Tag des offenen Gartens:"Es ist wie eine Sucht!"

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Zwei Liebhaberinnen der Hauswurz öffnen am Wochenende ihre Gärten für Neugierige. Die beiden wollen ihre Begeisterung teilen und stehen Rede und Antwort für Fragen rund um die kleine Pflanze.

Natalie Weiß

Das Insektenhotel mit Schlupflöchern für Hummeln und Wildbienen trägt den Namen "Pension Wurzerl". Und wirklich, auf dem Dach des kleinen Häuschens wachsen zahlreiche Exemplare der Pflanze Sempervivum, deutlich bekannter unter dem Namen "Hauswurz". Nur wenige Meter entfernt auf der Terrasse befindet sich die "Wurzerlküche". Hier wachsen diese immergrünen, rosettenförmigen Pflanzen in einem verrosteten Fleischwolf, alten Backformen und sogar auf zwei Stühlen.

Will zeigen, dass Hauswurz keineswegs nur in Steingärten gedeihen kann: Renate Zickenheimer aus Grafing in ihrem liebevoll angelegten Garten. (Foto: region.ebe)

Renate Zickenheimer aus Grafing ist so begeistert von Hauswurz, dass sie ihren Garten ganz auf die Präsentation dieser kleinen Pflanze ausgerichtet hat; im Januar wurde sie Leiterin der deutschen Fachgruppe Sempervivum/Jovibarba. Gemeinsam mit einem weiteren Mitglied der Fachgruppe, Beatrix Bodheimer aus Steinhöring, veranstaltet sie nun den "Tag des offenen Sempervivum-Gartens". Die beiden Damen wollen auch andere mit ihrer Begeisterung für diese Pflanze anstecken und laden dieses Wochenende alle Naturliebhaber zur Besichtigung ihrer Gärten ein.

Zickenheimer will ihren Besuchern in erster Linie zeigen, dass Hauswurz nicht unbedingt in einem Steingarten gepflanzt werden muss, sondern auch auf zahlreiche andere Arten seinen Platz im Garten finden kann. Auf 180 Quadratmetern wächst auf ihrem Grundstück alles dicht gedrängt: Rohrkolben am Ufer des Teiches, in den ein künstlich angelegter Bachlauf mündet, Jasmin, Zierquitte, ein japanischer Fächerahorn. Die Besitzerin bezeichnet sich selbst als "faulen" Gärtner: "Wenn sich Pflanzen an einem bestimmten Platz besonders wohl fühlen, greife ich aus ästhetischen Gründen nicht ein. Ich will die Pflanzen nicht vergewaltigen, sondern mit ihnen arbeiten und nicht gegen sie."

Dennoch ist ihr kleiner Garten sorgsam strukturiert. In einer Ecke befindet sich ihr "Rosenrondell", eine kleine Gartenlaube nahe dem plätschernden Bach. Es gibt einen so genannten "Hosta-Weg", ein neu angelegtes Rosenbeet; der Bereich um den Teich wurde nach Vorlage eines englischen Cottage-Gartens bepflanzt. Dazwischen finden sich handgearbeitete Keramikschalen und -figuren von einer Freundin. Und immer wieder Hauswurz in Blumentöpfen, in einer alten Gieskanne, auf Tuffsteinen und als Hauptbestandteil ihres Steingartens. "Im Mittelalter gab es die Vorschrift, dass jeder Hausherr einen Hauswurz pflanzen muss. Man dachte damals, die Pflanze hält Feuer ab."

Auch wenn diese Legende nicht wahr ist, Hauswurz hat Vorteile: "Sempervivum heißt ja 'immer-lebend' und so kann man auch unbesorgt zwei Wochen in Urlaub fahren, ohne dass ein Nachbar zum Gießen kommen muss. Und natürlich sieht es sehr schön aus." Auch Beatrix Bodmeier aus Steinhöring öffnet ihren Garten für Interessierte und beantwortet Fragen rund um das Thema "Sempervivum". In dem ehemaligen Gemüsegarten ihrer verstorbenen Schwiegermutter lassen sich in großen Kübeln mehr als 900 Sorten bestaunen. Vom fast schwarz gefärbten "Blauen Ritter" bis zum Spinnendachwurz, dessen feine Härchen wie Spinnweben aussehen, sammelt sie alles: "Es ist wie eine Sucht!"

Der "Tag des offenen Sempervivum-Gartens" findet an folgenden Terminen statt:

Samstag, 10. Juli, von 11 bis 16 Uhr bei Beatrix Bodmeier in Steinhöring, Bachkramerweg 21a (Tel. 08094/496)

Sonntag, 11. Juli, von 11 bis 16 Uhr bei Renate Zickenheimer in Grafing, Ganghoferstr. 10 (Tel. 08092/7760)

© SZ vom 10.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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