Reden wir über:Jagdhörner im Pub

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(Foto: privat/oh)

Musiker vom Spielmannszug reisen zu Freunden nach Irland

Interview von Alexandra Leuthner

Vielleicht wartet Noel Dinan ja schon auf sie, auf die Jagdhornbläser des Spielmannszugs Ebersberg. Der irische Gastwirt aus der Kleinstadt Mallow ist in Ebersberg nämlich seit Jahrzehnten bekannt. Viermal waren die Ebersberger schon beim "International Folk Gathering Mallow" zu Gast - und haben dabei die Vorzüge von Dinans Pub "Maureen's" kennen und schätzen gelernt - zuletzt vor fünf Jahren, als sie unverhofft zum 60. Geburtstag des Herbergsvaters angereist waren, der in seinem Lokal sogar eine Erinnerungsecke mit Fotos vom Spielmannszug hat. Jetzt feiert er seinen 65. Geburtstag, und die Ebersberger starten eine Geheimaktion. Susanne Luther, die einzige Frau unter den Jagdhornbläsern, erzählt, wie der Wochenendtripp ablaufen soll.

SZ: Frau Luther, nun haben Sie also die Sachen gepackt, um mal eben nach Irland zu reisen. Fliehen Sie vor dem vorweihnachtlichen Stress?

Susanne Luther: Also wenn Sie die Frage meinen männlichen Kollegen stellen, dann bekommen Sie wahrscheinlich ein klares "Ja" zu hören. Aber sagen wir es mal so: Der Freund Noel Dinan hat seinen Geburtstag sehr gut getimt und uns so diesen vorweihnachtlichen Ausflug ermöglicht.

Aber da müssen Sie doch jetzt viel Zeit in die Vorbereitungen für die Reise investieren, die dann in der ohnehin dicht gepackten Zeit für die Weihnachtsvorbereitungen verloren gehen.

Ach nein, wir sind ja im Grund alles alte Hasen. Wir proben auch ohne Auftritt fleißig jede Woche, hatten zuletzt aber doch viele Einsätze bei Adventsfeiern, Gottesdiensten und auf Christkindlmärkten. Vorbereiten müssen wir da nicht viel. Schwierig war eigentlich nur das Packen.

Weil die Fluglinie nach Irland für Übergepäck jedes Kilo extra berechnet?

Ja, wenn man wenig Vereinsbudget hat, dann fliegt man auch Low-Budget und somit hat man dann auch wenig Gepäckmöglichkeiten. Aber die Instrumente, die müssen ja mit. Wir haben also gestern den Abend damit verbracht, dass wir riesige Kartons gepackt haben mit den Jagdhörnern, was gar nicht so leicht ist. Wir hatten viel Spaß mit der Kofferwaage, das Ganze irgendwie auf die Reihe zu kriegen.

Wie viel wiegen denn die Instrumente?

Wir haben zwei große Kartons à 20 Kilo, da sind die Jagdhörner drin, zumindest die großen, die Parforce-Hörner. Die Kleinen, die müssen irgendwo unter dem Sitz oder im Handgepäck reisen.

Wie sieht dann ihr Aufenthalt aus?

Das Ganze ist eine Geheimaktion. Der Jubilar ist ja ein großer Freund von Ebersberg, zu dem wir schon seit den 80er Jahren sehr engen Kontakt haben. Wir fliegen morgen erst mal nach Dublin, werden dort die Nacht verbringen und auch die Stadt anschauen. Dann fahren wir am Samstag mit dem Zug nach Mallow, eine Kleinstadt im Süden von Irland. Wir werden uns da möglichst unauffällig aufhalten, um dann am Samstagabend plötzlich bei seinem Geburtstag aufzutauchen. Das gibt dann ein riesiges "Hallo".

Unauffällig aufhalten? Ist der Ort denn so klein?

Ja, wir sind da total inkognito. Das ist ja eine Kleinstadt, vielleicht so wie Ebersberg, wo es schon auffällt, wer im örtlichen Hotel eincheckt, zumal, wenn es eine größere Gruppe ist. Und wir sind allein schon zehn aus der Bläsertruppe.

Und wo wird gefeiert?

Es fügt sich glücklich, dass Noel Besitzer eines Pubs ist, und da feiern wir auch. Da werden wir selbst und auch ein paar Schlachtenbummler aus dem Spielmannszug und dem Trachtenverein, die uns begleiten - ein Akkordeon, eine Gitarre - locker aufspielen.

Was spielen Sie denn für Stücke?

Also, wir haben ein umfangreiches Repertoire, wir spielen klassische Jagdhornstücke, aber auch fast konzertante Stücke und solche aus Jagdhornmessen; ein buntes Potpourri, je nach Bedarf. Und die Iren sind ja auch Freunde der Musik.

Und des Guinness.

Ja, sicher. Da wird's ein paar schöne Stunden geben, da freuen wir uns schon. Wir werden aber auch die Sonntagsmesse gestalten, also geht es durchaus auch etwas kulturell zu. Die Familie des Jubilars weiß ja, dass wir kommen, und hat uns den Weg geebnet.

© SZ vom 14.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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