Reden wir über:Knödel auf Französisch

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Koch Jean-Yves Lethimonier freut sich auf Gäste aus seiner Heimat

Von Franziska Langhammer

O là là: Wer diese Woche einen Blick auf die Karte der Speisekammer Ebersberg wirft, darf keine Scheu vor der "Haute Cuisine" aufweisen. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft Ebersberg - Yssingeaux hat Jean-Yves Lethimonier, 56, französischer Koch im Einrichtungsverbund Steinhöring, kurzerhand den Speiseplan in seine Muttersprache übertragen.

SZ: Herr Lethimonier, was setzen Sie den Gästen aus Yssingeaux vor?

Jean-Yves Lethimonier: Ich wollte eigentlich französisch kochen, doch dann dachte ich mir, die Franzosen wollen lieber eine Spezialität von hier ausprobieren. Also habe ich nur die Speisekarte übersetzt. Am Montag gab es zum Beispiel Zwetschgendatschi; das habe ich übersetzt mit "tarte au prune de tante Elli" - Elli ist meine Kollegin. Oder am Freitag werden "boulettes de pain et frômage poêlées sur salad" serviert - zu Deutsch: Kaspress-Knödel mit Salat.

Wie sind Sie in Ebersberg gelandet?

Nach der Kochschule wollte ich eigentlich nach Australien oder Kanada - auf jeden Fall für eine Weile weg aus Frankreich. Eine Stelle dort habe ich nicht sofort gefunden, dafür habe ich ein Stellenangebot in München gesehen und mich gefragt: Warum nicht, für ein paar Monate? Ich hatte bis dahin nur das Klischee von Fußball und Bier im Kopf - und war sofort fasziniert von der Stadt. Paris war mir zu stressig. Das Grüne und die Herzlichkeit der Leute haben mich ein bisschen an die Bretagne erinnert. Und so wohne ich in Bayern, seit mittlerweile 33 Jahren.

Hat die bayerische Küche nach all den Jahren abgefärbt auf Ihre Kochkünste?

Ich koche jeden Tag etwas anderes, mal italienisch, mal indisch, mal eben bayerisch. Bayerisch ist auf jeden Fall deftiger als die französische Küche, wo man eher leichte Gerichte kocht.

Welches bayerische Gericht essen Sie am liebsten?

Sauerbraten. Ich liebe das. Sauerbraten mit Blaukraut.

Was können die Bayern noch von der französischen Küche lernen?

Man spürt schon jetzt in manchen bayerischen Restaurants den Einfluss: in der Leichtigkeit und Präsentation der Speisen zum Beispiel. Es gibt eine junge Generation von Köchen, die konzentriert sich mehr auf die Feinheiten beim Kochen. Generell wird in Frankreich viel Wert auf Qualität, Zeit und Kommunikation gelegt. Die Franzosen essen in vielen kleinen Gängen, Zusammensein wird dort groß geschrieben. Es ist nicht so wie in Bayern, wo es ein deftiges Hauptessen gibt, nach dem alle wieder aufstehen und gehen. Aber Bayerisch muss Bayerisch bleiben, und Französisch Französisch.

Gibt es etwas, das die beiden Küchen verbindet?

Schwer zu sagen, denn auch in Frankreich selbst gibt es verschiedene Arten zu kochen, verschiedene Zutaten. Ich bin in der Bretagne aufgewachsen und habe zum Beispiel als Junge nie eine Flasche Olivenöl gesehen. Ganz anders in Mittelfrankreich: Da gibt es auch deftigere Sachen zu essen. Oder in Nordfrankreich wird mehr mit Kohl gekocht, Kartoffeln und Würsten - Eintopf wie in Bayern.

Warum ist es wichtig, die französisch-deutsche Freundschaft hochzuhalten?

Freundschaft ist immer schöner. Und gerade beim Kochen lernt man viel über Kulturen. Ich habe anfangs beispielsweise nicht gewusst, wie man Spätzle richtig hinbekommt. Kollegen haben es mir gezeigt, jetzt kann ich es einwandfrei. Im Gegenzug habe ich öfter mal den bayerischen Kollegen Tricks gezeigt, etwa wie man auf die Schnelle für ein Fischgericht eine schöne Soße hinbekommt.

Interview: F. Langhammer

© SZ vom 25.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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