Traglufthalle für Flüchtlinge:Viele Flächen, wenig Platz

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Zu klein, nicht erschlossen oder nicht in Gemeindebesitz: Die Suche nach einem Grundstück, auf dem eine Traglufthalle für bis zu 300 Flüchtlinge gebaut werden kann, gestaltet sich schwierig

Der Kreis sucht nach wie vor einen Platz für eine Traglufthalle, in der bis zu 300 Asylbewerber vorübergehend unterkommen könnten. Das Grundstück dafür müsste mindestens 3000 Quadratmeter groß und erschlossen sein. Doch von Flächen dieser Art gibt es im Landkreis wenige:

Anzing

In der Gemeinde Anzing hat man sich Gedanken über freie Flächen für Traglufthallen gemacht: Bürgermeister Franz Finauer (UBA) hat selbst überprüft, ob es erschlossene Gebiete in dieser Größe gibt. "Wir haben zuerst an die freie Fläche neben der Feuerwehr gedacht", sagt Finauer. Jedoch umfasse das Grundstück lediglich zirka 2000 Quadratmeter - zu wenig für eine Traglufthalle. "Sonst haben wir in Anzing keine Möglichkeit", lautet das Fazit des Bürgermeisters. Die Gemeinde verfügt bislang über zwei Unterkünfte für Flüchtlinge: in der Wendelsteinstraße und im früheren Forsthaus in der Parkstraße.

Ebersberg

Der Volksfestplatz in der Kreisstadt wird wohl nicht zur vorübergehenden Heimat für Flüchtlinge werden. "Der Platz gehört uns nicht", sagt Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU), "dort dürfen wir nur machen, was im Pachtvertrag vereinbart wurde". Auch besitze die Stadt selbst keine Flächen, auf denen eine Traglufthalle oder Wohncontainer aufgestellt werden könnten. Er sieht die Kreisstadt aber ohnehin nicht als Standort für eine Traglufthalle oder große Containerunterkunft. "Wir sind die Kommune mit den meisten Flüchtlingen im Landkreis", so der Bürgermeister. Mehr als 200 Asylbewerber leben derzeit in Ebersberg: "Wir haben unsere Pflicht vorbildlich erfüllt."

Glonn

Auf den ersten Blick scheint das Grundstück südlich der Glonner Schule ideal zu sein für eine Traglufthalle: Es ist im Besitz der Marktgemeinde und obendrein groß genug, liegt im Zentrum des Ortes und könnte leicht an Kanal- und Stromnetz angeschlossen werden. Und doch kommt der Platz, auf dem die Glonner jährlich ihr Dorffest feiern, für die Unterbringung von Asylbewerbern nicht infrage: Es handelt sich hier um ein Überschwemmungsgebiet. "Dieses Areal darf deswegen nicht bebaut werden", sagt Bürgermeister Josef Oswald (CSU). Auch nicht vorübergehend, denn das Wasser "kann ja jederzeit kommen". Wenn, dann müsse man auf Stelzen bauen oder ein entsprechendes Rückhaltebecken anlegen - zwei Optionen, die bei einer Halle und an dieser Stelle laut Oswald nicht realisierbar sind. Aber auch andere geeignete Flächen kann der Rathauschef nicht anbieten: "Die Gemeinde hat leider generell viel zu wenig Grundstücke."

Grafing

Ebenfalls Überschwemmungsgebiet ist der Volksfestplatz in Grafing, so dass auch dieser für eine Traglufthalle oder ähnliches nicht geeignet ist. "Außerdem befindet sich dieses Areal gar nicht im Besitz der Stadt", sagt Angelika Obermayr (Grüne). Darüber hinaus möchte die Bürgermeisterin jedoch nicht öffentlich über die Nutzung möglicher Flächen auf Grafinger Gebiet "spekulieren": "Natürlich denken wir im Rathaus über dieses Thema nach, aber mit einer Entscheidung wollen wir noch abwarten." Erst nämlich wolle man wissen, ob das Landratsamt eine geplante Unterkunft für 130 Flüchtlinge im Schammacher Gewerbegebiet genehmigt oder nicht. In Grafing sind derzeit bereits 120 Asylbewerber untergebracht, so dass die Zahl im Fall eines positiven Bescheids auf insgesamt 250 steigen würde. Und das wäre für die Stadt dann erst einmal genug, "da wäre unser Helferkreis schon sehr, sehr gut ausgelastet", findet Obermayr.

