Reden wir über:Filme mit Bildungsauftrag

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Gymnasiallehrer Peter Rohmfeld ist Kunstlehrer am Franz-Marc-Gymnasium. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Gymnasiallehrer Peter Rohmfeld erzählt von der Schulkinowoche

Interview von Max Nahrhaft

Noch bis heute läuft die neunte "Schulkinowoche" in Bayern. Parallel zu den Filmvorführungen, unter anderem im Grafinger Capitol, hat ein Gespräch mit vielen Experten zum Thema "Filmkultur im Bildungskontext" stattgefunden. Einer der Diskussionsteilnehmer war Peter Rohmfeld, Kunstlehrer am Franz-Marc-Gymnasium in Markt Schwaben und Leiter der dortigen Filmgruppe. Er erklärt, welche Bedeutung das Medium Film für Kinder und Jugendliche heute hat.

Herr Rohmfeld, seit wann befassen Sie sich mit dem Thema Film und wie engagieren Sie sich dafür?

Ach, das war schon sehr früh. Bereits im Alter von 13 Jahren habe ich meine ersten Trickfilme gedreht. Das war damals noch mit der Normal-8-Kamera, heute kennt man vielleicht noch die jüngere Super-8. Auch als Lehrer habe ich mich von Anfang an engagiert. Als ich vor 18 Jahren an das Franz-Marc-Gymnasium gekommen bin, habe ich dort die Filmgruppe gegründet.

Haben Sie in der Filmgruppe schon junge Sterne für den Filmhimmel entdeckt?

Naja. . . (lacht) Es ist zwar nicht mein Ziel, junge Talente für die Filmbranche zu suchen, aber das kam schon vor. Von vier ehemaligen Schülern weiß ich, dass sie jetzt an Filmhochschulen sind oder zum Beispiel im Drehbuchbereich arbeiten. In der Gruppe steht aber viel mehr die Teamarbeit als eine Rekrutierung im Vordergrund.

Was war Ihre Aufgabe während der Schulkinowoche?

Die Schüler durften sich im Kino in Erding den Film "Ente Gut! Mädchen allein zu Haus" anschauen. Direkt nach der Vorstellung habe ich dann mit den Jugendlichen den Film besprochen. Da ging es weniger um den Inhalt, als mehr um die Gestaltung und die Struktur des Films. Die Kinder haben es zwar nicht so bewusst wahrgenommen, aber auch das war Unterricht - nur eben im Kinosaal. Sie sollten verstehen, dass es nicht nur Popcorn-Kino gibt, sondern dass das Medium Film auch Bildung vermittelt.

Sie waren beim Expertengespräch während dabei: Was zeichnet denn für Sie einen besonderen Kinderfilm aus?

Das ist nicht einfach. Er sollte aber auf jeden Fall spannend sein, damit er auch gern gesehen wird. Der Film muss zudem eine aktuelle Thematik aus der Lebenswelt der Kinder aufgreifen. Mir fällt auf, dass sich die Filme häufig nicht ernsthaft mit den Themen auseinandersetzen. Sie gehen nicht in die Tiefe, sondern wollen eher unterhalten.

Welche Rolle spielt der Film als Kultur- und Bildungsgut im Unterricht?

Eine immer größere Rolle. Im Zuge der Digitalisierung gewinnen Filme, aber auch Internetplattformen stetig mehr an Bedeutung. Für die meisten Schüler sind sie inzwischen wichtiger als das Lesen. Schrift ist zwar nach wie vor essenziell, um Gedanken zu fassen, digitale Medien sind aber meiner Meinung nach zwischenzeitlich gleich auf.

Finden Sie, dass das bayerische Schulsystem angemessen auf diese Entwicklung reagiert?

Da sollte sich noch mehr tun. Es werden zwar im Unterricht Filme gezeigt, die sich inhaltlich auf das jeweilige Fach beziehen. Doch was völlig fehlt, ist ein Fach, das sich dem Film, der Dramaturgie oder dem Theater widmet. Der darstellende Kulturbereich wurde bis jetzt vernachlässigt. Das Kultusministerium verkennt die Dringlichkeit des Problems, obwohl die Notwendigkeit von allen Experten gesehen wird.

Welchen Bildungsauftrag hat der Film - beziehungsweise das von Ihnen geforderte Schulfach?

Die Schüler sollten erfahren, dass Medien mehr sind als Unterhaltung. Filme können einerseits bilden, aber auch manipulieren. Je mehr man darüber weiß, wie ein Film aufgebaut ist, desto weniger ist man anfällig für Manipulation und Propaganda. Zum Beispiel der Islamische Staat nutzt diese Macht der Filme. Er spricht Menschen an, die glauben, dass das Gezeigte die Wirklichkeit sei. Gegen so etwas müssen wir aufklären.

Wie wird die Schulkinowoche von den Kindern angenommen?

Die freuen sich natürlich, dass sie einen Tag frei haben und ins Kino gehen dürfen. Sie merken dann aber schon, dass sie dort mit Spaß und Unterhaltung etwas über Film lernen. Das ist toll.

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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