Premiere im Alten Kino:Ebersbergs Lieblingslehrer

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Im ersten Kapitel seines "Musiklexikons" hat sich Hans Klaffl, ehemaliger Lehrer und Kabarettist aus Ebersberg, der Erfindung der Oper gewidmet. Nun nimmt er sich der dunklen Seite der Musik an - vom Barock bis zum Pop. (Foto: Christian Endt)

Hans Klaffl macht nicht nur Kabarett, sondern hält auch spannend-amüsante Vorträge. Nun präsentiert er ein neues Kapitel seines "Musiklexikons", in dem es um Geister, Hexen und Dämonen gehen soll

Von Anja Blum, Ebersberg

Hans Klaffl kann's nicht lassen. Zwar hat er schon lange kein Klassenzimmer mehr betreten, doch so ganz ohne Unterricht scheint es der ehemalige Musiklehrer nicht auszuhalten. Neben den hochgelobten und ständig ausverkauften Kabarettprogrammen über die Absurditäten seines früheren Berufslebens steht er deshalb immer wieder mit seinem "Musiklexikon" auf der Bühne, in dem er jeweils ein Thema so ernsthaft wie unterhaltsam aufarbeitet. An diesem Samstag feiert die neueste Ausgabe davon im Alten Kino Premiere, unter dem Titel "Unheimliche Musik" soll es um Geister, Hexen und Dämonen gehen.

Kabarett sei das aber nicht, sagt der Ebersberger Künstler: "Da geht es nicht um die Schule, das ist Schule." Nicht die Pointe stünde hier im Mittelpunkt, sondern das Thema. Er betone das, weil leider immer wieder Zuschauer mit den falschen Erwartungen zum Musiklexikon gekommen seien. Dieser Enttäuschung wolle er vorbeugen. Lohnenswert ist ein Besuch der Unterrichtsstunden mit Mehrwert aber allemal. Dank ihres durchaus wissenschaftlichen Ansatzes fallen diese Exkurse halt eher in die aktuelle Trend-Kategorie "Science Slam". Nur dass Klaffl dabei gegen keinen anderen Künstler antritt.

Insofern war der Ebersberger schon vor vielen Jahren ein Pionier, denn im Musiklexikon, nicht im Kabarett, liegen die Anfänge seiner Bühnenkarriere: Begonnen hatte alles einst mit Theater und Kabarett unter dem Dach der Schule, erzählt Klaffl, schon als Referendar habe er auf diese Weise mit Jugendlichen gearbeitet. Als es aber dann zu erheblichen Differenzen im Kollegium kam - wegen angeblich zu harscher Kritik - beendete Klaffl dieses Engagement. Mit dem Schließen dieser kleinen Tür ging allerdings eine größere auf: Musikkabarettist Jörg Maurer, damals ebenfalls Lehrer an Klaffls Schule, lud den Kollegen in sein Unterton nach München ein, eine kleine Bühne, auf der Klaffl spätabends, nach der eigentlichen Vorstellung, in lockerer Runde so manch Unterhaltsames zum Besten gab. Das Musiklexikon war geboren.

Und Maurer offensichtlich sehr angetan. Erst baute er den Ebersberger in sein eigenes Programm ein, wenig später setzte er ganze vier Klaffl-Abende auf die Agenda - still und heimlich. "Ich war entsetzt und hab' zu ihm gesagt, dass ich gar nicht so viele Freunde hätte", erzählt Klaffl heute und lacht. Die nächsten Sommerferien habe er dann am Schreibtisch verbracht, das Ergebnis war sein Kabarett-Debüt "40 Jahre Ferien". Und das Publikum kam, die vier Vorstellungen waren ausverkauft, irgendwann stand "10. Zusatzvorstellung" auf dem selbst gebastelten Plakat. 13 Jahre ist das nun her, seitdem spielt Klaffl immer wieder sein erstes Programm. Mittlerweile absolviert er gut und gerne 150 Auftritte pro Jahr, auch in Wien, Zürich, Frankfurt oder Berlin. Überall gibt es Lehrer, Schüler und Eltern, überall lachen die Zuschauer über Klaffls satirische Verarbeitung des Schulalltags. Und ein Ende ist nicht in Sicht: Vier Fortsetzungen hat der Kabarettist schon geschrieben, die jüngste wird im Mai daheim in Ebersberg Premiere feiern.

Doch welche Themen adelt Klaffl mit einer Ausgabe seines Musiklexikons? Erst im vergangenen Jahr hat der Mittsechziger die Reihe aus dem Unterton wieder aufgenommen, das erste Kapitel lautete: "Irrtum oder Schwindel? Die Erfindung der Oper". An Ideen dürfte es nicht mangeln: Klaffl, geboren in Töging am Inn, hat in München Cello studiert, außerdem Philosophie und Psychologie, er verfasste ein halbes Dutzend Musikbücher und schrieb zahlreiche Folgen der Sendung "Radiowissen" des Bayerischen Rundfunks. Doch welche Aspekte aus Musiktheorie und -geschichte sich für die Bühne eignen, weiß Klaffl aus seiner langjährigen Erfahrung als Pädagoge: Er suche sich einfach Themen heraus, bei denen schon im Unterricht Spannung entstanden sei, erklärt er, und das sei bei der unheimlichen Seite der Musik eben der Fall gewesen. Zum einen gebe es Kompositionen wie Berlioz' "Symphonie fantastique", die das Dunkle im Menschen, etwa Sünde und Gewalt, darstellten. Oder verbotene Musik. Oder solche, die berüchtigt sei, Selbstmorde auszulösen, vergleichbar dem Werther-Effekt in der Literatur. Oder das sogenannte Backmasking im Pop, geheime Botschaften, die nur gehört werden können, wenn das Stück rückwärts abgespielt wird. "Da ist tatsächlich was dran, ich habe selbst mal so etwas entdeckt", verrät Klaffl.

All das wird er - inhaltlich korrekt, in der Form eher locker und amüsant - in seinem neuen Musiklexikon darstellen. Mit Tonbeispielen, Pianoeinlagen und Zitaten unterfüttert. Ganz, wie es sich für einen Lieblingslehrer gehört.

Die Premiere im Alten Kino ist ausverkauft. Weitere Termine für das neue "Musiklexikon" stehen leider noch nicht fest

© SZ vom 24.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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