Progressive Rock:Selfish

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(Foto: Veranstalter/oh)

Wer beim Poinger Straßenfestival plötzlich doppelt sieht, muss deshalb noch lange nicht das Bier aus der Hand geben: Sebastian Kölln von Toms and the Wolf Gang tauscht das Streichen am Kontrabass mitten in der Show gegen das Zupfen am E-Bass - und steht mit seiner Band Selfish gleich schon wieder auf der Bühne, als wolle er dem Publikum noch einen Streich spielen. "Das wird anspruchsvoll", schnauft Doppelagent Kölln in Gedanken an seine zweifache Schicht beim Straßenfestival.

Seine Bandkollegen bei Selfish - die Gitarristen André Flieter und Heiko Hiebl, Schlagzeuger Christian Ernstberger, Keyboarder Martin Angerer und Lead-Sänger Kevin Breslin - haben sich für ihn gefreut, als er sich noch eine zweite Band zulegte. "Ältere und jüngere Bands ergänzen sich und helfen sich gegenseitig", sagt Kölln. Die schon 1996 im Studium gegründete Band Selfish komme zwar nicht mehr ganz auf das Pensum an Auftritten, das Toms and the Wolf Gang aktuell hinlegt - immerhin sind sie heute fast alle Familienväter -, kann dafür aber aus 22 Jahren Erfahrung und über 100 selbst geschriebenen Songs schöpfen, die jeden der sechs Charaktere in jedem Lebensabschnitt abbilden. Ausbalanciert werden die Eigenwerke mit Coversongs des englischen Rock, von Radiohead, Coldplay und Snow Patrol, aber auch die Britin Adele haben sie auf eine Männerstimme umgemünzt. Da kommt der besondere eigene Touch ins Spiel, mit dem sie jedes Cover versehen. Alternativer, progressiver Rock darf verzerrt klingen und das Original mit einer Eigeninterpretation verzehren.

Den Platz auf der heimischen Bühne haben sich die Herren verdient: Viele nächtliche Autofahrten seien nötig, um regelmäßig und so auch am 30. Juni wieder in Poing mit der Gruppe vereint dastehen zu können, denn die Hälfte der Band reist aus Regensburg an. Nach einer so langen gemeinsamen Zeit, in der es auch manche Rauferei und Reunion gab, kann man es Basti Kölln wohl nachsehen, dass er sich an den Grund für ihren Bandnamen "Selfish" - zu deutsch: "egoistisch" - schon gar nicht mehr erinnern kann. "Aber selbstsüchtig darf man bei fünf Bandkollegen auf alle Fälle nicht sein, das funktioniert nicht", lacht Kölln.

© SZ vom 28.06.2018 / savi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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