Solidarität:Rundum verwöhnt beim SZ-Benefizkonzert

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Das Publikum im Alten Speicher genießt das Konzert zugunsten des SZ-Adventskalenders: "Die drei Damen" aus München bieten feine Musik und besten bayerischen Humor.

Von Anja Blum, Ebersberg

"Das ist wie Schokolade mit Sahne", sagt eine Zuhörerin und strahlt übers ganze Gesicht. Ja, Die drei Damen, die das Benefizkonzert der Süddeutschen Zeitung Ebersberg am Donnerstag zu einer musikalischen Sternstunde haben werden lassen, verwöhnen ihr Publikum nach Strich und Faden. Ohne Eitelkeiten stellen diese Künstlerinnen sich in den Dienst ihrer Gäste, offenbar müssen sie niemandem etwas beweisen. Oberstes Ziel ist es, zu unterhalten, zu verführen, zu verzaubern. Und das Beste daran: Dieses Kunststück gelingt dem Münchner Trio, ohne dabei auf irgendwelche Plump- oder Plattheiten zurückzugreifen. Alles an diesen drei Damen ist äußert fein: ihre Ausstrahlung, ihr Humor, ihre Musik sowieso.

"G'lernt is' g'lernt": Sängerin Lisa Wahlandt beim Benefizkonzert der "Drei Damen" - mit Glockenspiel. (Foto: Christian Endt)

Den "Adventskalender" der Süddeutschen Zeitung nannten die Drei Damen "ein wunderbares Projekt", und auch Landrat Robert Niedergesäß war voll des Lobes: Seit vielen Jahren helfe der Adventskalender mit seinen Spenden dabei, "Not vor der Haustür" zu lindern. "Ebersberg ist zwar ein wirtschaftsstarker Landkreis, doch auch hier gibt es viele schwere Einzelschicksale", so der Landrat. Insofern sei auch der Konzertbesuch an diesem Abend ein schönes Zeichen der Solidarität.

Die Wurzel der Drei Damen ist der Jazz, sie alle sind hervorragende, mit vielen Wassern gewaschene Musikerinnen. Zumal sie auch singen können, so dass die Songs oft in dreistimmigen Passagen ihren Höhepunkt finden. Zudem passen die Bühnen-Charaktere der drei Damen perfekt zusammen: Sängerin Lisa Wahlandt gibt den Liedern eine gefühlvolle Stimme und zieht charmant die Blicke auf sich; Bassistin Christiane Öttl sorgt für den Groove und als niederbayerischer Sidekick für laute Lacher; Pianistin Andrea Hermenau ist mimisch eher zurückhaltend, gibt musikalisch aber durchaus den Ton an. Angesichts ihrer brillanten Soli beweist das Ebersberger Publikum im gut besuchten Alten Speicher mit kräftigem Applaus, wie jazzaffin es ist.

Landrat Robert Niedergesäß war voll des Lobes für den SZ-Adventskalenders. (Foto: Christian Endt)

Von den als intellektuell und anstrengend verschrieenen Spielarten des Genres aber sind Die drei Damen sternenhimmelweit weg. "Wir spielen den schönen Jazz, den, der früher Pop war", stellt Öttl klar. Und in ein leichtes Wohlfühlgewand kleiden sie auch ihre Coverversionen modernerer Stücke, etwa "Abacadabra" von Steve Miller, mit dem sie den Abend zauberhaft-lässig einläuten, oder "If a song could get me you" von Marit Larsen. Auch "Time after time" von Cyndi Lauper haben sie im Gepäck, herrlich reduziert und entschleunigt. "Alleine diese Version von einem Lied, das ich im Original eigentlich nicht mag, war es wert, herzukommen", kommentiert eine Zuhörerin.

"Wenn was daneben geht, schauen wir alle ganz neutral und machen einfach weiter", hatte Bassistin Christian Öttl zuvor gesagt. Eine Anweisung, die sich als völlig unnötig erwies. (Foto: Christian Endt)

Besonders begeistert reagiert das Publikum auf die Eigenkompositionen des Trios mit bairischen Texten. "Wir haben uns vorgenommen, nicht nur schöne Musik, sondern auch die unerlernbaren Vokalkombinationen unseres Dialekt in die Welt hinaus zu tragen", sagt Öttl. Und gerade hier, das wird schnell klar, sind die Lieder des Trios besonders authentisch. Es folgt ein wunderschönes Liebeslied, ein "Stückerl vom Paradies", eine zärtlich beobachtete Momentaufnahme für Zwei - so nah, so echt, so berührend. Einen bemerkenswerten Text hat Öttl auch für "s' Leben" geschrieben, er fasst einen weisen und zugleich liebevollen Blick auf die Menschheit in Worte. Aber auch wie singbar, scat-tauglich und geradezu lautmalerisch das Bairische ist, zeigen Die drei Damen, Klageweibern gleich: Ihr "Grantler" ist, wie könnte es anders sein, einem einzigen Lebensgefühl gewidmet - "I mog ned!" Als Komödiantin mit großem mimischem Talent erweist sich hier wieder mal Bassistin Öttl, aus deren Feder auch das frech-süße "I dad Di scho meng" stammt, ein "brasilian Samba mit bavarian Dreig'sang".

In der "Wunsch" träumt sich Wahlandt, einer gereiften Annette Louisan gleich, durchs Leben - schwärmt von Männern, Pferden, Geld und Ruhm. Nur um Missverständnisse vorzubeugen: Bei diesem Song handle es sich um reine Fiktion, erklärt Öttl, das Empathievermögen der Texterin, "Mama Lisa", sei nur eben derart groß, dass sie sich in alle (un-)möglichen Persönlichkeiten hineinversetzen könne. Spätestens hier wird klar, dass diese drei Damen sich selbst alles andere als ernst nehmen, ein sehr sympathischer Zug.

Am Ende bekommen die Zuhörer mit "Venus in the backyard" noch einen Vorgeschmack auf das nächste Album des Trios, singen bei einem swingenden "Sternenhimmel" aus voller Kehle mit, und werden von einem berührend-schlichten, aber freilich dreistimmigen "Es wird scho glei dumpa" in die nun gar nicht mehr so kalt erscheinende Nacht hinaus getragen.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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