Sozialausschuss:Eines für alle

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Das Ebersberger Integrationskonzept nimmt Formen an. Bis Herbst will die Arbeitsgruppe aus Stadträten, Bürgern und Vereinen ein Ergebnis vorlegen

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Wie lassen sich Menschen aus anderen Ländern und Kulturen am besten integrieren? Diese Frage wird derzeit vielerorts diskutiert, in der Kreisstadt kam man im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis, erstens einen Integrationsbeauftragten einzustellen, der dann zweitens ein Konzept erarbeiten soll. Dazu wurde nun im Sozialausschuss des Stadtrates ein Zwischenbericht der "Arbeitsgruppe Integration" vorgelegt. Auch wenn deren Arbeit wohl noch bis zum Herbst dauern wird, ein Ergebnis steht schon fest: "Das" Integrationskonzept als "fertiges Produkt" wird es nicht geben können, auch in den kommenden Jahren wird hier immer wieder nachjustiert werden müssen.

In Ebersberg wurde im November die landkreisweit zweite Stelle eines Integrationsbeauftragten in einer Kommunalverwaltung geschaffen, in Poing gibt es diese bereits seit 2015. Ein Grund dafür war, dass in der Kreisstadt immer mehr Flüchtlinge dauerhaft leben. Das liegt daran, dass in Ebersberg viele Asylbewerber in Unterkünften des Landkreises untergebracht sind. Werden diese als Flüchtlinge anerkannt, ist die Kommune zuständig, in welcher die Personen zuletzt gewohnt hatten - in diesem Fall also Ebersberg. Das betrifft vor allem die Unterkunft, da die Verhinderung von Obdachlosigkeit eine Aufgabe von Städten und Gemeinden ist. Zwar können anerkannte Flüchtlinge oftmals in den Landkreisunterkünften wohnen bleiben, allerdings gibt es dafür keine Garantie. Nicht ohne Grund ist daher der Punkt "Wohnen" eines der wichtigsten Handlungsfelder, welche die Arbeitsgruppe für das Integrationskonzept ausgemacht hat. Dieser Gruppe gehören je ein Vertreter jeder Stadtratsfraktion an, auch Caritas, der Verein Ausländerhilfe und das Kreisbildungswerk sind mit je einem Mitglied vertreten. Außerdem nehmen vier Asylbewerber sowie vier Mitglieder des Helferkreises an den Beratungen teil und natürlich der Integrationsbeauftragte der Stadt, Christian Zeisel.

Neben dem Thema Wohnen - das sich aus den Unterpunkten bezahlbarer Wohnraum und Mobilität - zusammensetzt, gibt es als weiteres Handlungsfeld die Bereiche Arbeit und Bildung, Orte, Netzwerk sowie Öffentlichkeitsarbeit. Warum man diesen Punkt auf die Liste gesetzt hatte, erklärte Christoph Münch (SPD), der zusammen mit seinem Stadtratskollegen Alexander Gressierer (CSU) die Ergebnisse der Arbeitsgruppe vorstellte. "Die öffentliche Wahrnehmung ist nicht mehr so da", sagte Münch. Was nun allerdings nicht bedeute, "dass Integration schon funktioniert hat", das Thema habe "nichts von seiner Brisanz eingebüßt". Zudem hätten die Helferkreise zunehmend das Problem, genügend Leute zu finden. Aber auch über die Helferkreise hinaus soll Integration eine Aufgabe werden, so Münch weiter. "Es ist im Grunde jeder gefragt, es kann nur funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen".

Auch Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) betonte die Bedeutung von Integration, auch und gerade, weil das Thema etwas aus der Öffentlichkeit verschwunden sei. Zwar sei es bei vielen aktuellen Dingen so, dass sich "erst alle damit beschäftigen und dann schwächt das Interesse ab". Integration sei allerdings "ein Thema, das darf man nicht auslassen", so der Bürgermeister. Auch Brilmayer betonte, dass möglichst viele Ebersberger bei der Integration mithelfen sollten. "Denn wenn es nicht gelingt, dann betrifft es auch alle."

Darum will die Arbeitsgruppe auch mit Vereinen, Behörden und Bildungseinrichtungen kooperieren. Es gab auch bereits Treffen mit Vertretern des Jobcenters, dem Verein Aktion Jugendzentrum, dem TSV und der Musikschule. Diese Treffen soll es auch weiterhin geben, auch die Arbeitsgruppe wird weiter bestehen. Wenn das Konzept im Stadtrat vorgestellt und beschlossen wird, soll sie als "Ebersberger Integrationsdialog" aktiv bleiben.

Denn, das war die zentrale Aussage des Zwischenberichtes, Integration könne nur gelingen "als dauerhafter Prozess der Annäherung, Anpassung und gemeinsamen Verständigung". Das derzeit zu erarbeitende Konzept werde "daher als Grundstein einer sich entwickelnden gemeinsamen Vorstellung von Integration" dienen, es sei gewissermaßen "ein erster Schritt dieses Prozesses". Dieser sei eine regelmäßige Fortschreibung unter Beteiligung der "vier Säulen der Integration". Gemeint ist eine Beteiligung sowohl der Stadtpolitik, wie auch der Verwaltung und anderer Hauptamtlicher, daneben sollen auch Ehrenamtliche wie natürlich auch Vertreter der Einwanderer selbst mitarbeiten. Ziel sei ein "lernendes Konzept, das beliebig ergänzt und verändert werden kann". Dadurch, so der Wortlaut des nun vorgestellten Zwischenberichts "können Schritt für Schritt der Umfang und die Inhalte erweitert und gezielt auf die Bedingungen in Ebersberg angepasst werden".

Dabei sollte man unbedingt auch die Schulen und Kitas mit einbeziehen, regten Doris Rauscher (SPD) und Marina Matjanovski (CSU) an. Etwa durch eine enge Kooperation mit den Integrationsklassen der Schulen. Einen Beschluss gab es im Ausschuss noch nicht, dieser steht voraussichtlich nach den Sommerferien auf der Agenda. Laut Brilmayer könnte der Stadtrat in seiner Herbstsitzung dann endgültig über das Integrationskonzept abstimmen.

© SZ vom 11.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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