenheit der Wahlzettel trägt dazu bei, dass die Stimmauszählung dieses Jahr vermutlich länger dauert als bei anderen Wahlen. "Die Wahlhelfer müssen den Wahlzettel erst etliche Male auseinanderfalten, dann das Kreuzchen suchen, und das Ganze pro Wähler gleich zweimal machen", sagt eine Angestellte des Wahlamtes in Glonn. "Auch das ist ein Mehraufwand, den wir durch unser zweites Briefwahllokal auffangen."

Doch was bringt einen normalen Bürger dazu, plötzlich zum Briefwähler zu werden? Laut Thomas Stark von der Gemeinde Poing sind es unter anderem genau die Wahlzettel, von denen man schon in Glonn gesprochen hat: "Das sind zwei riesige Stimmzettel, die man da in der Hand hat. Gerade für Ältere ist es daher einfacher, das Wählen in Ruhe zu Hause zu erledigen." Viele Briefwähler wollten sich aber einfach den Sonntag freihalten oder seien auf Reisen.

Ob aus Bequemlichkeit oder weil man gerade auf Geschäftsreise ist - die Briefwahl soll es allen wahlberechtigten Personen ermöglichen, ihre Stimme abzugeben. Besonders für Wähler im Ausland oder solche, die aus körperlichen Gründen nicht persönlich wählen gehen können, ist die Briefwahl daher wichtig.

Doch in Poing gibt es noch einen weiteren Grund, warum die Bürger dort ihre Stimme lieber per Post abgeben: "Das Wahllokal in Alt-Poing steht wegen des Neubaus der Grundschule nicht zur Verfügung. Wir haben zwar ein neues Wahllokal an der Gruber Straße eingerichtet, aber viele Wähler aus Alt-Poing werden den weiteren Weg nicht auf sich nehmen wollen", vermutet Stark.

Bereits 2648 Poinger haben in diesem Jahr Briefwahl beantragt - schon jetzt sind das mehr als bei der letzten Landtagswahl. Da waren es noch 2265. Auf die vielen Briefwähler hat man sich auch hier schon gefasst gemacht: "Wir haben bereits 2013 die Anzahl unserer Briefwahlstimmbezirke auf sechs Stück erhöht. Davor waren das vier von insgesamt 18 Stimmbezirken", sagt Stark.

Die meisten Gemeinden im Landkreis vermuten sogar, dass die endgültige Zahl der Briefwähler noch einmal um einiges steigt. Schließlich ist noch eine Woche Zeit bis zur Landtagswahl. Doch wer per Post wählen möchte, sollte dafür Sorge tragen, dass der Wahlbrief bis spätestens 18 Uhr am Wahlsonntag beim Wahlamt der Gemeinde eingeht. Beantragt werden kann die Briefwahl noch bis Freitag vor der Wahl, 15 Uhr. Nur in Ausnahmefällen, wie einer nachgewiesenen plötzlichen Erkrankung, ist die Beantragung bis 15 Uhr des Wahltages selbst möglich.

© SZ vom 08.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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