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Plätze gibt es genug im Landkreis, doch nicht jeder eignet sich für eine Traglufthalle: Die Volksfestplätze in Grafing...

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

...und Glonn sind hochwassergefährdet.

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auf den Volksfestplatz in Ebersberg würde ein Zelt passen, das hat das Kulturfeuerfestival gezeigt, der Platz ist aber verpachtet.

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(Foto: Christian Endt)

Lediglich der Jahn-Sportplatz in Markt Schwaben wäre geeignet. Der aber soll für den Schulneubau reserviert bleiben.

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Zornedinger Rathausplatz ist für das Bürgerfestzelt in Ordnung, für eine Traglufthalle ist aber das Gefälle zu stark.

Hohenlinden

In Hohenlinden lebt bisher noch kein Asylbewerber, was aber auf keinen Fall daran liege, dass man bei der Bewältigung dieser Aufgabe nicht mithelfen wolle, betont Bürgermeister Ludwig Maurer (ÜWH). 25 Flüchtlinge ziehen bald in eine private Unterkunft. Sonst gebe es wenig Leerstände; diejenigen, die man ans Landratsamt gemeldet habe, hätten sich aus Kostengründen oder wegen ihres Zustands als ungeeignet erwiesen. Nun würden auch private Flächen im Ortsgebiet geprüft, doch käme laut Maurer auch der Mehrzweckplatz als Standort für eine Flüchtlingsunterkunft infrage: "Im Notfall muss so etwas vorstellbar sein", unterstreicht Maurer. Die notwendige Erschließung sei vorhanden, es müsste seiner Ansicht nach eben nur darauf geachtet werden, dass auf dem Platz dennoch Festlichkeiten möglich wären. Allerdings, gibt der Bürgermeister zu bedenken, wäre es möglicherweise sinnvoller, eine große Unterkunft an einem zentraleren Ort zu errichten.

Kirchseeon

Die Gemeinde sei nicht in Besitz einer Fläche, die groß genug für eine Traglufthalle ist, sagt Bürgermeister Udo Ockel (CSU): "Das gibt unser Grundstücksportfolie nicht her." Auch Flächen im Gemeindegebiet von Privatleuten kenne er nicht, die erschlossen sind und sofort bebaubar wären. Das Areal des alten Schwellenwerks wäre zwar groß genug, gehört aber nicht Gemeinde und ist außerdem verseucht. Es herrscht dort ein Betretungsverbot, und solange das Landratsamt Ebersberg das aufrecht erhalte, sei an eine Unterbringung von Flüchtlingen dort nicht zu denken, so Ockel. In Eglharting gibt es nahe dem Restaurant Asiatique ein leer stehendes, zirka 2000 Quadratmeter großes Grundstück, doch die Eigentümer haben es laut dem Bürgermeister schon mehrmals abgelehnt, es zu verkaufen, zu vermieten oder zu verpachten.

Markt Schwaben

Innerhalb weniger Wochen wird Markt Schwaben an die 250 Flüchtlinge aufnehmen, 21 davon sind in den vergangenen Tagen bereits angekommen. Doch eine Traglufthalle? Dafür sieht Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) im Ort keine Kapazitäten - die Grundstücke, die groß genug wären, sind weder in Gemeindebesitz noch erschlossen. So auch der BSG-Sportplatz, der als Standort für Container immer wieder ins Spiel gebracht wurde. Hinzu kommt: Die Flächen im Norden, Osten und Südosten sind stark hochwassergefährdet, der lehmige Untergrund in Markt Schwaben nimmt bei Starkregen nicht viel Wasser auf und lässt immer wieder Keller überschwemmen. Einzig der Jahnsportplatz gehört der Gemeinde und wäre, zumindest theoretisch, erschlossen. Doch ihn für eine Traglufthalle zur Verfügung zu stellen, lehnt Hohmann ab: Er soll in naher Zukunft der Erweiterung der Grund- und Mittelschule dienen und deshalb nicht anderweitig genutzt werden.

