Kleine Kräuterkunde:Gehobelte Wunderwaffen

Zarte Pflänzchen mit ordentlich Geschmack und noch mehr Gehalt: Die erstaunlichen Kräfte, die in Gartenkräutern stecken.

Mirja Kuckuck

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Zarte Pflänzchen mit ordentlich Geschmack und noch mehr Gehalt: Eine Prise Petersilie oder Rosmarin im Essen hat noch niemandem geschadet - im Gegenteil. Gartenkräuter entfalten erstaunliche Kräfte.

Petersilie Die alten Griechen verehrten sie als heilige Pflanze, die Österreicher nennen sie liebevoll Peterle. Die Pflanze ist tatsächlich anbetungswürdig: Ob kraus oder glatt, die Petersilie stellt locker Milch und Käse in den Schatten - sie ist ein ungeschlagener Kalziumspender.

Zum Kraut Nummer eins in der Küche machen sie, neben ihrer herben Würze, auch das reichlich vorhandene Kalium, Vitamin B1, B2, C und E, Eisen und Eiweiß. In der Naturheilkunde wird sie bei Erkältungen oder Harnwegsbeschwerden eingesetzt. Auch Rheumaleidenden soll sie Linderung verschaffen.

Salzkartoffeln oder grüne Bohnen ziert die Petersilie wie selbstverständlich. Aber man kann eigentlich bei fast keinem Gericht (Saucen, Suppen, Eintöpfe, Salate, Fisch) verschwenderisch genug damit umgehen - so viel Gesundheit steckt in dem Grün.

Tipp: Die glatte Petersilie schmeckt intensiver als die krause.

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Basilikum Das Basilikum tut es der Petersilie nach. Auch seine aromatischen Blätter machen selbst aus dem geschmacksneutralen Mozzarella eine herzhafte und vor allem kalziumreiche Angelegenheit.

Die Griechen nannten es wegen seines Aromas gar als Königskraut . Andere wiederum bezeichnen es wegen seiner leicht scharfen Note als Pfefferkraut.

Früher heilte man Tripper mit Basilikumaufgüssen, heute hilft das Würzkraut bei Verdauungströrungen und beim Entschlacken. Weil einige Zuchtsorten der aus Asien stammenden Pflanze das potentiell krebserregende Estragol enthalten können, ist sie heute als Arzneipflanze umstritten. Ins Kräuterregal in der Küche kann man sich das Basilikum - getrocknet oder im Topf - allerdings bedenkenlos stellen.

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Kümmel Den Norddeutschen wird nachgesagt, nicht gerade gesprächig zu sein. Man könnte es auch anders formulieren: Sie bringen die Dinge auf den Punkt. Zum Beispiel, was es mit dem Kümmel auf sich hat: "Was wär das Leben ohne Köm? - Unangenöhm."

Dem norddeutschen Volksmund glauben in diesem Fall sogar die Bayern: Während die Schleswig-Holsteiner ihre Pellkartoffeln mit einer Prise dieser Sichelsamen kochen, machen die Süddeutschen ihr Brot auf diese Weise bekömmlicher. Der Däne wiederum verdaut am leichtesten, wenn er nach dem Smorebrod einen Aquavit, einen kümmeligen Klaren, gekippt hat.

Das Gewürz ist so beliebt, weil es in unseren Breiten wächst und deshalb zu einem der ersten erschwinglichen Alltagsgewächsen zählte. Schon Karl der Große soll Kümmel gekannt haben.

Man sagt, Kümmel sei das "Viagra" des Mittelalters gewesen sein. Und neben seiner verdauungsfördernden Wirkung hilft er noch heute Migräne-Geplagten.

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Rosmarin Sein Name wird etymologisch unterschiedlich interpretiert. Die schönste Herleitung ist wohl das Lateinische ros marinus, "Tau des Meeres". Unbestritten wächst der immergrüne Strauch am Mittelmeer, und des Morgens lässt sich auch der Tau auf ihm nieder. Gepflückt und getrocknet reiht sich der Rosmarin neben Thymian und Bohnenkraut in die "Herbes de Provence".

Seine (herzer-)wärmende Wirkung ist seit der Antike bekannt. Das Kraut war der Aphrodite geweiht. Bei Kreislauf-, Herz-, Durchblutungs- und Nervenschwäche soll eine Prise mehr auf dem Teller helfen. Egal, ob da Fisch, Fleisch, geröstete Kartoffeln oder gratinierter Ziegenkäse vor einem stehen, es wird auf alle Fälle schmecken.

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Bärlauch Wenn es im Wald oder Park nebenan ganz kräftig nach Knoblauch riecht, dann ist Bärlauch-Zeit. Die großen kräftig-grünen Blätter, die da aus dem Boden sprießen, erinnern an Maiglöckchen-Grün. Deshalb beim Pflücken der Nase folgen, denn Maiglöckchen sind giftig.

