Verkehrsprojekt:Der Landkreis Ebersberg soll mehr Radwege bekommen

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Schöne Kurven, tolle Landschaft: Motorradfahrer lieben die Strecke zwischen Glonn und Moosach, ansonsten ist sie eher schwach befahren. Daher gibt es nun Pläne, den Abschnitt zwischen der Wurstfabrik und der Abzweigung zum Steinsee zum Radweg zu machen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Kreispolitiker wollen in den Ausbau des Wegenetzes investieren, fünf Projekte stehen ganz oben auf der Prioritätenliste. Darunter eins, über das passionierte Motorradfahrer unglücklich sein dürften.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Motorradfahrer bekommen leuchtende Augen, wenn sie an diese Strecke denken: eine sanfte Kurve nach der anderen, durch eine der schönsten Landschaften im Landkreis. Lassen sich die Pläne der Kreispolitiker realisieren, könnte die Straße zwischen Glonn und Moosach allerdings künftig für Motorradfahrer ebenso wie für die meisten anderen Verkehrsteilnehmer tabu sein - sie wäre dann Radlern vorbehalten. Das ist einer der Bausteine in einem Konzept, mit dem der Landkreis die Bedingungen für Radfahrer insgesamt verbessern will. Auch mehrere andere Radwege sind bereits konkret in Planung, wie schnell es mit der Realisierung klappt, hängt auch davon ab, wie schnell die nötigen Grundstücke zu haben sind.

Beim Workshop "Fahrradfreundlicher Landkreis" Anfang Februar hatten Kreis- und Gemeindepolitiker, Vertreter des Runden Tisches Radfahren, des ADFC und des Straßenbauamts Vorarbeit geleistet und insgesamt 24 Strecken im ganzen Landkreis geprüft und diskutiert. Fünf stehen jetzt auf der Prioritätenliste ganz oben, bei drei von ihnen laufen sogar schon die notwendigen Grundstücksverhandlungen: beim Radweg entlang der EBE 8 zwischen Nettelkofen und Seeschneider Kreuzung, beim Weg entlang der EBE 18 zwischen Markt Schwaben und Finsing sowie bei der Strecke entlang der EBE 6 zwischen Birkach und Helletsgaden. Vorprüfungen gibt es für die Radwege zwischen Ebersberg und Hohenlinden sowie zwischen Grafing-Bahnhof, Moosach und Glonn, wie der zuständige Umweltausschuss des Kreistags in seiner Sitzung am Dienstag erfuhr.

Schöne Kurven, tolle Landschaft: Motorradfahrer lieben die Strecke zwischen Glonn und Moosach, ansonsten ist sie eher schwach befahren. Daher gibt es nun Pläne, den Abschnitt zwischen der Wurstfabrik und der Abzweigung zum Steinsee zum Radweg zu machen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Gerade letzteres Projekt hätte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) gern zügiger vorangetrieben, schon kurz nach seiner Wahl startete er eine Initiative für eine Trasse auf dem alten Bahndamm. Diese Idee, das ist inzwischen klar, wird sich allerdings aus Gründen des Naturschutzes wohl nur auf kleinen Teilen der Strecke realisieren lassen. Daher gibt es nun eben die Idee, statt dessen die Staatsstraße 2351 zwischen der Wurstfabrik bei Glonn und der Abzweigung zum Steinsee zur Radstraße umzufunktionieren. Möglich wäre das, weil es sich laut Fachleuten um eine der am wenigsten befahrenen Straßen im Landkreis handelt.

Allerdings werden Motorradfahrer wohl noch etliche Sommer ihre Lieblingsstrecke nutzen dürfen, denn es wird mit Sicherheit eine Weile dauern, bis dieses Projekt umgesetzt ist: Die Sperrung für den motorisierten Verkehr ist bei einer Staats- oder Kreisstraße nicht möglich, die Straße müsste zur Gemeindestraße abgestuft werden. Im Gegenzug wäre der Freistaat bereit, die bisherige Kreisstraße EBE 13 zwischen Glonn und Grafing als Staatsstraße zu übernehmen, die EBE 12 müsste dann bis Bauhof - nahe Wildenholzen - verlängert werden, da Kreisstraßen an andere Kreisstraßen oder höherklassige Straßen angebunden sein müssen.

Derzeit wird die Seeschneider Kreuzung für den Umbau zum Kreisverkehr vorbereitet. Auch ein Radweg Richtung Nettelkofen ist hier geplant. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ob sich das Projekt realisieren lässt, ob insbesondere die betroffenen Gemeinden einverstanden wären und was das Ganze kosten würde, soll nun geprüft werden, bevor konkrete Maßnahmen in die Wege geleitet werden. Was das Radwegenetz generell betrifft, so will der Landrat möglichst jedes Jahr eine bestimmte Summe dafür vorsehen - beim Straßenbau oder auch bei der Förderung des sozialen Wohnungsbaus wird das schon lange so gehandhabt. Welches Volumen dieser Etat haben soll, das wird in der Sitzung des Umweltausschusses im Herbst besprochen. Dann wird sich auch ein Lenkungskreis formieren, der sich ausführlicher mit dem Thema befassen wird.

"Das Thema hat Fahrt aufgenommen - das ist ganz toll"

Dass die Radfahrer nun stärker als bisher im Fokus der Kreispolitik steht, wurde fraktionsübergreifend begrüßt, Lob gab es von Philipp Goldner (Grüne) ebenso wie von Renate Glaser (SPD). "Das Thema hat Fahrt aufgenommen - das ist ganz toll", sagte Glaser. Martin Lechner (CSU) regte an, die Gemeinden stark einzubinden. Wenn Gemeinden für Projekte Grundstücke zur Verfügung stellten, dann sollten diese prioritär behandelt werden, so seine Anregung, die vom Ausschuss auch aufgenommen wurde. Dennoch wird auch viel von Faktoren abhängen, die der Landkreis nicht beeinflussen kann. Matthias Kreuz vom Staatlichen Bauamt Rosenheim sagte, gerade bei Radwegen entlang von Staatsstraßen sei die Konkurrenz groß, beispielsweise aus Mühldorf und Rosenheim, wo ebenfalls neue Projekte geplant seien: "Wir werden das umsetzen irgendwann, aber es wird dauern", sagte er im Umweltausschuss.

© SZ vom 08.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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