Steinhöring:Gut, besser, Bayern

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Thomas Huber, Christa Stewens, Günther Beckstein, Alois Hofstetter und Johannes Antoni (von links) feiern zusammen die Steinhöringer CSU. (Foto: Christian Endt)

Der Steinhöringer Ortsverband feiert anlässlich seinen 70-jährigen Bestehens sich selbst und die Partei. Als Stargast spricht der frühere Ministerpräsident Günter Beckstein - ohne Honorar, wie er die Festgäste wissen lässt

Von Peter Kees, Steinhöring

Mit Witz, Charme und großer Ernsthaftigkeit hat Günter Beckstein am Donnerstag in Steinhöring die christlich-sozialen Grundfesten seiner Partei verteidigt. Anlässlich seines 70-jährigen Gründungsfestes hatte der CSU-Ortsverband Steinhöring ins Dorfgemeinschaftshaus nach Tulling geladen. Die Bühne, kürzlich noch mit volkstümlicher Theaterkulisse verziert, war in festlichem Weiß-Blau dekoriert. Es spielte die Steinhöringer Blasmusik, es sang der Männerchor des Ortes. Gekommen waren etliche Mitglieder und Parteifreunde, darunter Landrat Robert Niedergesäß, der Landtagsabgeordnete Thomas Huber, Steinhörings Bürgermeister Alois Hofstetter, einige seiner Amtskollegen aus den umliegenden Gemeinden, der CSU-Ortsvorsitzende und Dritte Bürgermeister Steinhörings, Johannes Antoni, die langjährige CSU-Kreisvorsitzende, ehemalige bayerische Sozialministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Christa Stewens, und - feierlich mit dem bayerischen Defiliermarsch empfangen - der frühere Innenminister und Bayerns Altministerpräsident Günter Beckstein als Stargast.

Launig führte Beckstein in die Gedankenwelt der ehemaligen Grundsatzentscheidungen bei Parteigründung ein und stellte gewitzt die Frage, ob die damals getroffenen Entscheidungen aus heutiger Sicht noch tragen würden. Um es vorwegzunehmen, der konfessionsübergreifende Ansatz wie er sich im Buchstaben "C" der Partei wiederfindet, die Entscheidungen zur sozialen Marktwirtschaft, zur Eingliederung in das nachkriegliche Westbündnis, zur vollwertigen Mitgliedschaft in der NATO, zur Gründung des Sozialstaates, zur Einbindung in die Europäische Union, zu einer Asylpolitik, die eine Bereitschaft der Immigranten zur Integration voraussetzt, sowie die Beiträge der christlich sozialen Union zur deutschen Wiedervereinigung, insgesamt "einer langfristig orientierte Politik", hätten zu einer Stabilität geführt, in der Friede, Freiheit, Rechtsstaat und Wohlstand heute ein äußerst attraktives Deutschland ergäben. Dass Bayern dabei an erster Stelle steht, betonte er ausdrücklich. Der Jurist sprach von einer "großen, erfolgreichen Politik." Obwohl er ankündigt hatte, nicht über gegenwärtige Politik zu sprechen - dies wäre Aufgabe aktiver Politiker -, so äußerte er sich doch gegen eine zu starke Zentralisierung Europas (nur die großen Grundlinien sollten dort entschieden werden, nicht aber die Details, die vor Ort besser zu regeln seien) und lies auch Merkel-kritische Töne nicht aus: "Ich halte es für völlig unverständlich, dass man Zigtausend ins Land gelassen hat." Die Anwesenden danken es mit Applaus. Christa Stewens betonte in ihrem abschließenden Statement, die bereits von Beckstein angesprochene Dringlichkeit der Inneren Sicherheit. Dem Anlass des Festes entsprechend, verwies sie darauf, dass es einst CSU-Mitglieder waren, die den Landkreis in der heutigen Form überhaupt so erhalten haben, denn zu Zeiten der Gebietsreform habe es Pläne gegeben, den Landkreis Ebersberg aufzulösen. Ein Name fiel dabei: Steinhörings Ehrenbürger Freiherr Otto von Feury. Er war einst Mann der ersten Stunde, späterer Landtags- und Bundestagsabgeordneter der CSU.

Die Geschichte der Partei in Steinhöring geht - kurz zusammengefasst - so: Nach dem Zweiten Weltkrieg genehmigte das "Office of Military Government, Landkreis Ebersberg, Bavaria" der Militärregierung im Januar 1946 die Gründung der Christlich Sozialen Union auf Kreisebene. Das war die Geburtsstunde der CSU-Ortsverbände. Auch wenn erst am 25. April 1948 die erste Gemeinderatswahl nach dem zweiten Weltkrieg stattfand, so wurde der CSU Ortsverband in Steinhöring bereits 1946 gegründet.

Günter Beckstein übrigens, der ohne Honorar in Steinhöring sprach, wie er selbst betonte, präsentierte sich sparsam ohne Dienstzimmer, Dienstwagen, Chauffeur und Sicherheitspersonal. Er sei der Einladung nach Steinhöring gern gefolgt, sagte er, schließlich sei der Landkreis einmal der Wahlkreis seiner Parteifreundin Christa Stewens gewesen. Diese hatte er als Ministerpräsident zu seiner Stellvertreterin ernannt.

© SZ vom 22.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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