Reden wir über:Bücher und Bier

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(Foto: Veranstalter/oh)

Eine neue Lesereihe verbindet Hopfentrunk mit Hochkultur

Interview von Jessica Schober

Der Ebersberger Buchhändler Sebastian Otter () liebt nicht nur goldene Sätze in der Literatur, sondern auch flüssiges Gold im Glas. Deshalb macht er gerade eine Ausbildung zum Biersommelier - und eröffnet am Donnerstag, 13. September, eine neue Lesungsreihe zum Thema "Bier und Buch".

SZ: Herr Otter, steckt das gedruckte Wort so in der Krise, dass es sich nur noch unter Alkoholeinfluss verkaufen lässt?

Sebastian Otter: Also, ich will ja jetzt keinen Getränkehandel in meinem Buchladen aufmachen. Sondern Lesungen mit ausgewählten Craft-Bieren dazu anbieten. Ein gutes Buch kann so viele Sinne ansprechen, da ist ein feines Bier eine wunderbare Ergänzung.

Was ergänzt sich denn gut?

Zu Dostojewski würde ich zum Beispiel ein Imperial Porter empfehlen. Ein Bierstil, der entstand, weil die russische Zarin Katharina mit englischem Bier beliefert wurde. Es hat schön schokoladige Noten. Zu dem Buch "Alle, außer mir" von Francesca Melandri habe ich gerne ein Ichnusa non filtrata aus Sardinien getrunken. Das Buch spielt überwiegend in Rom, das Ichnusa ist ein schlankes Bier mit etwas mehr Substanz als das bekanntere Peroni. Bei Robert Seethaler denke ich eher an ein Wacholderbier. Nicht nur weil "Ein ganzes Leben" teils in hohen Bergregionen spielt, in denen noch Wacholderbüsche gedeihen, sondern auch, weil das an Gin erinnernde Aroma gut mit Seethalers unprätentiösen Stil harmoniert - gerade und knorrig.

Warum werden Sie als Buchhändler jetzt eigentlich Biersommelier?

Seit meiner Jugend interessiere ich mich für Bier. Meine Großmutter betrieb ja noch die Ebersberger Schlossbrauerei, ich bin quasi mit Hopfenduft aufgewachsen. Und ich habe schon früh die erstaunliche Bandbreite der Biere kennengelernt. Da gibt es belgisches Sauerbier, das wir höchstens als Berliner Weiße kennen. Und Starkbiere mit tollen Aromen. Ich habe dann irgendwann mit meiner Frau in der heimischen Küche angefangen, eigene Biere zu brauen. Da muss man sich streng an die Temperaturangaben halten. Es ist doch ein Wunder, wenn das Bier dann zu gären beginnt. Zuerst schmeckt es wie Karamalz, dann beginnt es zu blubbern und durch die Hefe verwandelt sich der Zucker in Alkohol.

Was hat es mit dem Buch-Otter-Weizen auf sich, dass Sie nun eigens zur Lesung anbieten?

Das hat ein ganz junger Brauer, der Benedikt Deniffl, von der Braumadl Brauerei in Lauingen extra für mich gebraut. Ich habe ihm von meiner Arbeit als Buchhändler und meiner Bierleidenschaft erzählt, da meinte er: "Bier, Buch... da müssen wir doch ein Buchweizenbier brauen!" Das war dann gar nicht so einfach. Ich hoffe, es wird so eine nussige Note haben, wenn wir am Donnerstag das Fass probieren.

Schon Johann Wolfgang von Goethe wusste ja: "Das Bier schafft uns Genuss, die Bücher nur Verdruss!"

Die Schreibarbeit eines Buches fordert bestimmt auch Schweiß, aber die Bücher von Goethe sind doch wirklich ein Genuss...

Und was erwartet die Besucher nun beim Lesereihenauftakt?

Dafür haben wir den Historiker und Radiojournalisten Gerald Huber eingeladen, der sich eingehend mit der Geschichte des Bieres befasst hat. Dazu kredenzen wir zum Beispiel ein Waldbier aus Obertrumm mit Auszügen aus Wacholder und Kirschblüte. Ach, haben es die Österreicher gut, dass sie sich nicht ans bayerische Reinheitsgebot halten müssen!

Die Lesung "Bier und Buch" mit Gerald Huber beginnt am Donnerstag, 13. September, um 19 Uhr in der Ebersberger Buchhandlung Otter. Der Eintritt kostet acht Euro, dazu gibt es ein Glas Buch-Otter-Weizen.

© SZ vom 12.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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