Reden wir über:Schubladen im Kopf

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Als "Merkmeister" wird Ralf Hofmann regelmäßig engagiert, um mit seinen Konzepten Schülern den Umgang mit Lernstoff zu erleichtern. (Foto: privat)

Ralf Hofmann bringt Zornedinger Schülern das Merken bei

Interview von Raphael Dafinger

Als "Merkmeister" wird Ralf Hofmann regelmäßig engagiert, um mit seinen Konzepten Schülern den Umgang mit Lernstoff zu erleichtern. Dem Beispiel von bisher über 400 Schulen ist auch die Grundschule Zorneding gefolgt, wo diesen Mittwoch einer seiner "Tage des Merkens" stattfinden wird.

SZ: Herr Hofmann, wie vermittelt man Kindern Spaß am Lernen?

Ralf Hofmann: Lernen macht Spaß, wenn der Lernstoff aus dem klassischen Kontext gerissen wird. Der Vorgang soll außergewöhnlich sein und wenig mit dem bekannten sturen "Pauken" zu tun haben. Je mehr Variation im Input, desto mehr Output.

Vermitteln unter Nutzung einfachster Techniken - das ist Ihr Konzept. Können Sie ein Beispiel nennen?

Jüngeren Schülern bringe ich die 10-Punkte-Merkliste bei. In diesem System gibt es zehn "Briefkästen" am Körper, in die Stichworte hineingeworfen werden und die bei Bedarf geöffnet werden können. Das zu Merkende wird mit bestimmten Stellen verknüpft und dadurch bildlich. Durch das Finden geeigneter Stichpunkte setzen sich die Kinder außerdem mit dem Thema auseinander und prägen sich den Lernstoff spielerisch aber effektiv ein. Die Älteren sollen mit den Stichpunkten Spickzettel anfertigen. So behandeln sie den Stoff, den sie nicht können, so lange, bis sie einen Spickzettel haben, mit dem sie etwas anfangen können. Und dann brauchen sie ihn nicht mehr.

Wie können denn Eltern ihre Kinder unterstützen?

Das wichtigste ist, den Druck herauszunehmen. Wenn den Kindern immer wieder vermittelt wird, dass es gegen Ende der Grundschule um alles geht, und dass sie unbedingt auf eine gute Schule vorrücken müssen, werden sie von der psychischen Last erdrückt. Eltern machen dies in den seltensten Fällen bewusst, aber Angst hemmt das Lernen. Deswegen sollten Eltern auf die Kinder zugehen, sie auf mögliche Probleme mit der Materie ansprechen, und diese gemeinsam aufarbeiten. Denn wenn Kinder sich verstanden fühlen, kommt zu der Angst, im Test nicht gut zu sein nicht auch noch die Angst vor dem Versagen vor den Eltern hinzu. Spätestens in der 6. Klasse sollte aber aufgehört werden, den Kindern zum Beispiel bei Hausaufgaben zu helfen, da es ab da darum geht, dass die Schüler nun selber Lösungen erarbeiten.

Was ist das Konzept hinter ihren Lern-DVDs? Es ist ja durchaus schwer, etwas über den Bildschirm zu vermitteln.

Viele DVDs, die von großen Verlagen herausgebracht werden, erklären, wie man nicht lernen soll. Das ist meiner Meinung nach kontraproduktiv; ich versuche nahzulegen, wie man gut lernt, mit Hilfe von bildhaften Erklärungen, aber auch durch praxisorientierte Übungen. Auch habe ich versucht, die Inhalte so kinderfreundlich wie möglich zu gestalten. Zum Beispiel habe ich auch meine eigenen Kinder eingebunden, da Kinder am liebsten und aus diesem Grund am besten von Kindern lernen.

Sie betonen auf Ihrer Website, dass sie keiner Sekte angehören. Warum das?

Sekten wie Scientology werben oft neue Mitglieder unter dem Deckmantel eines Nachhilfestudios oder ähnlichem, indem sie nicht nur in die schulischen Leistungen, sondern auch in die Leben der Menschen einzugreifen versuchen. Da ich gelegentlich darauf angesprochen wurde, wollte ich mich klar davon distanzieren, da ich nicht im Ansatz etwas damit zu tun habe.

© SZ vom 06.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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