Problem mit Starkregen:Auf der Euphoriebremse

Lesezeit: 2 min

Eine "Homburger Kante" soll das neue Hohenlindener Pfarrheim vor Wasser schützen. Der Gemeinderat ist skeptisch

Von Philipp Schmitt, Hohenlinden

Es soll die architektonische Attraktion schlechthin im Ort werden: Die Bauarbeiten am barrierefrei begehbaren neuen Pfarrheim an der Pfarrer-Andrä-Straße neben Grundschule und Rathaus mit seinem wellenförmigen Blechdach und dem multifunktionalen Pfarrsaal sind im vollen Gange. Bis die das Gebäude im nächsten Jahr fertig ist muss die Kirchenverwaltung mit den Planern auf der Baustelle allerdings noch viele Herausforderungen meistern.

Die anfängliche Euphorie scheint etwas gedämpft, denn es gab es einige schwierige Phasen: Nach dem Abbruch des maroden alten Pfarrheims mussten asbesthaltiges Material entsorgt, und wegen des instabilen Bodens beim Neubau viele Stützpfeiler zur Verbesserung der Tragfähigkeit gesetzt werden. Darüber hinaus gelangte nach starkem Regen Wasser von der nahe gelegenen Straße auf die Baustelle, weswegen beim Treffen der Planer mit Vertretern der Gemeinde ein Entwässerungskonzept diskutiert wurde: Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung den Vorschlägen der Planer zugestimmt und den Auftrag an eine Isener Firma vergeben. Die zusätzlichen Maßnahmen sollen verhindern, dass künftig bei starkem Regen Oberflächenwasser ungehindert von der Straße ins relativ tief gelegene neue Pfarrzentrum schwappen könnte: "Das Pfarrheim hätte man auch anders planen können", sagte Bürgermeister Ludwig Maurer (ÜWH). Wäre bei einer ordentlichen Bestandsaufnahme die Problematik mit dem Oberflächenwasser stärker berücksichtigt worden, hätten die aktuellen Entwässerungssorgen vermieden werden können: "Wir hoffen jetzt, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen reichen, und das neue Pfarrheim nicht bald abgesoffen ist", so der Gemeindechef.

Im Gemeinderat wurden Zweifel und Bedenken ob der zusätzlichen Entwässerung durch eine so genannte "Homburger Kante" geäußert. Diese soll laut Architekt Frieder Lohmann auf etwa 50 Metern bis zu fünf Zentimeter, beim barrierefreien Zugang zum Pfarrheim etwa zwei Zentimeter, hoch werden und Straßenwasser ableiten. Einen von Bürgermeister Maurer und Gemeinderatsmitglied Horst Bolscho (CSU) geforderten höheren Hochbord lehne der Planer ab, weil der barrierefrei Zugang gefährdet würde. Lohmann sagte auf Anfrage, dass sich die Planer, Landschaftsarchitekten und Entwässerungsexperten sicher seien, dass die Homburger Kante im Zusammenspiel mit Entwässerungsrinnen und Senkkästen ausreichend Schutz biete.

Die bisherige Entwässerung der Straße bei Starkregen teilweise über das Privatgrundstück der Kirche sei dem Architekten zufolge nicht ideal, die Gemeinde müsse dafür sorgen, dass künftig möglichst kein Oberflächenwasser auf Privatgrundstücke fließe. Die Homburger Kante sei die erste Stufe der geführten Ableitung des Oberflächenwassers der Straße, die zweite Stufe seien im Pfarrgarten Rinnen und Senkkästen. Der Eingang im Norden und der neue teilbare Pfarrsaal mit Parkettböden sei dadurch sicher, hieß es. Der barrierefreie Zugang war Kernthema des Entwurfes und Grundvoraussetzung für die Positionierung des Neubaus. Zudem stimme der Vorwurf nicht, dass das neue Gebäude tiefer als das alte Pfarrheim ins Gelände hinein geplant worden sei.

"Es darf nicht sein, dass wir die Fehler ausbaden müssen", sagte Theo Falterer (Bürgerliche). Josef Neumeier (Bürgerliche) und Hildegard Fröhlich (ÜWH) fügten an, dass die Risiken durch die Planung der Pfarrei nicht auf die Gemeinde abgewälzt werden sollten. Kirchenpfleger Josef Gallenberger teilte auf Anfrage mit, dass sich die Pfarrei auf die Aussagen der Fachplaner verlasse, eine Überschwemmung des Neubaus wolle er aber nicht erleben.

Der Kirchenpfleger gab auch einen Ausblick auf den weiteren Zeitplan: Neubau und Außenanlagen sollen "irgendwann 2019" fertig sein. Für die Gesamtkosten müsste die Endabrechnung abgewartet werden. Zeitdruck gebe es indes für die Kirchenstiftung Sankt Josef nicht, weil Räume im Pfarrhaus und im Wendlandhaus genutzt werden können.

© SZ vom 04.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: