Reden wir über:Spuren im Netz

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Warum Hermann Maier eine Crypto-Party veranstaltet

Interview von Thorsten Rienth

Als im Mai in Grafing die erste Crypto-Party stattfand, ging es vor allem um die Theorie. In der kommenden Woche folgt der Praxisteil, wie Hermann Maier , einer der drei Grünen-Ortsvorsitzenden, erklärt.

SZ: Jetzt spielen Sie schon wieder die "Der Staat überwacht uns alle"-Karte. Ist es nicht langsam mal genug?

Hermann Maier: Alles auf einen überwachungswütigen Staat zu schieben, ist mir ein bisschen zu billig. Aber man sollte sich schon einmal überlegen, wie wertvoll private E-Mail-Kommunikation zum Beispiel für eine Kranken- oder Berufsunfähigkeitsversicherung sein könnte. Wenn es Technologien gibt, die Privatsphäre von Menschen zu öffnen, dann müssen wir eben Technologien dagegenstellen, diese Löcher wieder zu schließen - das ist Sinn und Zweck der Crypto-Party.

Trotzdem verschlüsselt nur ein Bruchteil der Nutzer seinen Laptop oder seine digitale Kommunikation.

Da kommen zwei Dinge zusammen: Einmal fehlt es am nötigen Bewusstsein. Im Endeffekt ist eine unverschlüsselte E-Mail nichts anderes als eine Postkarte - und das ist nicht einmal überspitzt formuliert. Wer sich ein bisschen in die Sache hineinfuchst, der wird mit vergleichsweise wenig Aufwand alles mitlesen können. Andererseits ist Sicherheit immer mit einem gewissen Aufwand verbunden. Für eine verschlüsselte Kommunikation muss ja nicht nur der Sender mitspielen, sondern auch der Empfänger.

Wie wollen Sie das mit der Crypto-Party ändern?

Vor allem wollen wir diesmal nicht nur über Risiken und "Dos and Don'ts" reden. Wir wollen uns in kleine Gruppen aufteilen, in der jeweils ein Verschlüsselungsexperte dabei ist. Das sind Freunde und Bekannte, die sich mit der Thematik auskennen. Wir können dann zum Beispiel Verschlüsselungen wirklich zusammen auf den Rechnern der Teilnehmer einrichten. Ziel ist, dass die Leute Dinge wie das Verschlüsselungstool PGP auf ihrem Rechner oder Whatsapp-Alternativen auf ihrem Smartphone zum Laufen bringen. Die Erfahrung zeigt, dass diese Einrichtung meistens die größte Hürde ist. Damit wir auch genügend Experten-Helfer organisieren können, wäre es gut, wenn sich Interessierte bei mir anmelden. Gerne auch schon mit speziellen Fragen, damit wir uns vorbereiten könnten. Am besten per E-Mail über hermann.maier@gruene-grafing.de.

Verschlüsselt oder unverschlüsselt?

Ich denke, in diesem Fall tut es eine ganz normale E-Mail. Verrückt machen braucht man sich mit dem Thema auch wieder nicht.

Grafinger Crypto-Party am Montag, 19. November, von 19.30 Uhr an im "Genussreich" in der Münchner Straße 10.

© SZ vom 13.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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