SZ-Serie: Kein Advent ohne...:Distanz vom Konsumwahn

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Skeptisch gegenüber dem modernen Weihnachtsfest: "Ich finde die Kommerzialisierung ganz schrecklich", sagt Andreas Mitterer. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Andreas Mitterer ist alles andere als ein Weihnachtsfan

Immer wieder dieser Advent - berühmt für "Last Christmas" und Plätzchenbacken, berüchtigt für "Stirb langsam" und Lichterkettenaufhängen. Wir haben für unsere Serie "Kein Advent ohne..." Menschen aus dem Landkreis Ebersberg gefragt, welche Tradition, welches Lied oder welches Accessoire bei ihnen in der Adventszeit auf keinen Fall fehlen darf:

Stille. Andreas Mitterer schweigt. Er muss überlegen, wie er seine kritische Beziehung zu Weihnachten auf schöne Art und Weise beschreiben kann. Schließlich gibt er auf, es gibt wohl keine euphemistische Ausdrucksweise für folgende Aussage: "Ich versuche, Weihnachten von mir fernzuhalten."

Es ist nicht so, dass er Weihnachten nicht möge, erklärt der erste Vorsitzende des Kunstvereins Ebersberg, nur die Umsetzung heutzutage gefalle ihm überhaupt nicht. "Ich finde die Kommerzialisierung ganz schrecklich."

Deshalb beginnt sein Weihnachten auch immer erst am 24. Dezember mit Heiligabend. Vorher im November und Dezember sei mit all den "Firmengeschichten und Jahresrückblicken" sowieso nicht genug Zeit. Doch selbst an diesem einen Tag hat er keinen bestimmten Brauch, den er immer durchführt. "Ich bin das Gegenteil von jemandem, der ein Ritual hat", stellt der 50-Jährige fest. So hatte er mit seiner Familie schon Weihnachten mit und ohne Baum, gänzlich dekolos und dann wieder volldekoriert. Für Familien mit Nachwuchs sei ein Baum, der von der Decke hängt, die beste Option. So könne er nicht umfallen, das kann der Künstler bestätigen.

Mitterer erinnert sich an seine schönste Weihnachtsbaumgeschichte. "Das war im Kunstverein", erzählt der Ebersberger, "da haben wir vor einigen Jahren im Rahmen von Kunst und Musik im Januar die ganzen nicht benutzten Bäume an der Decke aufgehängt. Die 40 Stück waren alle schmucklos, das war toll!"

Gerade in Zeiten des Klimawandels widerstrebt es Mitterer, den ganzen Werbungen, die eine entspanntere Weihnachtszeit versprechen, nachzugeben. "Da soll man extra früh buchen, dass man ja keinen Stress mit Geschenken hat, und früh und viel kaufen. Dabei ist das für die Umwelt total kontraproduktiv."

Es solle ein friedliches und besinnliches Fest sein, sagt Mitterer. Das könne es auch wirklich. "Bei Weihnachten ohne Turbokapitalismus wäre ich dabei."

© SZ vom 23.12.2019 / nats - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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