Reden wir über:Alle unter einem Hut

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Zornedings Integrationsbeauftragter Axel Glienke. (Foto: Christian Endt)

Axel Glienke kümmert sich um Integration in Zorneding

Interview von Viktoria Spinrad

Poing und Ebersberg hatten es vorgemacht, jetzt zieht auch Zorneding nach: Seit dem 1. April hat die Gemeinde einen Integrationsbeauftragten. Der ist kein Unbekannter: Axel Glienke, 46, ist seit dem vergangenen Jahr bereits Jugendbeauftragter von Zorneding. Einen Teil seiner Zeit soll er sich nun als Schnittstelle zwischen Landratsamt, Helferkreis und Gemeinde darum kümmern, wie Asylbewerber langfristig gut integriert werden können. Im Interview berichtet er, welche Herausforderungen er dabei sieht und wo die Gemeinde ansetzen kann.

Welche sind die größten Baustellen in Zorneding, die Integration verhindern?

Wohnen und Arbeiten. Da ergeht es Zornedinger Flüchtlingen genau wie allen anderen. Wir haben hier 40 anerkannte Flüchtlinge, also Fehlbeleger in den Containern, die einfach keine Wohnung finden. Dazu kommen die hohen Wohngebühren - und die Schwierigkeit für die Asylbewerber ohne Bleibeperspektive, eine Arbeitserlaubnis zu erhalten. Das ist für viele Asylbewerber enorm demotivierend.

Die großen Themen. Hat ein Integrationsbeauftragter hier überhaupt eine Chance?

Da muss man realistisch sein. Rechtsberatung zum Beispiel kann und darf ich gar nicht machen. Als Teil der Verwaltung muss man auch politische Vorgaben akzeptieren. Und die Abläufe in den verantwortlichen Behörden wie dem Landratsamt unterliegen ja auch gesetzlichen Vorgaben, da hat die Gemeindeverwaltung keinen Einfluss. Wohl aber in anderen Bereichen.

Zum Beispiel?

Unser Helferkreis besteht aus Menschen, die sehr viel aufgefangen haben und sich gleichzeitig oft rechtfertigen müssen, warum sie den Zugewanderten überhaupt helfen. Es ist vor allem ihnen zu verdanken, dass das Zusammenleben in der Gemeinde so gut funktioniert. Damit das auch so bleibt, muss man ihre Arbeit jetzt sinnvoll unterstützen.

Gibt es hier schon konkrete Ansätze?

Genau darum geht es in der jetzigen Phase: Auszuloten, wie die Gemeinde den Helferkreis sinnvoll entlasten kann. Klar ist, dass die Kommunikation zwischen den vielen Behördenschnittstellen noch verbessert werden kann. Zum Beispiel weiß der Helferkreis manchmal erst sehr spät Bescheid, wenn einem Geflüchteten die Obdachlosigkeit droht. Da bleibt wenig Zeit zu reagieren. Da setze ich mich gerne als Mittler ein.

Das klingt nach einer Herausforderung.

Natürlich sind die Voraussetzungen für Integration teils schwierig. Das zeigt das Beispiel der Familienzusammenführung. Es ist wesentlich einfacher, eine Familie, die in einem Mehrfamilienhaus wohnt und deren Kinder die Schule besuchen, in das Gemeindeleben zu integrieren, als einen einzelnen Mann, der perspektiv- und arbeitslos in einer Containeranlage wohnt. Das lassen die politischen Vorhaben nicht immer zu. Davon sollten wir uns aber nicht entmutigen lassen. Wir werden den Zornedinger Weg weiter gehen.

Wie sieht dieser aus?

Geflüchtete in Vereine einbinden, sie mit Deutschkursen und Bewerbungstrainings fit für den Arbeitsmarkt machen. Dabei müssen wir auch geduldig sein. Integration braucht Zeit. Konstruktive Maßnahmen wie diese sind der Weg, den wir in Zorneding weitergehen wollen - und den auch die Gemeinde unterstützen möchte.

© SZ vom 11.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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