Man darf sich ruhig reichlich bedienen an dem Wildwuchs, die Blätter schmecken nicht nur hervorragend als Pesto oder gehackt in Tomatensauce, sondern sind auch heilversprechend. Der Bärlauch ist zum Entschlacken geeignet, wirkt verdauungsfördernd und entzündungshemmend.

Und das Beste daran: Er hinterlässt keine "Fahne"!

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Dill Keine Gurke ohne Dill, kein Lachshäppchen ohne einem dieser adretten grünen Zweige als Garnitur. Das aus Zentralasien stammende Kraut ist ein wahrer Verdauungshelfer, macht Salat- oder saure Gurken bekömmlich und kann dank seiner pikanten Würze locker mit geräuchertem Fisch mithalten.

Der von Juni bis September zu erntende Doldenblütler regt den Appetit an, sorgt für besseren Schlaf und lindert - als kalter Umschlag mit Olivenöl - sogar Hautgeschwüre. Die Pflanze wirkt zwar auf den ersten Blick zart, hat aber eine starke Wirkung.

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Schnittlauch Zäh wie eine Zwiebel zeigt sich der Schnittlauch. Bis hinauf ins alpine Hochgebirge ist er im Wildwuchs zu finden. Und tatsächlich gehört die stängelförmige Pflanze zu den Zwiebelgewächsen.

Die Franzosen zählen den Schnittlauch zu den "fines herbes", den feinen Kräutern, denn geschmacklich ist er der scharfen Knolle zwar ähnlich, nur sehr viel bekömmlicher. Quark, Salate oder Gemüse macht das Schnittlauch dank viel Vitamin C und A noch gesünder.

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Bohnenkraut Das Bohnenkraut trägt einen Namen, der es ein wenig einseitig dastehen lässt. Natürlich schmecken grüne, gelbe, dicke oder dünne Bohnen besonders gut mit ein paar Blättern der mediterranen Pflanze.

Aber nicht umsonst reiht sich das Bohnenkraut mit Thymian und Rosmarin ein in die "Herbes de Provence", mit denen man wunderbar Fisch, Fleisch, Gemüse aller Art und auch Blattsalate würzen kann.

Und seine Tradition als Appetitanreger und Verdauungsförderer ist ebenfalls länger als je eine Bohnenpflanze ranken könnte.

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Koriander Wenig appetitanregend die Herkunft seines Namens: kori ist griechisch für Wanzen, denn die Blüten des Korianders riechen nach den ungeliebten Tierchen.

Nicht zu unterschätzen dagegen die Qualitäten seiner Blätter. Die asiatische Petersilie würzt hervorragend Kohl, Kürbis und Hülsenfrüchte. Sie fehlt in keinem Thai-Gericht, und auch die Südamerikaner fügen sie nebst Chili ihren scharfen Gerichten und der Guacemole bei.

Das Kraut zählt zu den ältesten Würzmitteln der Menschheit - und tut sich auch als Arzneimittel hervor: Der hohe Gehalt an ätherischen Ölen hilft bei Magen-Darm-Störungen, Nerven werden beruhigt und Umweltgifte leichter abgebaut.

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Salbei Der Name ist Programm - Salbei kommt von salvare (lat. heilen) und die Aufzählung all seiner guten Eigenschaften würde den Rahmen sprengen. Zum mediterranen Halbstrauch sollte man jedenfalls nicht nur in Bonbonform bei Halskratzen greifen.

Von Appetitlosigkeit über Schweißausbrüche bis zu Zahnfleischbluten - die Pflanze lindert die gröbsten Beschwerden. Diese Qualitäten entfaltet er vor allem im Mai oder September - vor und nach seiner Blüte.

In der italienischen Küche hat der Salbei längst einen Stammplatz: Die würzigen, leicht pelzigen Blätter, die an Pfirsichschale erinnern, dürfen auf keinem Saltimbocca fehlen. Doch auch das wäre zu kurz gegriffen. Weißweinsauce zu Fisch oder die zerlassene Butter zum Spargel werden mit ein paar Salbeiblättern geschmacklich - und gesund - aufgewertet.

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Thymian Wer keinen Salbei mag, kann unbekümmert zum Thymian greifen, denn auch seine Heilkraft kennt scheinbar keine Grenzen. Die hustenlösende Wirkung ist die wohl bekannteste. Darüber hinaus zahlt sich das mediterrane Gewächs bei Blasenentzündung, Rheuma, Alpträumen, Verstauchungen aus und verscheucht sogar einen ungeliebten Kater.

In der Küche kommen die "Herbes de Provence" nicht ohne ihn aus. Gemüse, Fisch, Fleisch, Tomaten- oder Bratensauce wertet er im Handumdrehen auf. Die Wahl hat man dabei zwischen Lavendel-Thymian, Orangen- oder Zitronen-Thymian, Kokos-Thymian, pfeffrigem Berg- oder Kümmel-Thymian... Allzu leicht wollen es einem die Kräuter dann doch wieder nicht machen.

Text: Mirja Kuckuk Fotos: iStockphotos

(sueddeutsche.de/vs)

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