Reden wir über:Verstärkung für die Liberalen

Lesezeit: 3 min

Amelie Jugenheimer. (Foto: Privat)

Amelie Jugenheimer ist das 3500. Mitglied der FDP Oberbayern

Interview von Jörg Lehne

Amelie Jugenheimer, 17, aus Baldham hat mitgeholfen, die FDP Oberbayern über eine wichtige Marke zu bringen: Sie ist kürzlich das 3500. Mitglied geworden. Im Interview erzählt sie über die Gründe ihres Beitritts und gibt einen Tipp zur Bundestagswahl ab.

SZ: Frau Jugenheimer, Sie sind in der vergangenen Woche der FDP beigetreten. Dazu gleich mal die völlig unverfängliche Frage: Warum?

Amelie Jugenheimer: Weil ich liberale Ansichten vertrete. Das hat auch damit zu tun, dass ich ein Jahr in Kanada gelebt habe, wo eine liberale Partei den Premierminister stellt. Ich finde, man sollte die Leute dazu anregen, selbst nachzudenken. Reine Verbotspolitik entspricht mir weniger. Genauso unterstütze ich auch die wirtschaftlichen Ansichten der FDP, die darin bestehen, der Wirtschaft möglichst viele Anreize zu geben. Mein Interesse kam aber vor allem in den letzten zwei Jahren, auch mit Corona. Bei uns im Haus wird immer viel diskutiert - vor allem mein Vater ist sehr politisch. Dann befasst man sich auch mit den Themen. Noch dazu hatte man wegen Corona mehr Zeit dazu.

Sind Sie immer einer Meinung mit Ihrem Vater?

Nein, wir haben schon öfter Diskussionen. Wir unterstützen zwar beide die FDP, aber oft haben wir trotzdem unterschiedliche Meinungen. Vor allem beim Klimaschutz. Das ist sicher auch generationenabhängig. In Sachen Wirtschaft sind wir aber sehr oft einer Meinung.

In Oberbayern hat die FDP seit Ende März sehr starken Zuwachs vor allem von jungen Leuten erfahren. Denken Sie, dass das politische Interesse von jungen Leuten durch Corona gestiegen ist?

Das kann ich mir schon gut vorstellen. Ich denke aber, das liegt nicht nur an Corona, sondern vor allem daran, dass das Thema Klimaschutz mit Fridays for Future förmlich explodiert ist. Trotzdem sagen viele meiner Freunde, dass sie keine Ahnung von Politik haben, viele wollen im September auch gar nicht wählen. Dabei finde ich, dass eine hohe Wahlbeteiligung unglaublich wichtig ist. Man wählt ja schließlich, damit seine eigene Meinung vertreten wird. Besonders junge Menschen sollten daher wählen gehen. Bisher wird vor allem Politik für Menschen über 60 gemacht, das merkt man schon in der Schul- und Bildungspolitik. Junge Menschen sind noch die Minderheit und werden immer wieder vernachlässigt. Man vergisst dabei, dass diese Menschen bei der nächsten Wahl selbst mitwählen.

Sie werden noch pünktlich vor der Bundestagswahl volljährig und können somit zum ersten Mal wählen. Ich brauche eigentlich nicht zu fragen, wem sie Ihre Stimme geben.

Ich denke, mit meinem Parteibeitritt habe ich recht deutlich gemacht, was ich wählen werde. Vor zwei Jahren war ich noch nicht sicher, ob ich die FDP zu hundert Prozentunterstützen will, weil ich die Klimaziele der Grünen für sinnvoll und wichtig halte. Je mehr ich mich mit der Frage und mit Politik im Allgemeinen auseinandergesetzt habe, wurde mir jedoch klar, dass die FDP das beste Gesamtpaket bietet und meinen Vorstellungen von guter Politik entspricht.

Wie sehen Sie die Chancen der FDP bei der Bundestagswahl?

Ich bin optimistisch, schon allein wegen der Umfragewerte. Ich frage auch oft bei meinen Klassenkameraden nach, weil mich das sehr interessiert. Dabei höre ich immer wieder, dass sie die FDP wählen wollen, überraschend wenige wählen grün. Ich rechne damit, dass wir über die zehn Prozent kommen werden, eher 13 bis 14 Prozent. Meine Hoffnung liegt bei einer Jamaika-Koalition. Die FDP soll auf jeden Fall mitregieren. Die Grünen auch, da sie notwendige Impulse in Richtung Klimaschutz geben können.

Sie haben in gewisser Weise meine nächste Frage schon vorweggenommen. Was denken Sie? Haben wir bald eine Kanzlerin oder einen Kanzler?

Ich denke, einen Kanzler. Annalena Baerbock ist sehr neu, auch wenn sie zusammen mit Robert Habeck schon im Parteivorsitz war. In den letzten Wochen hat sie zwar unglaublich viel Aufmerksamkeit bekommen, jedoch auch negative. Ja, die Grünen sind richtig explodiert, aber ich denke trotzdem, dass die Leute am Wahltag wieder auf Altvertrautes setzen werden. Mein Tipp ist Armin Laschet mit Baerbock als Vizekanzlerin.

© SZ vom 23.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: