Reden wir über...:Laute Kinder

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Erzieherin Kathi Ebersberger. (Foto: Christian Endt)

Zum Tag gegen Lärm erzählt die Grafinger Erzieherin Kathi Ebersberger, wie sie mit der Dauerbeschallung im Kindergarten umgeht

Von Anja Blum

Lärm hat zahlreiche negative Auswirkungen, unter anderem leiden Konzentration, Gedächtnisleistung und Wohlbefinden, so warnt die "Fördergemeinschaft Gutes Hören" zum "Tag gegen Lärm" an diesem Mittwoch. Deswegen sei es sehr wichtig, das Gehör stets zu schützen, heißt es. In manchen Berufen ist das allerdings nicht so einfach, etwa im Kindergarten. Kathi Ebersberger (), Erzieherin in der Alten Villa in Grafing, erzählt, wie man trotzdem nicht wahnsinnig wird.

Frau Ebersberger, Sie arbeiten seit mehr als 20 Jahren mit Kindern. Was bedeutet es, einen Beruf zu haben, bei dem Lärm im Prinzip ständig präsent ist?

Kathi Ebersberger: Das ist schon eine Belastung. Meine Kolleginnen und ich merken jedenfalls, dass unsere Ohren nach der Arbeit ziemlich überreizt sind. Egal ob laute Musik oder schreiende Kinder im Supermarkt - all das können wir am Ende des Tages nicht mehr so gut ertragen.

Wie können Sie gegensteuern?

In unserer Supervision lernen wir, uns vor Lärm zu schützen, zum Beispiel, indem wir die 25 Kinder nicht alle in einem Raum haben, oder immer mal wieder auf die Toilette gehen.

Aber ständig den Raum zu verlassen, kann ja auch nicht die Lösung sein...

Nein, da gibt es noch ganz viele andere Tricks (lacht). Man kann und sollte sich auch Auszeiten nehmen, ohne zu gehen. Nicht im Vorbeigehen zu essen zum Beispiel, sondern sich für die eigene Brotzeit Zeit zu nehmen. Oder sich einfach mal aufs Sofa zu setzen.

Und da lassen die Kinder Sie in Ruhe?

Naja, nicht ganz, deswegen habe ich mir eine Ruhekrone gebastelt. Wenn ich die aufsetze, so fünf bis zehn Minuten lang, dürfen mich die Kinder nicht mehr ansprechen - außer es brennt. Dann wird es automatisch ruhiger, das ist spannend. Um zu vermitteln, dass es mir manchmal zu viel wird, gibt es auch das Wildometer. Das befindet sich in meinem Körper und zeigt an, wann es brenzlig wird (lacht).

Und wie schaffen Sie es, dass die Kinder Ihnen gut zuhören?

Wichtig ist, sie nicht übertönen zu wollen, sondern auf andere, unerwartete Reize zu setzen. Also auf einmal flüstern anzufangen, einen Ton auf einem Instrument zu spielen oder Zeichensprache zu verwenden. Dann werden die Kinder ganz aufmerksam. Manchmal nehme ich auch eine Stecknadel und sage, es muss jetzt so still sein, dass wir sie fallen hören. Das funktioniert super. Oder ich beauftrage die Kinder, mich erst wieder ins Zimmer zu holen, wenn es ganz leise ist. Dann regulieren sie sich ziemlich schnell selbst. Manchmal machen wir Wellness-Tage mit Klangschale, Räucherstäbchen und Massage. Diese Entspannung tut auch den Kindern sehr gut.

Und wenn ein einzelnes Kind sehr laut ist?

Dann hefte ich es mir ans Knie, wie wir das ausdrücken. Damit schafft man Nähe und Ruhe. Mit Berührungen lässt sich nämlich viel besser arbeiten als mit der Stimme.

© SZ vom 26.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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