Schwimmen in Grafing:"Es ist ein permanentes Zählen"

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Das Grafinger Freibad hat zwar geöffnet, der Badespaß kommt trotzdem oft zu kurz: Wegen Corona müssen die Gäste oft lange warten, bis sie ins Wasser dürfen. Vor allem die Bademeister kommen derzeit ganz schön ins Schwitzen, wie ein Gespräch mit Betriebsleiter Fred Stautner zeigt

Interview von Franziska Langhammer

Schwimmer beaufsichtigen, Beckenrandspringer in ihre Grenzen weisen, Leben retten - schon zur normalen Zeiten kann der Job als Bademeister ganz schön stressig werden. Und Corona verschärft das Arbeitspensum nun noch: Am Wochenende bildet sich im Grafinger Freibad immer wieder eine meterlange Schlange vor dem Nichtschwimmerbecken, die Angestellten des Stadtbads sind im Dauereinsatz. Warum das so ist und wieso ihm volles Haus lieber ist als der derzeitige Ablauf, erzählt der Bademeister und Technische Betriebsleiter vom Freibad Grafing Fred Stautner.

SZ: Sind Sie entspannt in die Saison gestartet?

Fred Stautner: Entspannt? (lacht) Nee. Nee.

Was ist so stressig?

Das Stressige ist, dass wir nur 430 Leute reinlassen dürfen, und von denen nur 100 ins Wasser dürfen.

Wie kontrollieren Sie das?

Wir haben lauter jung gelernte Angestellte, und die können bis 40 zählen. So viele Menschen dürfen in den Nichtschwimmerbereich.

Und wenn trotzdem noch einer reinsteigt?

Wenn es der 41. ist, drückt man noch ein Auge zu. Beim 42. wird es problematisch. Denn wenn eine Kontrolle kommt, dann haben wir das Problem.

Was machen Sie, wenn die Obergrenze erreicht ist?

Wir sperren ab. Das Nichtschwimmerbecken fast täglich. Spätestens mittags ist so viel los in dem Becken, dass die 40 Badegäste locker überschritten werden würden. Solange die Gäste selber vernünftig sind und durchrolieren, hab ich kein Problem. Ich habe nur fest gestellt: Die wenigsten wissen, was das heißt, nämlich: wechseln. Wenn das nicht hinhaut, dürfen 40 Leute für 20 Minuten ins Becken. Danach räumen wir das Nichtschwimmerbecken und lassen die nächsten 40 rein. Das Schwimmerbecken war bisher erst ein Mal voll.

Bademeister Fred Sautner und sein Team müssen dafür sorgen, dass in Grafinger Freibad die Corona-Auflagen eingehalten werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wer bevölkert das Nichtschwimmerbecken denn so?

Da wir jetzt Rutsche und Sprungturm nicht in Betrieb haben, sind das vor allem Kinder mit Schwimmflügeln und Jugendliche. Mit Müttern und Vätern sind das ganz schnell 40 Leute.

Warum wurden Sprungturm und Rutsche gesperrt?

Weil Sprungturm und Rutsche mehr Wasserfläche nehmen. Wenn Badegäste rutschen, rutschen sie ins Nichtschwimmerbecken hinein. Und wenn ich da schon 40 drin hab, muss ich die wieder abziehen - die dürfen gar nicht erst hinein.

Sind die Leute einsichtig?

Größtenteils ja, was das Wasser und den Eingangsbereich anbelangt. Das Einzige Defizit, das wir haben, sind die Toiletten. Da müssten die Gäste eigentlich mit Maske reingehen, aber das tun nicht alle unbedingt.

Das müssten Sie auch kontrollieren?

(Lacht) Wenn wir die Möglichkeit dazu haben, kontrollieren wir das auch noch.

Was machen Sie, wenn die Leute nicht einsichtig sind?

Wir können die Leute nur darum bitten, dass sie es machen sollen, weil unser Reinigungspersonal ja auch Schutzmasken trägt zum Schutz unserer Gäste. Da kann ich auch erwarten, dass die Badegäste uns ein bisschen schützen.

Wie oft werden die sanitären Anlagen gereinigt?

Das wird im stündlichen Rhythmus gemacht, von den Herren- und Damentoiletten bis hinter zu den Einzelumkleiden. Da sind allein zwanzig Minuten pro Stunde zum Desinfizieren gedacht.

Kein Rutschen, nur eine bestimmt Anzahl von Menschen im Wasser, Maskenpflicht beim Toilettengang. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Hat sich Ihr Arbeitsaufwand also trotz weniger Badegäste erhöht?

Ich muss ehrlich sagen: Wenn ich 3000 Leute drin hab, ist es mir lieber als jetzt. Weil ich dann alles öffnen kann, was die Kinder und die Erwachsenen wollen: Rutsche, Sprungturm, Planschbecken. Momentan dürfen nur fünf kleine Kinder im unteren und fünf kleine Kinder im oberen Planschbecken sein. Das kann ich nicht durchziehen so. Wir machen eh schon Durchsagen oder bitten die Eltern, am Rand stehen zu bleiben. Es ist schwierig zum Durchführen, es ist viel Reden, es ist ein permanentes Zählen - viel aufwendiger als normal.

Und am Abend sind Sie und Ihre Kollegen wahrscheinlich groggy.

Wenn ein schöner Tag ist - sagen wir mal so: Dann brauch kein Fitnesstraining mehr.

© SZ vom 06.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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