Wolfgang Amadeus Mozart war nicht nur ein eifriger Komponist, sondern auch ein ebensolcher Schreiber. Hunderte, wenn nicht Tausende Briefe hat er während seines Lebens verschickt, wohl nur ein Teil davon füllt heute Bücher und Archive. Leicht vorstellbar also, vor welcher Herausforderung Carolin Schubert (Foto: privat) in den vergangenen Wochen stand. Denn für das Konzert dreier Preisträger des Wettbewerbs "Jugend musiziert" an diesem Samstag, 25. Juli, um 20.30 Uhr in der Zornedinger Christophoruskirche musste die Schauspielerin Auszüge aus den Briefen des Komponisten auswählen. Die beiden Geigerinnen Abelina Ellert und Johanna Gerstner sowie der Cellist Philipp Heuer werden sämtliche Kirchensonaten Mozarts spielen, dazwischen liest Schubert aus dessen privaten Schriften.
Die Auswahl ist ihr nicht leichtgefallen: Das Angebot war groß, die Themen vielfältig - und der Künstler eigenwillig. "Teilweise sind die Briefe ein bisschen albern", erzählt Schubert. Also hat sie gefiltert und gekürzt, bis ihr Länge und Mischung passend erschienen. "Es geht querbeet: Ich habe etwas aus den Bäsle-Briefen, über den Tod seiner Mutter oder auch Geldangelegenheiten", sagt Schubert. Im Vordergrund stünden aber ohnehin die jungen Musiker. "Ich bin nur da, um das Ganze etwas aufzulockern."
Darin hat die 39-Jährige inzwischen Erfahrung. Seit einiger Zeit gibt sie hauptsächlich Lesungen, in Zorneding war sie schon mehrfach beim "Literarischen Herbst" zu hören. Zurzeit arbeite sie zudem gemeinsam mit Kollegen an einem Live-Hörspiel, verrät die Schauspielerin. Aufgeführt werden soll es ebenfalls in Zorneding. Das ist kein Zufall: Schubert ist dort verwurzelt, es ist ihre Heimatgemeinde. Hier ist sie aufgewachsen und nach einigen Jahren in der nahen Landeshauptstadt auch wieder angekommen. Sie hat im Jubilate Chor gesungen, so kam auch die Zusammenarbeit mit den jungen Musikern zustande: Chorleiter Matthias Gerstner wird diese auf einer Truhenorgel begleiten.
Schuberts künstlerische Auftritte sind allerdings seltener geworden in den vergangenen Monaten: Die Schauspielkarriere macht eine Pause, Schubert hat einen Bürojob angenommen. Ein bisschen Ruhe und Sicherheit nach dem unsteten Künstlerleben der Vorjahre. "Als Schauspieler lebt man halt immer so ein bisschen von der Hand in den Mund", erzählt sie. "Aber das weiß man ja, bevor man sich dafür entscheidet."
Nach einer Ausbildung an einer privaten Schauspielschule in München spielte sie bis 2005 am "Theater für Kinder". Das hatte schon damals mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen - auch für die Schauspieler keine angenehme Situation. "Aber die privaten Theater müssen überall kämpfen, um zu überleben." Außerdem sei die Zeit am Theater für Kinder sehr lehrreich gewesen, denn die jungen Besucher seien ein sehr direktes Publikum, erklärt Schubert: "Wenn die sich langweilen, lassen sie es einen spüren." Da bekam die alte Lebensweisheit, man solle immer alles geben, eine neue Bedeutung für sie.
Neben kleineren Engagements arbeitete sie anschließend sechs Jahre lang beim Sommertheater im Englischen Garten. Die Gruppe spielt im Amphitheater des Parks und bei Gastspielen in ganz Deutschland. Schubert war viel unterwegs und hatte zu tun - es klingt nach einer soliden Karriere. "Aber dann hatte ich irgendwann genug", erinnert sie sich. Also beendete sie ihr Engagement am Sommertheater und machte sich auf die Suche nach einem anderen Job. Bereut hat sie das bislang offenbar nicht, fröhlich erzählt sie, dass sie nun eben einem "geregelten Leben" nachgehe.
Fertig ist die Zornedingerin mit der Schauspielerei trotzdem noch längst nicht, das wird schnell klar: Demnächst werde sie sich wohl mal wieder auf eine Rolle bewerben "müssen", sagt Schubert: "Langsam brennt es wieder unter den Nägeln."