Psychosomatik:Rasche Hilfe in Krisen

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Stephan Diehm, Peter Zwanzger und Manfred Koniarczyk (von links) haben zusammen die neue Psychiatrische Institutsambulanz aufgebaut. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die neue Psychiatrische Institutsambulanz an der Kreisklinik Ebersberg behandelt Menschen mit Erkrankungen wie Burn-out oder Depressionen. Mit diesem Angebot können Betroffene die lange Wartezeit auf einen Therapieplatz überbrücken

Von Simon Gross, Ebersberg

Seit Mai dieses Jahres können Menschen, die eine plötzliche psychische Krise durchleben - wie etwa einen Burn-out - in Ebersberg ambulante Hilfe erhalten. Auf einer Informationsveranstaltung rund um das Thema "Angst und Depression" hat jetzt das kbo-Inn-Salzach-Klinikum seine neue Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) vorgestellt, die in der Ebersberger Kreisklinik untergebracht ist.

"Ein großer Verlust" - davon war in den Reaktionen auf das Ende der stationären psychosomatischen Behandlung in der Kreisklinik im Herbst 2017 oft die Rede. Die Einrichtung bot Patienten mit psychischen Problemen die Möglichkeit über mehrere Tage und Nächte hinweg durchgängig versorgt zu werden. Aufgrund des dramatischen Platzmangels, der vor allem auf die deutlich gestiegenen Patientenzahlen zurückzuführen war, musste die Station jedoch schließen. Die stationäre Behandlung psychosomatischer Erkrankungen übernahmen die Kliniken des Bezirks Oberbayern (kbo) in Wasserburg und Haar. Die Tagesklinik, die ebenfalls vom kbo-Inn-Salzach-Klinikum übernommen wurde, blieb Ebersberg dagegen erhalten. Hier können Menschen teilstationär versorgt werden. Dieses Angebot wird jetzt durch die PIA um eine ambulante Versorgung vor Ort ergänzt.

Anfang April kam die Zulassung, einen Monat später startete bereits der Betrieb und seit Juli ist die PIA auch mit Mobiliar und EDV-Diensten ausgestattet. Stephan Diehm, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, half dabei, die Institutsambulanz in Ebersberg aufzubauen. Bei einem Informationsnachmittag verdeutlicht er die Versorgungslücke, die die PIA schließen soll, anhand eines typischen Falls: Patienten, die in der Vergangenheit stationär behandelt wurden, etwa wegen Depressionen, hätten oft Probleme, anschließend eine dauerhafte Versorgung zu bekommen. Oft betrage die Wartezeit bei niedergelassenen Psychiatern ein halbes Jahr. Das entmutige Patienten, sich um eine weiterführende Behandlung zu kümmern, besonders wenn sie vorübergehend symptomfrei seien. In solchen Fällen könne die Institutsambulanz eine überbrückende Versorgung gewährleisten und einem Rückfall der psychischen Erkrankung vorbeugen. Wobei Diehm betont, dass die PIA nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu niedergelassenen Ärzten fungieren soll.

Nach der stationären Behandlung einer schwerwiegenden Behandlung dürfe der Patient nicht alleine gelassen werden. "Um von einer ausreichenden zu einer sehr guten Behandlung zu kommen, ist eine ambulante Versorgung wichtig", sagt Diehm. Und natürlich sei die PIA auch für Fälle da, in denen noch gar keine Behandlung erfolgt ist und eine notfallmäßige Versorgung geleistet werden muss. In diesem Zusammenhang arbeite man eng mit dem "Krisendienst Psychiatrie" zusammen, der in akuten Fällen eine ambulante, aber auch eine stationäre Aufnahme in die Wege leiten kann.

Die neue Einrichtung bietet in vier Zimmern fachübergreifende Hilfe. Neben Ärzten und Psychologen stehen therapeutisch ausgebildete Pflegekräfte und eine Sozialpädagogin zur Verfügung. Sogar Kunst- und Bewegungstherapeutinnen stehen den Patienten bei Bedarf zur Seite. Allerdings liege der Schwerpunkt auf der psychotherapeutischen Behandlung, sagt Diehm. Personell wünscht sich der Facharzt einen flexiblen Austausch mit der Tagesklinik, sodass die PIA bei Bedarf Unterstützung erhalten kann. Außerdem sei das auch für Patienten gut, die von der Tagesklinik in die ambulante Versorgung wechseln, weil sie dann den gleichen Therapeuten behalten könnten.

Geöffnet ist die Ambulanz zwischen 8.30 und 16.30 Uhr, freitags schließt sie etwas früher. Dafür soll an einem Nachmittag in der Woche länger geöffnet sein, um berufstätigen Patienten entgegenzukommen. Wahrscheinlich wird dieses Angebot auf einen Dienstagnachmittag fallen, vermutet Diehm. Die maximale Anzahl an Wochenterminen betrage zurzeit noch drei pro Patient. Zukünftig schließt der Facharzt nicht aus, auch Gruppenangebote in das Programm aufzunehmen: Dort könnte zum Beispiel soziales Kompetenztraining stattfinden oder in sogenannten Skillsgruppen Fertigkeiten vermittelt werden, die beim Umgang mit dem Alltag, aber auch in Krisensituationen helfen sollen. Wer akute psychische Probleme hat und Hilfe benötigt, kann sich rund um die Uhr an den "Krisendienst Psychiatrie" wenden. Dort erhalten Betroffene qualifizierte Beratung und Unterstützung. Telefonnummer: (0180) 655 3000.

© SZ vom 20.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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