Noch knapp ein Jahr dauert es, dann kommen die Kulturtage 2016 nach Poing. Zum ersten Mal werden es zwei aufeinanderfolgende Wochen sein - und zum ersten Mal möchte der Verein "Kulturtage Poing" dabei auch ein richtiges Theaterstück aufführen: "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal soll es sein. Die Vorbereitungen laufen bereits seit einigen Monaten, denn Schauspieler mussten gesucht und nun der Text einstudiert werden. Michael Gütlich (Foto: privat), künstlerischer Leiter der Kulturtage und Regisseur des Stücks, spricht über das Casting und die Vorbereitungen.
SZ: Herr Gütlich, weshalb haben Sie sich gerade für dieses Stück entschieden?
Michael Gütlich: Jedermann ist ein zeitloses Stück, welches im Mittelalter ebenso gut spielen könnte wie im 21. Jahrhundert. Außerdem ist es ein bekanntes Stück mit einer sehr wichtigen Kernaussage und trotzdem ganz individuell umzusetzen. Denn der Inhalt ist in nahezu alle Bereiche übertragbar und so bleibt ein großer Spielraum für die Inszenierung und Interpretation.
Wie ist es Ihnen bei der Suche nach Schauspielern ergangen?
Das Stück "Jedermann" zieht natürlich; zum Casting kamen mehr Interessierte, als wir dachten. Aber wir konnten jeden mit Rollen versorgen; insgesamt sind es etwa 14. Allerdings haben wir viel mehr Frauen in der Gruppe und nur fünf Männer.
Macht das die Besetzung nicht schwierig?
Ein bisschen schon, denn das Stück sieht mehr männliche Rollen vor. Deshalb haben wir einfach einige Figuren umbesetzt. Aber der liebe Gott ist männlich geblieben; ebenso wie Teufel und Tod.
Warum sind gerade Gott, Tod und Teufel männlich besetzt geblieben?
Sicherlich wäre auch hier eine weibliche Besetzung denkbar gewesen, wir hielten es aber für authentischer diese Rolle männlich zu besetzen, so wie es im Original auch ist.
Sind denn alle Rollen mit viel Text?
Nein, es gibt ganz unterschiedliche Aufgaben. Unsere feste Truppe besteht ja aus acht Leuten mit viel Erfahrung und die besetzen die Hauptrollen mit besonders viel Text. Andere Schauspieler haben nur einige Sätze. Manche sind auch einfach Komparsen - wir brauchen sie zum Beispiel in der Szene mit dem großen Fest. Jetzt haben wir Schauspieler zwischen 13 und 75 Jahren.
Hatten Sie Schwierigkeiten, Schauspieler mit ausreichend Erfahrung zu finden?
Auch da waren die Casting-Teilnehmer ganz durchmischt. Manche haben schon längere Zeit Bühnenerfahrung und beantworten meine Fragen ganz fachlich. Viele sind aber noch theaterunerfahren. Auf jeden Fall sind alle Feuer und Flamme - und das ist ja das eigentlich Entscheidende.
Haben die Proben schon begonnen?
Ja, die ersten Leseproben hatten wir bereits. Bis Anfang Dezember werden wir sie jeden Dienstag fortsetzen. Nach der Weihnachtspause geht es dann mit den richtigen Proben los. Allerdings nicht immer mit der vollen Besetzung. Wir werden das Stück dann nach und nach zusammensetzen.