Reden wir über:Politik und Gänsebraten

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Martin Gruber vom Grafinger Rewe-Supermarkt (rechts) und der CSU-Landtags-Abgeordnete Thomas Huber. (Foto: privat)

­ Thomas Huber hilft am Sonntag, für die Tafel aufzukochen

Interview von Viktoria Spinrad

Was in München schon Tradition ist, soll nun auch in Grafing Einzug finden: ein Weihnachtsessen der Tafel mit prominenten Kellnern. Am Sonntag werden sich Martin Gruber vom Grafinger Rewe-Supermarkt (rechts) und der CSU-Landtags-Abgeordnete Thomas Huber um die Weihnachtsgänse bei der Grafinger Tafel kümmern. Letzterer erklärt im SZ-Interview, welche Küchen-Rolle ihm zuteil wird, was Kochen und Politik gemeinsam haben - und wer bei ihm daheim das Küchenmonopol hat.

SZ: Herr Huber, welche Rolle spielen Sie am Sonntag - eher Küchenchef oder Schnippelassistent?

Thomas Huber: Wohl eher die der Assistenz - genau wie daheim. Da herrscht meine Frau in der und über die Küche. Und das wohl auch zu Recht: Ich bekomme das leider einfach nicht hin mit dem Kochen.

Also eine klare Rollenverteilung im Hause Huber. Was für ein Männertraum!

...die aber eindeutig von meiner Frau ausgeht; sie würde mich gar nicht erst an den Herd lassen!

Haben Sie auf dem Bild eigentlich tatsächlich probegekocht? Ihre Schürzen sehen verdächtig sauber aus.

Ich gestehe: Die haben wir für das Foto angelegt. Beim eigentlichen Weihnachtsessen möchten wir keine Bilder machen lassen. Wir wollen den Tafel-Kunden und den Ehrenamtlichen einfach ein schönes Weihnachtsessen ermöglichen, ihnen eine Freude machen. Da sind Kameras fehl am Platz.

Auch in Bayern sind immer mehr Menschen armutsgefährdet. Die Tafeln fangen diese Entwicklung auf, sind also symptomatisch. Finden Sie es angemessen, daraus eine Werbeaktion für sich zu machen?

Martin Gruber und ich möchten mit dieser Einladung Menschen eine Freude zu Weihnachten machen, die Hilfe brauchen und gleichzeitig auch denen, die selbst helfen. Es sind die Tafel-Kunden und die freiwilligen Helfer, die im Mittelpunkt stehen sollen. Wir haben in Bayern zwar ein gutes soziales Netz und mit dem Landkreis eine der erfolgreichsten Regionen. Aber das Netz ist noch zu durchlässig. Und der Wohlstand kommt nicht bei allen an.

Im Landtag sind Sie stellvertretender Vorsitzender im Sozialausschuss. Gibt es hier konkrete Ansätze dafür, dass der Wohlstand eben bei allen ankommt?

Klar ist, dass wir uns nicht nur auf die Wirtschaft fokussieren dürfen. Nur weil die Wirtschaft brummt, geht es nicht automatisch allen gut. Eine Hartz-IV-Reform auf Bundesebene wäre sicherlich der richtige Weg. Ich bin jedenfalls nicht dafür, Hartz IV abzuschaffen.

Was haben Politik und Kochen gemeinsam?

(überlegt) Weder in der Küche noch im Landtag hilft eine Einzelkämpfer-Mentalität. In beiden Bereichen braucht es also ein gutes Team mit verschiedenen Akteuren. Wenn jeder seine Rolle gut ausfüllt, stimmt auch das Endergebnis.

Und welches Gericht wäre die schwarz-orange Koalition? Eher etwas Süßes, Bitteres, Würziges?

Wir sind ja eine bürgerliche Koalition, also wäre es auch ein gutbürgerliches Gericht: Zum Beispiel ein deftiger Schweinebraten.

Was fällt da für die Vegetarier-Fraktion ab?

Der Schweinsbraten kommt ja mit Semmelknödeln und Krautsalat auf den Tisch. An die Vegetarier ist also auch gedacht - übrigens auch am Sonntag.

Würden Sie sich nach Ihrer Hospitanz am Sonntag trauen, das Küchen-Monopol Ihrer Frau aufzubrechen - vielleicht sogar gleich zu Heiligabend?

So ein Rollenwechsel wäre sicher eine interessante Herausforderung. Aber auch unwahrscheinlich: Meine Frau ist einfach zu gut. Bis ich ihr Niveau erreiche, müsste ich viele, viele Jahre üben.

© SZ vom 22.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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