Stille Macher im Hintergrund:Wohlklingende Verneigung

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Sankt Sebastian in Ebersberg ist das zweite Wohnzimmer von Hans Orterer, Sänger, Organist und Vorsitzender des Cäcilienvereins. (Foto: Christian Endt)

Seit 25 Jahren kümmert sich der Cäcilienverein sehr erfolgreich um die Finanzierung von niveauvoller konzertanter Kirchenmusik in Ebersberg. Dies wird nun in Sankt Sebastian mit einem großen Jubiläumskonzert gefeiert

Von Anja Blum

Ein wahrer Segen, das ist der Cäcilienverein für die Kirchenmusik in Sankt Sebastian - obwohl viele Ebersberger vermutlich noch nie etwas von diesem Verein gehört haben. Seit 25 Jahren gibt es ihn nun, und sein einziger Zweck besteht darin, große Kirchenkonzerte finanziell zu ermöglichen. "Wir sind die stillen Helfer im Hintergrund", sagt Hans Orterer, bereits seit 2001 Vorsitzender des Zusammenschlusses. Benannt ist dieser nach der Heiligen Cäcilia von Rom, einer frühchristlichen Jungfrau und Märtyrin. Die Schutzpatronin der Kirchenmusik trägt als Attribute unter anderem die Orgel oder die Geige, ihr Gedenktag ist der 22. November. Und weil die Singenden und Musizierenden in Sankt Sebastian so dankbar sind, dass es den Cäcilienverein gibt, wird sein 25-jähriges Bestehen nun mit einem großen Jubiläumskonzert gefeiert. Es findet statt am Sonntag, 24. November, um 19 Uhr in der Stadtpfarrkirche Ebersberg.

Um die Bedeutung des Cäcilienvereins verstehen zu können, muss man zwei Dinge wissen. Erstens: Große, niveauvolle Kirchenkonzerte sind teuer, denn ausgebildete Solisten und Instrumentalisten müssen bezahlt werden. Orterer nennt als Hausmarke 8000 Euro, von denen sich mit Eintrittsgeldern im besten Fall nur die Hälfte erwirtschaften lasse. Doch die Programme kämen sehr unterschiedlich an: Bei Händels "Messias" zum Beispiel sei die Kirche proppenvoll gewesen, eine Marienvesper von Monteverdi hingegen habe nur wenige Barockliebhaber angelockt. Und zweitens: Eine Pfarrei darf nur liturgische Musik finanzieren, das heißt, nur jene im Rahmen von Gottesdiensten. Für konzertante Aufführungen gibt es kein Geld. Beides zusammengenommen bedeutet, dass ein ambitionierter Kirchenmusiker wie der Ebersberger Markus Lugmayr entweder ein hohes persönliches, finanzielles Risiko eingehen muss, oder auf derlei Veranstaltungen verzichten. Das aber kommt für die Ebersberger nicht infrage.

"Musik ist immer heilig", sagt Lugmayr, und das Motto seines Wirkens könnte sein, was Johann Sebastian Bach stets an das Ende seiner geistlichen Partituren schrieb: "Soli Deo Gloria" - allein Gott zu Ehren. Darüber hinaus nennt Orterer, selbst ausgebildeter Kirchenmusiker, zwei vergleichsweise weltliche Gründe für die großen Konzerte in Sankt Sebastian: Es gehe dabei auch darum, musikinteressiertes, aber eher glaubensfernes Publikum an das kirchliche Umfeld heranzuführen. Außerdem müsse sich ein Chor, der im Laufe des Kirchenjahres ja viele liturgisch Verpflichtungen zu erfüllen hat, ab und an auch größeren sängerischen Herausforderungen stellen. "Nur so kann man die Qualität sichern - oder, wie in unserem Fall, sogar steigern", sagt Orterer.

Weil der 71-jährige Organist, Dirigent und Sänger also genauso überzeugt ist von der Notwendigkeit opulenter Kirchenmusik wie Lugmayr, ist ihm der Cäcilienverein eine Herzensangelegenheit. Enorm viel Arbeit ist damit ohnehin nicht verbunden, denn das, was man gemeinhin ein Vereinsleben nennt, gibt es in diesem Fall nicht. Erstens, weil die Satzung es nicht zulässt, Geld für irgendetwas anderes auszugeben als Kirchenkonzerte - "mal ein Blumenstrauß zu einem runden Geburtstag ist das Maximum", sagt Orterer und lacht. Zweitens, weil das Leben des Cäcilienvereins praktisch ohnehin identisch ist mit dem des Kirchenchors. Die etwa 60 Mitglieder dieses Ensembles nämlich sind automatisch aktive Mitglieder des Fördervereins, hinzu kommen noch einmal so viele passive, die finanzielle Unterstützung leisten. Gerade einmal zwölf Euro kostet der Jahresbeitrag, manche jedoch zahlen um einiges mehr: "Wir haben Gott sei Dank einige äußerst treue und großzügige Spender im Hintergrund", sagt Orterer - dank denen der Cäcilienverein in einer komfortablen Lage sei. "Momentan könnten wir theoretisch zwei Komplettausfälle tragen", erklärt der 71-Jährige, sprich: zwei große Konzerte ohne Eintrittsgelder finanzieren. Das verschaffe Lugmayr "die Freiheit, Visionen zu haben" und auch mal Werke richtig großen Ornats aufzuführen.

Ins Leben gerufen wurde der Cäcilienverein übrigens im Juni 1994 auf das Bestreben von Alois Freundl hin, stadtbekannter Bäckermeister und Kirchenpfleger. "Den Tipp dazu bekam er wohl aus Erding, "dann legte er los", erzählt Orterer, "er war ein ausgesprochener Macher".

Das Programm des Jubiläumskonzerts ist auf den Anlass zugeschnitten: Da Konzerte mit einem guten Orchester laut Lugmayr ohne die Unterstützung des Cäcilienvereins eben schlicht nicht möglich wären, erklingt als Reminiszenz ein rein instrumentales Stück, Franz Schuberts frühe, gleichwohl großartig-festliche Sinfonie Nr.1 in D-Dur aus dem Jahre 1813 (da war der Komponist gerade einmal 16 Jahre alt). Der rote Faden des weiteren Programms ist die Bedeutung der Musik an sich und in der Kirche: In Georg Friedrich Händels "Ode for St. Cecilia's Day" geht es um den Zusammenhang von Instrumenten und der himmlischen Harmonie im Gedenken an die Schutzpatronin der Kirchenmusik, während die B-Dur-Messe Franz Schuberts die klassische Kirchenmusik vor Augen stellt. Das "Halleluja" aus Händels "Messias" als freudiger Abschluss wird in der Bearbeitung von Wolfgang Amadeus Mozart gespielt, unter anderem deshalb, weil diese den Orchesterapparat im Vergleich zum Original noch einmal ausbaut - eine erneute Verneigung vor dem Cäcilienverein. Die Ausführenden sind: Katharina Peschl (Sopran), Sabine Staudinger (Alt), Carsten Müller (Tenor), Klaus Reiter (Bass), es singt der Jugendchor Cantores iuvenes, es spielt das Orchester Sankt Sebastian, die Leitung liegt in den bewährten Händen von Markus Lugmayr.

Jubiläumskonzert für den Cäcilienverein Ebersberg am Sonntag, 24. November, um 19 Uhr in der Stadtpfarrkirche Sankt Sebastian. Karten zu 22 Euro (Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sind frei) gibt es an der Abendkasse oder im Vorverkauf unter (08092) 85 29 10 (nummerierte Plätze).

© SZ vom 16.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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