Schau:Afrikanische Wurzeln

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Ebersberg plant Ausstellung zum Leben des Dichters Kurt Heuser

Vergangenen Samstag war der 40. Todestag von Kurt Heuser, der in Ebersberg gelebt und gewirkt hat. Heuser war deutscher Literat, Theatermacher und Afrikakenner mit "dichterischer Begabung, in die alle Leidenschaften einer neuen Zeit einströmen", sagte einst Oskar Loerke über ihn. Das Leben und Wirken von Kurt Heuser wird zurzeit von Gabriele Reinmold aus Grafing und Antje M. Berberich, Leiterin des Stadtarchivs Ebersberg, in einer Biografie zusammengefasst, eine Ausstellung im Rathaus Ebersberg ist in Vorbereitung. Dabei werden die beiden Verfasserinnen von Heusers Sohn, Konstantin Ploberger in Österreich, und der Zeitzeugin Maria Gebhardt aus München durch deren Erinnerungen unterstützt.

Kurt Heuser wurde am 23. Dezember 1903 in Straßburg geboren, gestorben ist er am 20. Juni 1975 in Ebersberg. Wurzeln schlug er im Herzen Afrikas. Kurt Heusers Sohn Kaspar Heuser schrieb kurz vor seinem Tod in Ebersberg über seinen Vater: "Als Baumwollpflanzer fand er dank seiner feinen Beobachtungsgabe, der Leidenschaft zum Schreiben und des S. Fischer Verlags zu seinem "coming out" als Schriftsteller." Wie es dazu kam, berichtet Kurt Heuser in einem Brief, der 1927 aus Portugiesisch-Ostafrika in der Redaktion des Fischer-Verlages eintraf. "Da es hier weit und breit keine Bücher gibt, habe ich angefangen, sie mir selbst zu schreiben", hieß es darin. Die afrikanischen Erzählungen begeisterten die Redaktion und so fand sich der Baumwollpflanzer als hoffnungsvoller "Fischerautor" wieder. Er veröffentlichte mehrere "hochbegabte Novellen" (Carl Zuckmayer) die "solide und geschmackvoll zugleich waren", so das Urteil von Marcel Reich-Ranicki. Die Bücher, zum Beispiel "Reise ins Innere," "Malabella," "Abenteuer in Vineta", Anekdoten über Leni Riefenstahl, Emil Jannings und Curd Jürgens - um nur einige Beispiele zu nennen -, wurden in mehrere Sprachen übersetzt und erhielten glänzende Kritiken. So schrieb das amerikanische Time-Magazine über die "Reise ins Innere": ". . . anders als viele seiner Landsleute, die es lieben, ihre Nase in die Wolken zu stecken, windet sich Heusers Geschichte ganz nah an der dampfenden afrikanischen Erde entlang und stößt mitunter zu einem Afrika des Geistes durch. . . " Kurt Heuser war Mitbegründer der "Gruppe 47" und guter Freund von Hermann Hesse, Ralf Maria Siegel, Patrick Süßkind und vielen anderen. Kurt Heuser rettete die Familie S. Fischer vor der Verfolgung durch die Nazis, indem er sie auf der Flucht begleitete.

Den Nachlass Heusers hat Antje Berberich nach dem Tode Kaspar Heusers, dessen Haus in Ebersberg ein Treffpunkt vieler Jugendlicher war, in Verwahrung genommen. Er befindet sich nun in der "Städtischen Sammlung Ebersberg".

© SZ vom 22.06.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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