Oberpframmern

Gerade erst hat die Gemeinde Oberpframmern Grundstückskäufe getätigt, landwirtschaftliche Areale seien das, die sich vielleicht eines Tages als Tauschgrundstücke eignen könnten, sagt Bürgermeister Andreas Lutz (CSU). Erschlossene Flächen, die sich für eine Traglufthalle eignen würden, gebe es hingegen "leider nicht". Bereits seit zwei Jahren sei das Gewerbegebiet in Aich voll, hier müsse er allen Interessenten Absagen erteilen. Dennoch hofft Lutz, dass seine Gemeinde bald einen wichtigen Beitrag zur Unterbringung von Asylbewerbern leisten kann - bevor nicht letzte Details geklärt sind, will er aber noch nichts Konkretes nennen.

Pliening

Ein paar freie Flächen gibt es in Pliening zwar schon, beispielsweise das Areal neben der Plieninger Kirche, wo eines Tages ein Seniorenwohnheim entstehen soll. Ob diese Fläche infrage käme, sagt Bürgermeister Roland Frick (CSU), müsse man erst noch prüfen. Es handle sich um einen "sehr sensiblen Bereich", man müsse, wenn die Nutzung denn notwendig scheine, vor einer Entscheidung auf jeden Fall die Plieninger einbinden. Noch besser eignen würde sich nach Einschätzung des Bürgermeisters eventuell eine Fläche nördlich von Pliening am Ortsrand: Diese sei zwar noch nicht erschlossen, grenze jedoch direkt an Bebauung an. Diese Option sei am ehesten denkbar. Nicht infrage käme hingegen der Landshamer Dorfplatz, auf dem die Umbauarbeiten bereits begonnen hätten und der überdies für eine Traglufthalle zu klein wäre.

Vaterstetten

Vor etwa einem Monat wurde der Feuerwehrübungsplatz in der Verdistraße zur Flüchtlingsunterkunft. Dort stehen Container mit Platz für bis zu 60 Bewohner, seit Mitte August sind sie bewohnt. Doch das wird mit Sicherheit nicht die letzte Fläche in der Großgemeinde sein, auf der eine Unterkunft entsteht. "Das Thema ist noch lange nicht gegessen", so Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Das Landratsamt habe sich erst in der vergangenen Woche bei der Gemeinde erkundigt, ob noch Flächen zur Verfügung stünden, und, so der Bürgermeister, "wir sind uns sicher, dass wir etwas finden werden". Fest stehe allerdings, sagt Reitsbergers Büroleiter Georg Kast auf Nachfrage, dass der Volksfestplatz nicht in Frage komme: "Wir haben ein Grundstück, das wesentlich besser geeignet ist". Wo genau diese Flächen liegen, darüber will man im Rathaus aber derzeit keine Auskünfte geben. Denn die Gemeinde verhandle aktuell noch mit dem Eigentümer über eine Verpachtung.

Zorneding

"Ja, wir haben dem Landratsamt Flächen gemeldet", sagt Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU). Allerdings gäbe es keine, die den Anforderungen für eine Traglufthalle zur Unterbringung von etwa 300 Asylbewerbern entspreche. Der Rathauspark etwa verfüge zwar über die erforderlichen Anschlüsse, hat laut Mayr aber ein zu starkes Gefälle. Doch hat die Gemeinde ein anderes Grundstück ins Auge gefasst, auf dem "so schnell wie möglich, auf jeden Fall noch im Herbst" ein zweites Container-Dorf entstehen soll. Laut Mayr laufen bereits die vertraglichen Vorbereitungen mit der Kreisverwaltung. Den genauen Standort will er aber erst bekannt geben, wenn die Anwohner und der Helferkreis verständigt sind. "Anders als bei der Errichtung von Traglufthallen gehen wir hier von einer langfristigen Einrichtung aus", sagt Mayr. Der Gemeinderat hat dem Vorhaben in nichtöffentlicher Sitzung bereits zugestimmt. Weitere 60 Flüchtlinge fänden damit ein neues Zuhause in Zorneding. In einem Containerdorf in der Bahnhofstraße sind seit dem Frühjahr bereits etwa 50 junge Männer untergebracht. "Wir wissen sehr wohl, dass alle Kommunen in der Pflicht sind", sagt Mayr. Bereits an diesem Donnerstag steht darum eine zeitlich begrenzte Umwidmung eines landwirtschaftlichen Gebäudes in der Eglhartinger Straße in Pöring auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung. In dem leer stehenden Bauernhaus, das sich in Privatbesitz befindet, soll eine Unterkunft für bis zu zehn Flüchtlinge entstehen.

© SZ vom 22.09.2015 / moje, wkb, abl, moo, imei, frie - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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