Seniorenrat:Die Antreiber im Hintergrund

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Fußgänger in Ebersberg sollen an den Ampeln mehr Zeit zum Überqueren der Straßen bekommen. (Foto: Christian Endt)

Nach einem Jahr zieht der Ebersberger Seniorenbeirat Bilanz. Die fällt durchaus positiv aus, es gibt bereits viele Ideen und Projekte - nur an ihrer Bekanntheit müssen die sieben Ehrenamtlichen noch arbeiten

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Auf einen mächtigen Verbündeten können die Ebersberger Seniorenbeiräte zählen: das Volksfesthendl. Die beliebte Grillspezialität soll dem seit einem Jahr bestehenden Gremium bei seinem wichtigsten Ziel helfen: "Wir wollen uns bekannter machen", erläuterte der Vorsitzende des Beirates, Thomas John, im Ebersberger Sozialausschuss. Und da kommt das Volksfesthendl ins Spiel, denn wenn bald wieder die Bier- und Hendlmarken fürs Volksfest an die Senioren verschickt werden, wird auch der Flyer vom Seniorenbeirat dabei sein, kündigte John an.

Vor knapp zwei Jahren hatte der Stadtrat die Einrichtung eines Seniorenbeirates für Ebersberg beschlossen. Für das Gremium bewerben können sich alle Einwohner der Stadt, die älter als 60 Jahre sind und weder Mitglied des Stadtrates noch Mitarbeiter der Stadt sind. Gewählt wird das Gremium immer im Jahr einer Stadtratswahl, dazu treffen sich alle Kandidaten auf einer Versammlung und bestimmen sieben Beiräte. Zum ersten Mal gab es diese Wahlversammlung Anfang Juni, und zwar im Trauungszimmer des Rathauses, wie sich John gerne erinnert, "denn wir trauen uns alle". Mitte Juni traf sich der neu gewählte Seniorenbeirat dann zu seiner ersten Sitzung. Inzwischen hat das Gremium bereits neun Mal getagt, was nach den Worten Johns durchaus eine abendfüllende Veranstaltung sein kann: "Das ist ein bisschen wie bei der Papstwahl: Wir bleiben so lange da, bis wir fertig sind."

Dabei gehe es den sieben Beiräten - neben John sind dies Karin Scharl, Manfred Lipp, Roswitha Hülser, Judith Scharnagl, Hans Schroeder und Edward Sofeso - nicht darum, anderen Angeboten Konkurrenz zu machen, betonte der Vorsitzende, im Gegenteil: "Es gibt hier schon vieles für Senioren, wir wollen zeigen, was da ist." Darum ist es den Seniorenbeiräten auch sehr wichtig, sich zu vernetzen, etwa mit Initiativen wie der Ehrenamtlichen-Agentur Schwungrad, der Caritas, aber auch mit Seniorenbeiräten in anderen Kommunen. So hatten sich die Ebersberger mit den Kollegen aus Rosenheim getroffen. Dort gibt es bereits seit 25 Jahren einen Seniorenbeirat, "und da ist auch mehr los", meinte John selbstkritisch. Denn zwar bietet der Seniorenbeirat an jedem ersten und dritten Montag des Monats eine persönliche Beratung im Familienzentrum an, "wir hatten aber bisher noch nicht so viele Besucher". Und genau darum soll nun für die Arbeit des Gremiums mehr geworben werden, auch mit Unterstützung des Volksfesthendls.

Zumindest an Ideen und Projekten mangelt es den Beiräten nicht, sagt John: "Wir haben noch viel vor." Man habe schon einige Vorschläge, wie man die Kreisstadt nicht nur für Senioren verbessern kann. Eines der Probleme ist, dass es kaum noch Briefkästen gibt; fraglich sei aber, ob sich dies schnell beheben lässt. Schon vielversprechender ist dagegen das Ergebnis einer Initiative für mehr Sitzbänke im Stadtgebiet. Gerade werde untersucht, wo die Bänke am sinnvollsten aufgestellt werden können. Ebenfalls geplant ist, zusammen mit dem Einzelhandel ein Konzept für einen Einkaufs- und Bringdienst zu entwickeln. Auch für das Problem der für Ältere manchmal zu kurzen Ampelphasen hat man beim Seniorenbeirat schon eine Lösung gefunden: Wer zum Überqueren der Straße länger braucht, bekommt eine Magnetkarte, mit der dann an einem Lesegerät an der Ampel eine extralange Grünphase bestellt werden kann.

Für Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) ist der Seniorenbeirat ein großer Erfolg, er habe bereits "viele wichtige Dinge angestoßen". Auch aus den Fraktionen kam Anerkennung. Rosemarie Will (Grüne) bedankte sich bei den Seniorenbeiräten dafür, "wie unglaublich aktiv Sie waren", und lobte die Stadträte für ihren Beschluss zur Einrichtung des Gremiums: "Es war eine sehr gute Entscheidung." Elisabeth Platzer (SPD) schlug vor, der Seniorenbeirat könnte eine feste Rubrik im Stadtmagazin bekommen. Gerne würden er und seine Mitstreiter dort präsent sein, sagte John, "aber nur wenn wir auch ein Thema haben - nur da zu sein, hilft nicht." Auch Brilmayer sprach sich gegen eine feste Rubrik für den Beirat im Stadtmagazin aus, "aber ich kann zusichern, wenn Sie etwas haben, dann nehmen wir es mit".

© SZ vom 28.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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