Poinger Neujahrsempfang:Den Herberts sei Dank

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Poings Bürgermeister Albert Hingerl ehrt Herbert Pfnür, Eva Maria Siegel-Persichini, Herbert Rauch und Herbert Dullnig mit der Bürgermedaille. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bürgermeister Albert Hingerl ehrt vier engagierte Einwohner mit Medaillen verliehen. Daneben gibt es nachdenkliche aber auch optimistische Ausblicke für 2019

Von Stella Vogl, Poing

"Bei uns ist viel los", flüstert Gudrun Olbrich fast schon ein bisschen stolz, als sie sich kurz vor Beginn des Neujahrsempfangs in der Aula der Grund- und Mittelschule zu ihrem Gesprächspartner hinüberbeugt. Schon seit 50 Jahren ist sie fest in Poing verwurzelt und freut sich über das umfangreiche Programm, das den Bürgern auch heuer geboten wird. Für Gudrun Olbrich ist es eine Selbstverständlichkeit, gemeinsam mit den zahlreichen anderen Gästen über die großen und kleinen Vorhaben der Gemeinde, aber auch über das ein oder andere Problem - wie dem verzögerten Ersatzneubau der Karl-Sittler-Grundschule - zu diskutieren.

Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) weist in seiner Rede darauf hin, dass Poing im Großen und Ganzen nicht zum Stillstand neige und stolz auf sich sein könne. Das ist laut Hingerl besonders Gemeindemitgliedern wie Eva Maria Siegel-Persichini zu verdanken, die er für ihr langjähriges familiäres Engagement mit der Bürgermedaille ausgezeichnet. Neben ihr haben auch drei Herren einiges in Poing bewegt. Von der freiwilligen Feuerwehr über den Lokaljournalismus bis hin zu Verkehrsinitiativen und Radlrouten wurden sie zwar für unterschiedliches Engagement gewürdigt, aber eine Gemeinsamkeit teilen sie dann doch: den Vornamen Herbert, der sich offenbar zeitweise in Poing größter Beliebtheit erfreute. Und so kommt es zwischendurch scherzhaft zu der Nachfrage aus dem Publikum: "Welcher Herbert?" Doch die Verwechslungsgefahr tragen die drei Namensvettern wie das Publikum mit viel Gelassenheit und einigem Schmunzeln. Während sich der Lokaljournalist Herbert Dullnig durch seine ehrenamtliche Arbeit als Gemeindeschreiber und langjährige Karriere als Nikolaus in und um Poing verdient gemacht hat, lobt Bürgermeister Albert Hingerl bei Herbert Pfnür dessen unermüdlichen Einsatz in der Freiwilligen Feuerwehr Poing. Und auch der dritte im Bund, Herbert Rauch, kommt bei der Laudatio von Bürgermeister Hingerl nicht zu kurz. Schließlich setzte er sich nicht nur für ein Tempolimit auf der Plieninger Straße ein - ein Projekt, das der Bürgermeister scherzhaft so kommentiert: "Also wenn jemand einen Strafzettel bekommt: Herbert Rauch". Darüber hinaus befasst sich Rauch als Autor mit einer ganz besonderen Sportart: dem sogenannten Biergartenradeln im Poinger Umland.

Zu den Ehrungen der tatkräftigen Bürger, die das Gemeindeleben durch ihre Arbeit bereichern, passt auch die Recherche von Pfarrer Christoph Klingan nach den beliebtesten Neujahrsvorsätzen. Demnach befinde sich der Vorsatz "mehr Bewegung global auf Platz eins". Und dem kann der Pfarrer der katholischen Pfarrei St. Michael vor allem mit Blick auf das aktuelle "Schneechaos" im Landkreis nur zustimmen: "Unser Leben ist davon bestimmt, dass man mobil ist." Und auch wenn es in den vergangenen Tagen durch das "Schneeschippen" wohl kaum an Bewegung gemangelt hat, führt er weiter aus: "Auch die innere Beweglichkeit ist wichtig" und wirbt für Offenheit in der "aktiven und lebendigen Kommune". Pfarrer Michael Simonsen von der evangelischen Kirche fasst den Begriff ein Stück weit dynamischer auf, nämlich als Jagd, wobei er an den Psalm 34 denkt: "Suchet Frieden und jaget ihm nach".

An das Motiv der Bewegung, das sich wie die musikalische Begleitung des jungen Bläser-Ensembles als roter Faden durch die Veranstaltung zieht, knüpft auch Bürgermeister Albert Hingerl an: "Ich glaube, auch die Gemeinde wird sich in diesem Jahr auf die Suche machen und sich sehr viel bewegen". Dabei geht es ihm in der Ansprache vor allem um einen vorwärtsgerichteten Schritt: "Den Rückblick lass ich weg, wir schauen nach vorne". Doch nicht alle Aussichten gefallen dem Bürgermeister. Denn schon zu Beginn seiner Begrüßungsrede stellt er mit ernsten Unterton und mit Blick auf die politischen Entwicklungen fest: "Die Verhältnisse verschieben sich." Denn nicht nur das Ergebnis der Landtagswahl bereite Sorge, sondern auch die EU-Politik werde durch einen Rechtsruck zunehmend unter eine "Zerreißprobe" gestellt.

Erfreulicher geht es dafür in der Planung der Eisenbahnüberführung am S-Bahnhof zu. Dafür, dass das knapp 30 Jahre alte Vorhaben dieses Jahr zu Ende gebracht wird, löste der Bürgermeister sein Versprechen ein, sich mit Gemeinderat Reinhard Tonollo auf eine Pilgerreise von rund 84 Kilometern bis nach Altötting zu begeben - ganz nach dem Motto "Wenn ich das noch erleben kann".

So deckt der Wunsch nach einem "bewegten und bewegenden Jahr 2019" von Pfarrer Klingan ganz mit der Gemeinde Poing und ihrer Bürger.

© SZ vom 15.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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